"Beschränkte Wachstumsperspektiven" Bosch tritt auf die Bremse
18.04.2013, 10:27 Uhr
Wenn die Autobauer leiden, beginnen Zulieferer sofort zu bluten.
(Foto: dpa)
Die Absatzeinbrüche im europäischen Automarkt treffen den Branchenriesen Bosch mit voller Wucht: Um den Gewinn zu retten, verordnet Konzernchef Denner dem Unternehmen einen knallharten Sparkurs.
Der Autozulieferer und Industrieausrüster Bosch zerrt nach der Halbierung seines operativen Gewinns im vergangenen Jahr sowie der weiterhin schwachen Konjunktur mit aller Kraft an der Ausgabenbremse.
"Die weiterhin verhaltenen konjunkturellen Aussichten speziell auch im europäischen Markt beschränken 2013 die Wachstumsperspektiven", teilte Bosch in seinem Geschäftsbericht mit. Bosch rechnet mit einem Umsatzplus von grob drei Prozent im laufenden Jahr. Um den 2012 auf 1,3 Mrd. Euro halbierten Gewinn vor Steuern und Zinsen "erheblich" zu steigern, werde Bosch die Fixkosten wie Personalausgaben, Investitionen und Unternehmenszukäufe "begrenzen".
Den Gewinnrückgang bekommt auch das Management im Geldbeutel zu spüren: Die Gesamtbezüge der Geschäftsführung des im Stiftungsbesitz befindlichen Konzerns mit weltweit 306.000 Beschäftigten schrumpften 2012 auf 15 Mio. Euro.
Im Juli hatte Volkmar Denner im Zuge eines Managementumbaus den Chefsessel bei Bosch von Franz Fehrenbach übernommen, der an die Spitze des Aufsichtsrats wechselte.
Löcher in der Solartechnik
Die Ergebnisentwicklung sei unbefriedigend, räumte der Konzern im Geschäftsbericht ein. Die operative Rendite schrumpfte binnen Jahresfrist auf 2,5 von 5,3 Prozent des Umsatzes. Das Wachstum der Erlöse sei schwächer als erwartet ausgefallen und ohne Wechselkursänderungen sogar geschrumpft, zudem belasteten anhaltende Verluste und die Abschreibung der Firmenwerte der mit Milliardenaufwand zusammengekauften Solartechnik das Ergebnis.
Bosch strebt im Schnitt ein jährliches Umsatzplus von 8 Prozent und eine Gewinnmarge vor Steuern und Zinsen von ebenfalls 8 Prozent an, um sich aus eigener Kraft zu refinanzieren. Diese Ziele würden auch im laufenden Jahr verfehlt, prognostizierte der mit 12,6 Mrd. Euro ausreichend liquide Konzern.
Abwärtssog am Automarkt
Vor allem die Absatzkrise auf den europäischen Automärkten fordert von Bosch wie von anderen Autozulieferern Tribut, die Stuttgarter kommen derzeit im Gegensatz zum Konkurrenten Continental aber ohne Kurzarbeit in der Auto-Sparte aus.
"2013 rechnen wir bei Kraftfahrzeugtechnik mit einem leichten Umsatzplus", hatte der zum Sommer nach 20 Jahren aus privaten Gründen bei Bosch ausscheidende Kfz-Technik-Chef Bernd Bohr Reuters im März gesagt. "Im ersten Quartal hat sich unser Umsatz auf dem Niveau des Vorquartals bewegt, daher wird vor allem das zweite Halbjahr entscheidend sein."
Rivale Continental rechnet hingegen im ersten Quartal mit Einbußen bei Umsatz und beim Ergebnis.
In Europa werden derzeit so wenig Pkw verkauft wie seit fast 20 Jahren nicht mehr, die Marktschwäche in Südeuropa trifft Bosch als Dieseltechnik-Spezialisten besonders hart. Auch die für Bosch wichtige Nutzfahrzeug-Produktion und die Investitionsgüter-Nachfrage erholen sich nur langsam.
Harter Schnitt in der Solar-Sparte
Der neue Bosch-Chef Denner hat zudem die Expansion seines Vorgängers Franz Fehrenbach in die Solartechnik gestoppt, wo Bosch seit 2008 rund 2,4 Mrd. Euro verbrannt hat. Bis zu 3000 Mitarbeiter könnten arbeitslos werden, sollte sich kein Käufer für die Werke in Arnstadt, Prenzlau und Frankreich finden.
Damit droht bei Bosch der größte Arbeitsplatzabbau seit Jahren, der Bosch noch teuer zu stehen kommen könnte. Geplant war ursprünglich, mit Solarmodulen die Palette an "grünen" Technologien ausbauen, da Bosch auch Gebäude- und Energietechnik produziert.
Quelle: ntv.de, rts