US-Konkurrent mit Nasa-Auftrag Boeing holt Airbus vom Himmel
03.08.2012, 17:23 Uhr
Boeing behält Airbus im Blick - und setzt zum Überholen an.
Airbus fliegt dem US-Konkurrenten Boeing seit Jahren um die Ohren. Damit ist es 2012 vorbei, wie die Auftragszahlen des ersten Halbjahres andeuten. Boeing weist fast drei Mal mehr Order auf. Zudem winkt dem US-Konzern noch ein Prestigedeal mit der Nasa.
Der europäische Flugzeugbauer Airbus hat im ersten Halbjahr weit weniger Aufträge erhalten als sein US-Konkurrent Boeing. Airbus habe unter dem Strich 270 Aufträge verzeichnet, wie die Tochter des europäischen Luft- und Raumfahrtkonzerns EADS mitteilte. 301 Aufträge seien eingegangen, von denen 31 wieder storniert wurden.
Boeing verkaufte im selben Zeitraum 736 Flugzeuge und musste 36 aus seinen Orderbüchern streichen. Die Amerikaner sind damit auf dem besten Weg, in der Jahresbilanz erstmals seit 2006 Airbus wieder zu überholen.
Die große Mehrzahl der Bestellungen bezog sich auf den Mittelstrecken-Flieger A320 mit 186 Flugzeugen. EADS hatte zuletzt eine neue Verzögerung beim künftigen Langstrecken-Flugzeug A350 bekanntgegeben, das nun im zweiten Halbjahr 2014 einsatzbereit sein soll. In diesem Jahr will Airbus insgesamt 580 Flugzeuge ausliefern, darunter 30 Riesen-Flieger A380.
Boeing fliegt vorbei
Im vergangenen Jahr hatte Airbus fast zwei Drittel aller Aufträge in seiner Branche eingeheimst. Mit einer Rekordzahl von 1419 bestellten Maschinen hängte der Konzern seinen US-Rivalen Boeing damit klar ab. Das Unternehmen hatte allerdings für 2012 einen deutlichen Rückgang bei den Bestellungen erwartet.
Boeing hatte im Juli bei der Luftfahrtmesse im britischen Farnborough zahlreiche große Aufträge abgeräumt, darunter insbesondere die Bestellung von 150 Flugzeugen des Modells 737, des meistverkauften Passagierflugzeugs der Welt, durch die US-Gesellschaft United Continental.
Boeing greift Airbus an
Dem US-Konzern winkt zudem ein neuer Großauftrag für seine Mittelstreckenflieger. Die Singapore-Airlines-Tochter Silkair will 23 herkömmliche 737 und 31 Maschinen der spritsparenden Neuauflage 737-Max bestellen, wie Boeing mitteilte.
Damit dringt Boeing in den Kundenkreis von Airbus ein: Bislang hat Silkair nur Maschinen des europäischen Konkurrenten in der Flotte. Der Auftrag, der noch nicht endgültig fixiert ist, kommt laut Preisliste auf einen Gesamtwert von 4,9 Mrd. Dollar (4,0 Mrd. Euro). Allerdings sind bei Flugzeugbestellungen Nachlässe im zweistelligen Prozentbereich üblich.
Spektakulärer Nasa-Deal
Ein imageträchtiger Auftrag kommt noch dazu: Boeing und das kalifornische Raumfahrtunternehmen Space Exploration Technology (SpaceX) sollen für 900 Mio. Dollar (rund 720 Mio. Euro) ein neues Raumschiff entwickeln. Das Fluggerät soll Astronauten und später auch zahlende Passagiere ins All bringen können, wie die US-Raumfahrtbehörde mitteilte.
Wegen der hohen Kosten für ein staatliches Raumfahrtprogramm setzt die US-Regierung verstärkt auf die Zusammenarbeit mit privaten Anbietern. Im Juli 2011 war die "Atlantis" als letzte bemannte US-Raumfähre ins All geflogen, derzeit sind die US-Astronauten beim Flug zur ISS auf Russland angewiesen.
"Nutzen für die Menschheit"
Die Auftragsvergabe erfolgte deshalb im Rahmen der Nasa-Initiative Commercial Crew Program (Programm für kommerzielle Crews). Ihr Ziel sei der sichere, verlässliche und kostengünstige Zugang zur Internationalen Raumstation und in die untere Erdumlaufbahn.
"Der Nutzen dieses Unternehmens für die Menschheit ist unermesslich", sagte William Gerstenmaier vom Nasa Hauptquartier in Washington. "Wir setzen auf die Kreativität der Industrie. Die nächste Generation des Raumfahrttransports soll die Präsenz des Menschen in der unteren Erdumlaufbahn erlauben (...) und den Weltraum für Geschäfte öffnen".
Quelle: ntv.de, bad/dpa/rts/AFP