Wirtschaft

Berliner Problemzüge Bombardier soll blechen

S-Bahn-Werkstatt in Berlin-Friedrichsfelde: Probleme mit den Zügen hatten die Berliner S-Bahn in eine tiefe Krise gestürzt, darunter waren auch Züge von Bombardier.

S-Bahn-Werkstatt in Berlin-Friedrichsfelde: Probleme mit den Zügen hatten die Berliner S-Bahn in eine tiefe Krise gestürzt, darunter waren auch Züge von Bombardier.

(Foto: picture alliance / dpa)

Kaputte Räder und defekte Bremsen: In Berlin gilt die S-Bahn schon als so pannenanfällig wie die Brandschutzanlage beim neuen Flughafen. Ständig fallen Züge aus. Die Deutsche Bahn sieht sich von seinem wichtigsten Lieferanten getäuscht und zieht vor Gericht. Nicht zum ersten Mal.

Die Deutsche Bahn (DB) erhebt im Streit mit der Industrie um schadhafte Züge laut einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" schwere Vorwürfe. Der Konzern Bombardier habe bei den Lieferungen von 500 S-Bahnen für Berlin Mängel an den Rädern und beim Bremssystem verschwiegen und so die DB arglistig getäuscht, heißt es nach Informationen der Zeitung in einer beim Landgericht Berlin eingereichten Schadenersatzklage. Von den 1,1 Milliarden Euro für die Berliner Züge will die Bahn deshalb fast 350 Millionen Euro zurückbekommen.

Bombardier weist die Anschuldigungen demnach als "unbegründet und rufschädigend" zurück. Mit diesen heftigen Vorwürfen werde Bombardier unterstellt, "wissentlich das Leben von Fahrgästen riskiert", zitiert die Zeitung aus Industriekreisen. Damit überschreite die Bahn eine „"rote Linie" im Dauer-Streit mit den Zuglieferanten.

Verschleierte Bombardier fehlende Tests?

Nach Angaben der Zeitung steht in der Klage, dass die Räder der S-Bahnen um 50 Prozent "unterdimensioniert" gewesen seien. Bedingt durch diesen Mangel habe die "sichere Laufleistung" der Räder bei insgesamt 275000 Kilometern gelegen, statt der von Bombardier und vom Unterlieferanten für die Räder genannten 1,2 Millionen Kilometer. Die DB behauptet, sie habe das nicht erkennen können. Die Züge der Berliner S-Bahn fahren jährlich zwischen 120000 und 180000 Kilometer.

Außerdem beanstandet die Bahn, Bombardier habe das Bremssystem unzureichend getestet, dies dann aber verschleiert. Auf nasser Schiene sei nur eine einzige Messfahrt erfolgt, unter irrealen Bedingungen. Bombardier sei klar gewesen, dass man die vorgeschriebene Zuverlässigkeit des Bremssystems nicht nachgewiesen habe. "Die Züge hätten nie zugelassen werden dürfen", heißt es in Bahnkreisen.

Zwei weitere Verfahren

Die Bahntochter S-Bahn Berlin kämpft mit Defekten bei ihren Wagen und fuhr 2009 wegen technischer Probleme, aber auch mangelnder Wartung in die Krise. Zeitweise stand ein großer Teil des Wagenparks nicht zur Verfügung. Die Deutsche Bahn streitet sich bereits in zwei Gerichtsverfahren mit dem kanadischen Bombardier-Konzern, der einer ihrer wichtigsten Lieferanten ist.

In dem einen Fall am Berliner Landgericht geht es um Schadenersatz wegen Problemen mit der Neigetechnik und den Achsen an Regionalzügen. Der andere Fall ist nach Bahnangaben beim Landgericht München anhängig. Die Forderungen der beiden Verfahren summieren sich der Bahn zufolge auf rund 160 Millionen Euro.

Quelle: ntv.de, dsi/dpa

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