Wirtschaft

Griechen schaffen Geld ins Ausland Bonds droht Index-Rauswurf

Keiner will den "Ramsch" noch haben. Nach der Herabstufung durch Moody's fliegen Griechenland-Anleihen auch noch aus dem wichtigen Anleiheindex WGBI. Laut Citigroup müssen die Mindestanforderungen bis zum Monatsende erfüllt werden, sonst ist Schluss. Die Folge: Am Bondmarkt geht die Talfahrt weiter. Immer mehr Griechen bringen unterdessen ihr Privatvermögen ins Ausland.

Griechenland-Anleihen müssen draußen bleiben. No-Go-Area für Investoren, wenn sich hier nicht bald was ändert, sagt die Citigroup.

Griechenland-Anleihen müssen draußen bleiben. No-Go-Area für Investoren, wenn sich hier nicht bald was ändert, sagt die Citigroup.

(Foto: REUTERS)

Eine Hiobsbotschaft jagd wieder einmal die nächste. Gerade erst hat die Ratingagentur Moody's Griechenland herabgestuft, kündigt die US-Bank Citigroup an, die Staatsanleihen des hoch verschuldeten Landes könnten demnächst aus einem wichtigen Index fliegen.

In einer Mitteilung der US-Bank heißt es: "Griechenland erfüllt weder bei S&P noch bei Moody's noch das minimale Kredit-Kriterium von BBB-/Baa3 für den World Government Bond Index (WGBI)." Sollten die Ratings bis zum 24. Juni weiter die Mindestanforderungen für eine Investition nicht erfüllen, werde Griechenland zum Ende des Monats aus dem Index genommen, heißt es in dem Schreiben weiter.Niemandsland für Investoren

Niemandsland für Investoren

Gegenwärtig sind 23 griechische Staatsanleihen im WGBI. Fallen diese Bonds aus dem Index raus, dürfen auch Investmentfonds nicht mehr zugreifen. Ein weiterer Absturz wäre vorprogrammiert. Ein Staat kann zudem erst wieder in den Index aufgenommen werden, wenn die Investitions-Kriterien wieder erfüllt sind. Dieser Vorgang dauert jedoch mindestens sechs Monate.

Moody's-Zentrale in New York. Die Ratingagentur nimmt die Kreditwürdigkeit Griechenlands um vier Stufen zurück.

Moody's-Zentrale in New York. Die Ratingagentur nimmt die Kreditwürdigkeit Griechenlands um vier Stufen zurück.

(Foto: Reuters)

Moody's hatte am Vortag die Kreditwürdigkeit Griechenlands auf Ramschstatus gesenkt und damit an den Finanzmärkten erneut Zweifel an einer schnellen Gesundung der Euro-Zone geschürt. Die Agentur stufte das Land um vier Stufen auf "Ba1" von zuvor "A3" zurück. Zur Begründung hieß es, von dem 110 Mrd. schweren Hilfspaket der Euro-Zone und des Internationalen Währungsfonds (IWF) gingen große Risiken für das schuldengeplagte Griechenland aus. Bereits im April hatte die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) Griechenlands Kreditwürdigkeit auf "BB+" herabgestuft und damit ebenfalls auf Ramschstatus. Nach diesem Schritt hatte sich die Schuldenkrise des Landes deutlich zugespitzt.

Risikoprämien ziehen an

Nach den jüngsten Hiobsbotschaften haben sich die Risikoprämien sowohl auf Unternehmens- als auch Staatsanleihen leicht ausgeweitet. Hintergrund sind die Befürchtungen am Markt, dass die Sparmaßnahmen des Landes die Konjunktur abwürgen könnten. "Während die Reformagenda aus Schuldnersicht prinzipiell positiv ist, sind die damit verbundenen Hemmnisse für die Konjunktur negativ", merkte ein Beobachter an.

Der Rendite-Spread zwischen zehnjährigen Bundesanleihen und zehnjährigen griechischen Staatsanleihen sprang auf 630 Basispunkte (Bp) an von 570 Bp am Morgen. Die bislang gehandelten Umsätze seien jedoch gering, sagte ein griechischer Anleihenhändler.

Händler beschwichtigen

"Die Abstufung ist zwar keine wirkliche Überraschung, hat jedoch Sorgen ausgelöst und das Sentiment eingetrübt", sagte erklärte der Händler. Mit einem scharfen Ausverkauf griechischer Staatspapiere sei deshalb nicht zu rechnen. Vielmehr dürfte sich der Markt im weiteren Verlauf wieder etwas beruhigen und der genannte hohe Spread sich wieder einengen.

Der iTraxx SovX Western Europe, ein Index für die Risiko-Einschätzung von Investoren für westeuropäischen Staatsanleihen, ist dem Beobachter zufolge um 3 Bp auf 143 zu 146 Bp gestiegen. Auch der iTraxx Europe Index, ein Gradmesser der Ausfallwahrscheinlichkeit von 125 Unternehmensanleihen guter Bonität, weite sich um 1 Basispunkt auf 127,5/128,5 Bp aus. Der iTraxx Crossover steige um 5 Bp auf 580/585 Bp. Er bildet die Risiken von 50 hoch verzinsten Unternehmensanleihen ab.

Vermögen wandert ins Ausland

Griechen investieren ihr Geld lieber in Immmobilien in London.

Griechen investieren ihr Geld lieber in Immmobilien in London.

(Foto: REUTERS)

Aber selbst die Griechen trauen den Sparbemühungen ihres Staates nicht über den Weg. Aus Sorge vor einem Staatsbankrott schaffen inzwischen zahlreiche Bürger ihr Geld ins Ausland. In den ersten vier Monaten des Jahres sind nach Angaben der griechischen Zentralbank (Bank of Greece) 18,5 Mrd. Euro abgeflossen.

Allein im April verringerten sich dadurch die Geldeinlagen bei griechischen Banken von 268,8 Mrd. Euro auf 260,3 Mrd. Euro. Die Tendenz halte auch im Mai und Juni an. Die Gelder fließen nach den Angaben vornehmlich ins benachbarte Zypern sowie nach Großbritannien - wo vermögende Griechen in den vergangenen Monaten vor allem im Großraum London Immobilien kauften.

Quelle: ntv.de, ddi/rts/DJ

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen