Microsoft muss sich erst beweisen Börse feiert Nokia
03.09.2013, 15:33 Uhr
Dass der Deal für Nokia gut ist, daran besteht an der Börse kein Zweifel.
(Foto: picture alliance / dpa)
Microsoft prescht mit der Übernahme von Nokias Hardware- und Dienstleistungsgeschäft auf dem Markt für Smartphones und Tablet-PCs nach vorne. Für die Nokia-Aktie gibt es dafür ein dickes Plus, doch bei Microsoft zweifeln die Börsianer, ob der Schritt nicht zu spät kommt.
Steve Ballmer hat sich immer gegen eine Übernahme von Nokia ausgesprochen, weil ihm der Kaufpreis zu hoch war. Nun legt Microsoft 5,44 Milliarden Euro in bar für den schwächelnden Hardwarebereich der Finnen hin und Ballmer darf kurz vor seinem Abgang den Deal verkünden. Noch deutlicher kann der Strategiewechsel bei Microsoft nicht dokumentiert werden. Nokia und die Aktionäre freut es, der Aktienkurs springt nach der Ankündigung um mehr als 40 Prozent nach oben.
Nokia behält allerdings noch ein hochprofitables Patentportfolio und das Netzwerkgeschäft Nokia Siemens Network (NSN). Nokia wird sich künftig nicht nur stärker auf diese Geschäftsfelder fokussieren, sondern ist mit der Handy-Sparte auch noch ein Sorgenkind los, das viel Geld verbrannt hat. Positiv schlägt bei Nokia auch der hohe Netto-Cashbestand von rund acht Milliarden Euro zu Buche, was künftige Investitionen in den neuen Unternehmensbereichen erleichtert.
Zahlreiche Analysten waren von dem Deal überrascht und so hat die Deutsche Bank Nokia schnell auf "Halten" heraufgestuft, nachdem der Titel zuvor mit "Verkaufen" bewertet wurde. Die Analysten von Bernstein lagen zuvor mit einem Kursziel von 1,50 Euro komplett falsch und rufen schnell als neue Marke 3,60 Euro aus. Das Problem: Dies entspräche schon wieder einem Rückschlagspotenzial von rund 15 Prozent.
Microsoft erhöht den Druck
Ob der Name des einstigen Handymarktführers als Marke erhalten bleibt, ist noch unklar. Klar ist dagegen die Stoßrichtung von Microsoft, die eine stärkere Integration von Hard- und Software forcieren. Die spannende Frage ist, ob Microsoft mit seinem jetzigen Vorstoß zu spät ist. Die Börse ist noch skeptisch und so muss die Microsoft-Aktie aktuell einen Abschlag von 3,5 Prozent hinnehmen. Schließlich haben Apple, Samsung und Google eine dominierende Stellung am Markt. Doch Microsoft ahmt mit dem Deal die Strategie von Apple und Google nach und erhofft sich den späten Erfolg. Denn beide US-Unternehmen haben als einen Schlüssel zum Erfolg die enge Bindung von Hard- und Software und können dadurch schnell agieren. Google hat diese Strategie mit dem Kauf von Motorola oder der Entwicklung von Google Glass zuletzt vorgemacht.
Für den Smartphone- und Tablet-PC-Markt bedeutet diese Entwicklung mehr Wettbewerb und gleichzeitig Probleme für Anbieter, die keine enge Verzahnung der Geschäftseinheiten haben. Auch wenn Samsung aktuell die Nummer 1 auf dem Smartphonemarkt ist, könnte der Schritt von Microsoft für den Marktführer künftig zum Problem werden. Samsung greift nämlich bei der Software auf das Betriebssystem Android von Google zurück, ist also auf andere angewiesen. Hier müssen die Koreaner innovativer werden. Möglicherweise wird Samsung auf diesen Schritt zeitnah reagieren und die Karten noch einmal neu mischen.
Quelle: ntv.de