40 Führungskräfte müssen gehen Börse macht Ernst
17.02.2010, 11:00 UhrDie Deutsche Börse will in ihrer Führungsebene 80 von 400 Stellen streichen. "Der geplante Abbau beträgt 20 Prozent", sagte Vorstandschef Reto Francioni. "Damit verschlanken wir unsere Managementstruktur und werden so noch schlagkräftiger", begründete Vorstandschef Reto Francioni auf der Jahrespressekonferenz in Frankfurt die Maßnahmen.
Auch die Verlagerung von Stellen nach Prag und weitere Effizienzmaßnahmen würden geprüft. "Es ist jedoch zu früh, um hierzu bereits jetzt Festlegungen zu treffen", betonte Francioni. Jährlich will die Börse insgesamt zusätzlich rund 50 Mio. einsparen. Die Kostenprognose für 2010 wurde - ohne Berücksichtigung von Rückstellungen - auf maximal 1,25 Mrd. Euro von ursprünglich 1,28 Mrd. reduziert. Medienberichten zufolge ist ein Stellenabbau von insgesamt bis zu zehn Prozent der 3300 Mitarbeiter im Gespräch.
Im Gesamtjahr profitabel
Geschäftseinbrüche im US-Derivategeschäft und die Zurückhaltung der Privatanleger machten dem erfolgsverwöhnten Konzern im vergangenen Jahr zu schaffen. So fiel im vierten Quartal ein Konzernverlust von 33 Mio. Euro an, nach einem Gewinn von 222,4 Mio. Euro vor Jahresfrist. Maßgeblich verantwortlich war eine Abschreibung auf die US-Optionsbörse ISE in Höhe von 415,6 Mio. Euro. Im Gesamtjahr 2009 blieb die Deutsche Börse aber profitabel und verdiente netto 496,1 Mio. Euro, ein Rückgang von 52 Prozent. Der Umsatz schrumpfte um 16 Prozent auf 2,06 Mrd. Euro.
Insgesamt schnitt die Börse aber besser ab als von den Analysten erwartet. Zudem gefiel die strenge Kostendisziplin. "Mit den neuen Sparmaßnahmen reagiert das Management auf die veränderten Marktbedingungen, was unserer Einschätzung nach positiv ist", urteilte DZ-Bank-Analyst Matthias Dürr. Die Aktien der Deutschen Börse setzten sich am Morgen an die Spitze der Dax-Gewinner. Die Aktionäre erhalten für 2009 eine stabile Dividende von 2,10 Euro. Weitere Ausschüttungen über Aktienrückkäufe seien derzeit nicht geplant.
Krise ist noch nicht vorbei
Börse-Chef Francioni hatte die Anleger bereits auf ein Ende der Rekordserie der vergangenen Jahre eingestimmt. Denn die Finanzkrise hat den Handlungsspielraum vieler Investoren stark eingeschränkt. Die Unsicherheit darüber, was den internationalen Finanzmärkten noch bevorsteht, sorgt weiter für Zurückhaltung. Zudem wächst der Konkurrenzdruck im Kassamarktgeschäft durch alternative Handelsplattformen (MTF).
Noch sieht Francioni kein Ende der Vertrauenskrise an den Finanzmärkten. Zwar gebe es eine schrittweise Beruhigung. "Die hohe Nervosität im aktuellen Marktgeschehen deutet jedoch darauf hin, dass wir noch nicht von einer Normalisierung der Situation sprechen können", betonte der Manager. Zwar hätten sich die Aktienkurse teilweise erholt, das gelte aber nicht in gleichem Maße für die Handelsaktivität.
Quelle: ntv.de, rts