Wirtschaft

Auf zu neuen Ufern Blackstone steigt bei Leica ein

Der US-Finanzinvestor Blackstone steigt beim traditionsreichen deutschen Kamerahersteller Leica ein. Von Blackstone beratene Fonds sollen demnach 44 Prozent übernehmen. Über den Preis herrscht Stillschweigen. Finzanzkreisen zufolge zahlt Blackstone aber mehr, als der Anteil an der Börse wert ist.

Der traditionsreiche deutsche Kamerahersteller Leica will mit Hilfe des Finanzinvestors Blackstone an alte Zeiten als Weltmarke anknüpfen. Blackstone erwirbt eine Minderheitsbeteiligung von 44 Prozent und soll die nötigen Investitionen mitfinanzieren, um den Umsatz in den nächsten fünf bis sechs Jahren auf eine halbe Milliarde Euro zu verdoppeln. Der österreichische Milliardär Andreas Kaufmann will mit 53 Prozent die Mehrheit behalten, wie er am Mittwoch in einer Telefonkonferenz sagte.          

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(Foto: picture alliance / dpa)

Finanzkreisen zufolge hat Blackstone mehr als die knapp 130 Mio. Euro bezahlt, die der Leica-Anteil an der Börse wert ist. Kaufmann sagte, zum Preis sei Stillschweigen vereinbart worden.     

Unter der Ägide von Kaufmann hatte Leica verspätet den Einstieg in die Digitalfotografie geschafft. Im Geschäftsjahr 2010/11 schnellte der Umsatz um 57 Prozent auf 249 Mio. Euro, der Nettogewinn auf 36,3 (2009/10: 3,2) Mio. Euro. "Von Unsicherheit ist bei uns noch nichts zu spüren", sagte Vorstandschef Alfred Schopf mit Blick auf die sich eintrübende Weltkonjunktur. Er setzt vor allem auf die Systemkameras. Dafür sagen Marktforscher starkes Wachstum voraus, Kompaktkameras stagnieren dagegen eher. Auch das Geschäft mit Ferngläsern berge Potenzial. Das Unternehmen beschäftigt im hessischen Solms und in Portugal insgesamt 1150 Mitarbeiter.  

Neue Bescheidenheit

Für Finanzinvestoren wie Blackstone sind Minderheits-Beteiligungen unüblich. ACM habe die Mehrheit behalten wollen, begründete der neue Blackstone-Deutschland-Chef Axel Herberg den Schritt. Kaufmann sagte, ACM werde sich nicht von weiteren Anteilen trennen. Bis auf einen Sitz im Aufsichtsrat bekommt der Investor keinen operativen Einfluss. "Die Strategie bleibt die gleiche", sagte Kaufmann.

Blackstone habe sich zu Projekten und Investitionen verpflichtet. Das Geld soll auch in eigene Läden fließen: 63 betreibe Leica bereits, 200 sollen es werden, mit Schwerpunkt in Asien.

Der US-Private-Equity-Konzern habe den Einstieg komplett mit Eigenkapital finanziert, sagte Herberg - auch das ist ungewöhnlich. Kaufmann habe darauf bestanden. Kredite seien "aufgrund der Finanzmärkte derzeit auch schwer darstellbar", räumte er ein. Herberg bezeichnete Leica als mittel- bis langfristiges Investment. Er schloss weitere Minderheitsbeteiligungen in Deutschland nicht aus. "Aber die muss man erst einmal finden. Ich bin da aber hoffnungsvoll."         

Leica ist das dritte Blackstone-Engagement in Deutschland seit Herbergs Amtsantritt. Im Sommer hatte der Finanzinvestor den Freizeit-Bekleidungshersteller Jack Wolfskin für rund 700 Mio. Euro übernommen. Zudem pumpt Blackstone Milliarden in mehrere Windparks vor der deutschen Küste.         

Quelle: ntv.de, rts

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