Deutscher Weizen gedeiht Bessere Ernte, höhere Preise
31.08.2012, 13:32 Uhr
Höhere Erträge in Deutschland, aber sinkende Preise gibt es dennoch nicht.
(Foto: picture alliance / dpa)
Ein frostiges Frühjahr, ein verregneter Sommer: Deutschlands Bauern ernten dennoch mehr Getreide. Auf die Preise hat das keinen Einfluss. Die klettern weiter - der Grund ist bekannt.
Die ursprüngliche Idee hinter Termingeschäften ist die Absicherung gegen Preisschwankungen.
Beispiel: Ein Bauer will sich bereits bei der Aussaat dagegen absichern, dass er für seinen Weizen bei der Ernte deutlich weniger Geld erhält als er für die Saat zahlen muss. Ein Getreideverarbeiter will dagegen beim Einkauf nicht plötzlich mit horrenden Preissteigerungen beim Weizen konfrontiert werden. Deshalb vereinbaren sie schon im Herbst, dass der Bauer nach der Ernte im darauffolgenden Sommer eine bestimmte Menge eines genau beschriebenen Weizens zu einem festen Preis liefert. Beide können nun sicherer kalkulieren - fertig ist das Warentermingeschäft. An besondere Regeln müssen sich Lieferant und Käufer bei direkten Geschäften miteinander nicht halten, denn sie können untereinander vereinbaren was sie wollen.
Soll das Geschäft jedoch an einer Warenterminbörse abgewickelt werden, gelten dafür feste Regeln und Standards. Gehandelt werden nur bestimmte Güter einer genau festgelegten Qualität, die zu festen Terminen in immer gleicher Größenordnung gehandelt werden. Diese Termingeschäfte heißen Futures.
Wer einen solchen Kontrakt abschließt, muss nicht gleich mit dem gesamten Kaufpreis in Vorleistung gehen, sondern zahlt nur einen kleinen Teil voraus als Sicherheitsleistung, die sogenannte Margin. Diese erlaubt Investoren, mit geringem Einsatz in großem Stil auf Preisentwicklungen an den Rohstoffmärkten zu wetten.
Dem verregneten Sommer zum Trotz fällt die Getreideernte in Deutschland besser aus als erwartet. Das geht aus dem diesjährigen Erntebericht hervor, den das Bundeslandwirtschaftsministerium veröffentlicht hat. Mit einem Ertrag von voraussichtlich rund 44,7 Millionen Tonnen werde das Vorjahresergebnis um 6,7 Prozent übertroffen und der Durchschnittswert der vergangenen Jahre nur knapp verfehlt.
Die wichtigste Getreideart in Deutschland ist dem Bericht zufolge weiterhin der Weizen, wo mit 22,5 Millionen Tonnen allerdings 1,5 Prozent weniger geerntet werden als vor einem Jahr. Dafür fällt die Roggenernte reichlich aus: Mit 3,77 Millionen Tonnen wird das langjährige Mittel um etwa 50 Prozent übertroffen.
Preise hoch
Wegen der Dürre in den USA steigen aber auch die Preise: Die meisten Getreidesorten seien zwischen 5 und 25 Prozent teurer als im vergangenen Jahr, heißt es in dem Papier. Deshalb werde die Lage auf den Weltmärkten intensiv verfolgt, versicherte Agrarministerin Ilse Aigner (CSU). "Weil Preissteigerungen besonders die Menschen in den ärmsten Ländern der Welt treffen, erfordert die aktuelle Situation höchste Wachsamkeit."
Die Qualität des deutschen Brotgetreides wird in der Erntebilanz als insgesamt zufriedenstellend bezeichnet. Der Roggen sei von sehr guter Qualität. Beim Weizen werde allerdings teilweise der notwendige Proteingehalt verfehlt.
Frost wirkt nach
Nicht nur Regen machte den deutschen Landwirten zu schaffen, sondern auch der strenge Frost im vergangenen Winter. Während der Ertrag bei der Sommergerste deutlich gesteigert werden konnte, gab es bei der Wintergerste im Vergleich zum Durchschnitt der vergangenen Jahre ein Minus von 22 Prozent.
Frostige Nächte im Frühjahr verdarben auch vielen Obstbauern die Ernte: Bei Erdbeeren, Äpfeln, Kirschen und Pflaumen fielen die Erträge unterdurchschnittlich aus. Gleiches gilt für den Spargel, und auch die Erntemenge bei Kartoffeln und Zuckerrüben wird in diesem Jahr kleiner ausfallen als im Vorjahr. Beim Wein zeigt sich der Bericht jedoch zuversichtlich: Die bisherige Entwicklung lasse auf einen qualitativ guten Jahrgang hoffen.
Quelle: ntv.de, dpa