Wirtschaft

Hypothekenschwindel ad acta gelegt BoA kauft sich frei

Das Quartalsergebnis der BoA ist mit der Milliardenzahlung wieder einmal im tiefroten Bereich.

Das Quartalsergebnis der BoA ist mit der Milliardenzahlung wieder einmal im tiefroten Bereich.

(Foto: REUTERS)

Ihre umstrittenen Hypothekengeschäfte kommen die Bank of America noch immer teuer zu stehen. Um das Thema ein für alle Mal aus der Welt zu schaffen, zahlt das Finanzinstitut nun eine Milliardensumme. Der Haken dabei: Das Quartalsergebnis ist im Eimer,

Die Bank of America zieht mit dem wohl teuersten Vergleich in der Geschichte der Finanzbranche einen Schlussstrich unter ihre umstrittenen Hypothekengeschäfte. 8,5 Mrd. Dollar zahlt das Institut an 22 institutionelle Investoren, die mit verbrieften Immobilienkrediten viel Geld verloren haben, darunter auch deutsche Landesbanken. Damit sind zwar die meisten Rechtsstreitigkeiten, die auf den übernommenen Immobilienfinanzierer Countrywide zurückgehen, aus dem Weg geräumt.

Doch die Einigung reißt ein tiefes Loch in die Bilanz - allein im zu Ende gehenden zweiten Quartal rechnet die Bank of America mit einem Nettoverlust von bis zu 9,1 Mrd Dollar. Weiteres Geld wird für ähnlich strittige Fälle zurückgestellt. Alles in allem könnten sich die Belastungen auf 20 Mrd. Dollar summieren.

Vorstandschef Brian Moynihan machte deutlich, dass er einen klaren Schnitt will. "Unser Job ist es, die Risiken zu eliminieren", erklärte er. Nur so könne die Bank of America wieder auf die Beine kommen. An der Börse herrschte Erleichterung darüber, dass es nun endlich Klarheit gibt - seit Oktober hing der Streit mit den Investoren wie eine dunkle Wolke über dem einst so stolzen Geldhaus, das in der Finanzkrise ins Schlingern geraten war. "Mit einem Schlag haben sie eine ganze Reihe dieser Probleme vom Tisch", sagte Analyst Paul Miller von FBR Capital Markets. Die Bank-of-America-Aktie legte im frühen Handel an der Wall Street drei Prozent zu und zog auch andere Finanztitel mit.

Blackrock, Pimco und die BayernLB

Die Bank hatte mit am stärksten von allen Instituten auf den amerikanischen Immobilienmarkt gewettet. Als sich die Finanzkrise 2008 schon zuspitzte, kaufte sie noch den einst größten Immobilienfinanzierer Countrywide. Damit fielen ihr noch mehr faule Kredite zu, als der Markt zusammenbrach. Jene Hypotheken, die die Bank in Wertpapiere bündelte und an Investoren weiterverkaufte, kamen als Bumerang zurück: Die Käufer fühlten sich betrogen, als die US-Immobilienblase platzte und die Papiere plötzlich wertlos waren.

Auch die Investorengruppe, die nun den milliardenschweren Vergleich erstritt, warf dem Institut vor, dass die Verbriefungen nicht den wahren Wert der zugrundeliegenden Hypotheken widerspiegelten. Zu der Gruppe zählen unter anderem die New Yorker Notenbank, der weltgrößte Vermögensverwalter Blackrock, die Allianz-Tochter Pimco, aber auch deutsche Landesbanken wie die BayernLB und die LBBW. Letztere wollten sich zunächst nicht dazu äußern, wie viel Geld ihnen aus der Milliardensumme zufließt.

"Wie ein Lotto-Gewinn"

Die Investorengruppe hatte noch im vergangenen Herbst damit gedroht, den Streit vor Gericht auszutragen. Seither liefen im Hintergrund Verhandlungen über eine Einigung - angespornt von einem Vergleich, den die Bank bereits mit staatlichen Immobilienfinanzierern ausgehandelt hat. Die 8,5 Milliarden, die die Bank of America jetzt auf den Tisch legt, sind mehr als drei Mal so viel, wie sie einst für Countrywide bezahlt hatte.

Auch andere Branchengrößen müssen Analysten zufolge nun zittern, denn die Einigung dürfte nach ihrer Einschätzung Bedeutung für die gesamte US-Finanzbranche haben. Sie rechnen damit, dass Investoren nun den Druck auf andere Banken wie Wells Fargo oder JPMorgan Chase erhöhen. "Das ist so etwas wie ein potenzieller Lotto-Gewinn für die Investoren", sagte Matt McCormick, Portfolio-Manager von Bahl & Gaynor Investment Counsel. "Man kann nur verlieren, wenn man nicht spielt."

Die Bank of America geht trotz der Milliardenlasten nicht davon aus, dass sie eine Kapitalerhöhung brauchen wird, wie Moynihan betonte. Nach den Worten von Finanzchef Bruce Thompson war das zweite Quartal zufriedenstellend. Die Geschäfte im Investmentbanking liefen besser als im Vorjahreszeitraum, reichten allerdings nicht an das starke erste Quartal heran.

Quelle: ntv.de, rts

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