Was wird aus K+S? Börse schüttelt Indizes durch
04.09.2013, 08:24 Uhr
Viel Wirbel: Die Indizes werden durcheinandergerüttelt.
(Foto: picture alliance / dpa)
Nach einem Jahr ohne Veränderung im Dax wird es spannend: K+S kämpft um seinen Platz im Leitindex, Nachrücker wittern ihre Chance. Zudem dürften so viele Börsenneulinge wie nie in der Geschichte der Deutschen Börse einen Platz in MDax oder SDax erobern.
Normalerweise sind Chancen und Risiken an den Aktienmärkten ziemlich ausgeglichen. Doch es gibt Ausnahmen, bei denen sich das Pendel deutlich zugunsten der Chancen neigt. Dazu gehört zum Beispiel der frühzeitige Kauf von Aufsteigern und der frühzeitige Verkauf von Absteigern aus wichtigen Aktien-Indizes, in denen viel so genanntes passives Kapital steckt. Denn solche passiven Anleger wie die Exchange Traded Funds (ETF) müssen die Index-Veränderungen mit vollziehen. Das heißt, sie kaufen die Aufsteiger und verkaufen die Absteiger am jeweiligen Stichtag. Andere Anlegergruppen versuchen, diese Entwicklungen vorwegzunehmen und so Gewinne einzufahren, getreu dem Motto: "Der frühe Vogel fängt den Wurm."
Besonders spannend ist regelmäßig der dritte Freitag im September, wenn die jährlichen Anpassungen in vielen großen Indizes wie dem Dax oder dem Euro-Stoxx-50 vollzogen werden. Ausschlaggebend dafür sind die Schlusskurse der in den Indizes enthaltenen Aktien per Ende August.
Größter Umbau seit 2009
In den Auswahlindizes der Deutschen Börse wird es zum regulären Überprüfungstermin im September voraussichtlich eine ganze Reihe von Veränderungen geben. Während sich im wichtigsten Index, dem Dax, vermutlich nun doch nichts tun wird, hat die jüngste Umklassifizierung der Osram-Aktie in einen klassischen Industriewert das Bild für die Neuzusammensetzungen in MDax, SDax und TecDax klarer gemacht. Denn mit dem am 21. August mitgeteilten Wechsel aus der TecDax- in die MDax-Rangliste hat die Deutsche Börse den Aufstieg von Osram in den MDax frei gemacht. Ohne den Wechsel wäre Osram im September wohl in den TecDax aufgerückt.
Der Arbeitskreis Indizes der Deutschen Börse entscheidet am Abend über die Neuzusammensetzungen auf Basis der August-Ranglisten, der Aufstieg von Osram in den MDax gilt aber als nahezu sicher. Aufgrund der hohen Marktkapitalisierung wird Osram voraussichtlich auf Platz 10 bis Platz 12 in den Index der zweiten Reihe eintreten und darin ein Gewicht von 2,5 Prozent erlangen.
Dieses Jahr werden die Indizes besonders stark durcheinandergewirbelt. Marktteilnehmer sprechen vom größten Index-Umbau seit September 2009. Damals hatten zahlreiche Titel im Zuge der Finanzkrise so hohe Kursverluste erlitten, dass sie wegen einer zu geringen Marktkapitalisierung anderen Werten Platz machen mussten. Dieses Mal geht der Veränderungsdruck vor allem von unten, also von Aufsteigern aus.
Die Deutsche Börse achtet darauf, dass die nach Marktkapitalisierung und Börsenumsätzen stärksten Unternehmen im Dax sind. Für die Indizes der zweiten und dritten Reihe gelten aber zusätzlich sogenannte weiche Kriterien wie die Indexkontinuität oder wie nachhaltig die Kriterien erfüllt werden. Vollzogen werden die Veränderungen am Abend des 20. September.
K+S muss zittern
Weiter offen ist, ob es im Dax zu einer Veränderung kommen wird. Dreh- und Angelpunkt hier ist die K+S-Aktie. Ob die Aktie im Leitindex bleibt oder nicht hängt davon ab, ob sie nach den Kriterien Börsenumsatz und Marktkapitalisierung unter den ersten 40 Werten in der August-Rangliste liegt. Tut sie dies nicht, droht der Aktie der regulären Exit-Regel folgend der Abstieg, wenn es gleichzeitig eine Aktie gibt, die in den genannten beiden Kriterien mindestens auf Platz 35 liegt und bislang noch nicht im Dax ist.
Zutreffen würde dies auf Kabel Deutschland. Allerdings ist hier zu berücksichtigen, dass für das Unternehmen ein Übernahmegebot von Vodafone vorliegt. Die vom Arbeitskreis Index in derlei Ausnahmefällen auch zu beachtende Indexkontinuität könnte einem (dann voraussichtlich nur kurzen) Aufrücken in den Dax daher im Wege stehen. Als nächster potenzieller Nachrücker käme dann die Metro-Aktie in Betracht. Die hatte den Dax vor einem Jahr gemeinsam mit MAN verlassen müssen, wofür Continental und Lanxess aufrückten.
Die jüngste Kursentwicklung lässt allerdings vermuten, dass es für K+S noch einmal reicht. "Seit dem 5. August gehen die Kurse in die 20-Tage-Regelung für den bevorstehenden Verkettungstermin ein", erklärt Indexexpertin Silke Schlünsen von Close Brothers Seydler und weiter: "Der im Zeitraum 5. bis 30. August ermittelte Durchschnittskurs wird für die Berechnung des Ranges im Kriterium Marktkapitalisierung genutzt. Bleibt der gewichtete Durchschnittskurs auf dem aktuellen Niveau, steht K+S auf Rang 40".
Tatsächlich markierte die K+S-Aktie ihr Jahrestief am 6. August, hat sich seitdem aber um über 20 Prozent wieder erholt, wobei der Kurs in den letzten in die Berechnung eingehenden Tagen keine stärkeren Ausreißer mehr zeigte. Die Aktie des Konzerns war Ende Juli um mehr als 40 Prozent eingebrochen, nachdem der russische Konkurrent Uralkali angekündigt hatte, seine Produktionsmengen kräftig auszuweiten, was einen Fall des Kali-Preises um rund 25 Prozent zur Folge haben könne.
Puma als Absteiger gehandelt
Im Nebenwerte-Index MDax wird es voraussichtlich gleich drei Veränderungen geben. Neben Osram dürften Evonik und RTL aufsteigen. Als Absteiger werden Puma, BayWa und SGL Carbon gehandelt.
Im TecDax wird es voraussichtlich zu zwei Veränderungen kommen. In den Index hinein drängen Compugroup Medical und Nemetschek, herausfallen würden dann euromicron und PSI oder Kontron. Diese liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den Klassenerhalt.
Der SDax wird voraussichtlich gleich auf fünf Positionen verändert. Aus dem MDax steigen wahrscheinlich Puma, BayWa und SGL in den Index der kleineren Nebenwerte ab. Zugleich drängen die Börsenneulinge Kion und Deutsche Annington in den Index. Aus dem SDax in den MDax aufsteigen werden wohl RTL, als Absteiger aus dem SDax werden Praktiker, SKW Stahl, Highlight Communications und SMT Scharf gehandelt.
Quelle: ntv.de, jga/DJ