Wettstreit in Farnborough Boeing will Airbus überholen
09.07.2012, 10:36 Uhr
Letzte Vorbereitungen in Farnborough.
(Foto: Reuters)
Der ewige Wettstreit zwischen den Luftfahrtriesen Airbus und Boeing geht in eine neue Runde. Austragungsort diesmal: die Luftfahrtmesse in Farnborough. US-Flugzeugbauer Boeing will diesmal unbedingt die Nase vor dem europäischen Rivalen haben.
Der US-Flugzeugbauer Boeing dürfte seinen europäischen Rivalen Airbus in diesem Jahr überholen. Zum Start der Luftfahrtmesse Farnborough International Airshow am heutigen Montag können die US-Amerikaner offenbar neue Großaufträge von mindestens zwei Leasingunternehmen vorweisen. Damit dürften sie ihren Vorsprung gegenüber ihrem Konkurrenten Airbus ausbauen, der dafür im vergangenen Jahr mehr Aufträge eingeholt hatte.
In diesem Jahr hat Boeing bisher die Nase deutlich vorn: Bis Ende Juni zählten die US-Amerikaner 440 Aufträge. Airbus dagegen kommt nur auf 230, nachdem einige Bestellungen wieder gestrichen wurden.
Auch Airbus werde aber während der Messe im englischen Farnborough neue Aufträge bekanntgeben, sagen zuverlässige Quellen. Zum ersten Mal überhaupt soll etwa eine israelische Fluggesellschaft Maschinen bei Airbus bestellen.
Flüsteraufträge für Boeing
Insidern zufolge wollen sowohl eine Flugzeug-Leasingsparte des US-Mischkonzerns General Electric (GE) als auch das US-Unternehmen Air Lease Corp ankündigen, dass sie Boeing Großaufträge zum Bau des neuen Jets 737 Max erteilt haben. Sprecher der beiden Unternehmen lehnten einen Kommentar ab. GE baut zusammen mit dem französischen Unternehmen Safran Flugzeugtriebwerke für die Boeing 737 und den Airbus A320.
Auch das in Kuwait ansässige Unternehmen Aviation Lease & Finance Co führt dem Vernehmen nach Gespräche zum Kauf eines Boeing-Modells. Eine offizielle Bestätigung wird es aber vermutlich nicht während der Luftfahrtmesse geben. Manager des Unternehmens waren für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
In den nächsten Tagen dürfte zudem United Continental Holdings, Mutterkonzern der US-Fluglinie United Airlines, das seit Längerem kursierende Gerücht eines Großauftrags bestätigen. Demnach will der Konzern bei Boeing 100 Jets des Modells 737 Max kaufen, mit der Option, noch einmal weitere 100 zu bestellen. Auch in dem Fall gilt es als unwahrscheinlich, dass der Konzern die Nachricht während der Messe bekannt gibt. Ein Sprecher wollte sich dazu nicht äußern.
Mit dem 737 Max, einer Neuauflage des 737-Jets, versucht Boeing, sich gegenüber Airbus stärker zu behaupten. Airbus hatte im vergangenen Jahr mit seiner eigenen Jet-Neuauflage A320neo 1400 Aufträge akquiriert und damit mehr als doppelt so viele wie Boeing mit seinem neuesten Modell. Der 737 Max wurde im vergangenen Jahr nur 500 Mal nachgefragt.
Airbus verhandelt weltweit
Airbus befindet sich dem Vernehmen nach ebenfalls in Verkaufsgesprächen und könnte in dieser Woche eine Reihe neuer Aufträge bekannt geben, mit denen es in diesem Jahr die Zahl seiner Flugzeugbestellungen verdoppeln würde.
Zu den neuen Auftraggebern soll auch die israelische Fluggesellschaft Arkia Israel Airlines gehören. Sie ist gut unterrichteten Kreisen zufolge an Airbus A320-Jets mit einfachem Mittelgang interessiert.
Sollte die Tochter des Luftfahrtkonzerns European Aeronautic Defence & Space (EADS) tatsächlich einen solchen Auftrag gelandet haben, würde das Boeings langjährige Macht über den israelischen Markt für Passagierflugzeuge aushebeln. Vor Jahren hatte die nationale israelische Fluggesellschaft El Al Israel Airlines bereits eine Bestellung bei Airbus abgegeben. Später aber hatte die israelische Regierung den Auftrag widerrufen. Manager von Arkia waren für einen Kommentar nicht zu erreichen. Ein Airbus-Sprecher wollte sich zu möglichen Aufträgen nicht äußern.
Bei der Luftfahrtmesse könnten die Europäer auch bekannt geben, dass die sibirische Fluggesellschaft Utair Group erstmals Flugzeuge aus der A320-Familie bestellt hat. Auch Utair war bisher ein Boeing-Kunde und hatte noch im vergangenen Jahr 40 neue Boeing-737-Flugzeuge gekauft. Utair-Vorstände waren nicht für einen Kommentar zu erreichen.
Zudem hofft Airbus darauf, noch in dieser Woche ein Geschäft mit Philippine Airlines bekanntgeben zu können, die ihre Flotte an A330-Langstreckenflugzeugen aufstocken will. Die Fluggesellschaft hat bislang nicht auf die Anfrage nach einem Kommentar reagiert.
Schließlich sieht es so aus, als würde auch Fluglinie Cathay Pacific Airways seine bisherige Bestellung von drei Dutzend A350-Jets noch einmal um Maschinen des größeren Airbus-Modells A350-1000 aufstocken wollen. Sollte das stimmen, würde Airbus mit diesem Modell bis Ende des Jahres wohl doch noch schwarze Zahlen schreiben. Zuvor hatten Fluggesellschaften sieben Bestellungen des Großjets wieder abgesagt.
Quelle: ntv.de, DJ