Wirtschaft

Inside Wall Street Bosse geben Boni zurück

Die Amerikaner mögen auf ihre Regierung schimpfen so viel sie wollen, ab und an zeigt sich, dass der Apparat in Washington funktioniert. Etwa im Falle AIG, wo die Empörung über Millionen-Boni die Politiker zu Strafgesetzen inspiriert hat. Die dürften zwar nie beschlossen werden, doch haben sie Wirkung gezeigt: Zahlreiche Manager geben ihre Kohle zurück.

Bereits 15 von 20 AIG-Managern, die in den letzten Wochen insgesamt 165 Millionen Dollar an Boni für ein historisch schlechtes Jahr überwiesen bekommen haben, geben ihre Gelder wieder zurück. Damit reagieren sie auf die Empörung der Steuerzahler, die das völlig kaputte Unternehmen jüngst mit Milliarden-Zuschüssen wiederbelebt hatten und jetzt nicht mitansehen wollen, wie die Bailout-Mittel in der Chef-Etage zu versickern drohten.

Druck zeigt Wirkung

Das Volk allein dürfte AIG nicht genug Angst gemacht haben. Man weiß in der Zentrale des Versicherungskonzerns, dass sich auch die wütendsten Amerikaner wohl kaum zu einer Lynchjustiz hinreißen lassen hätten. Steigender Druck aus Washington hat aber Wirkung gezeigt. Binnen weniger Tage nachdem die AIG-Boni bekannt geworden waren, beschloss der Senat eine Sondersteuer von 90 Prozent auf Boni in Unternehmen, die aus Steuermitteln gerettet werden mussten. Das Repräsentantenhaus stimmte für eine abgeschwächste Strafsteuer von 70 Prozent.

So fair diese Schritte gewesen wären, so wären sie doch wohl nie in Kraft gesetzt worden. Denn laut der amerikanischen Verfassung müssen Gesetze allgemeine Gültigkeit haben und dem Wohl des Volkes dienen - nicht der Bestrafung einzelner. Dafür ist die Justiz zuständig. Eine Sondersteuer, die letztlich nur für Top-Manager bei AIG, Citigroup und einer Handvoll anderer Finanzhäuser gegolten hätte, wäre rechtlich nie durchsetzbar gewesen.

Umdenken nötig

Bei AIG mag man das gewusst haben, doch gibt man nun nach. Wohl auch, weil man in den nächsten Monaten noch einmal die Hand aufhalten muss und Washington mit Sicherheit keine weitere Hilfe mehr geleistet hätte, ohne ein deutliches Entgegenkommen der Manager zu sehen. Die haben in letzter Minute erkannt, dass ihr Unternehmen mit der Gier-Politik der letzten Jahre nicht zu retten ist, sondern höchstens durch ein radikales Umdenken, dass die persönlichen Interessen der Führungsebene einmal zurückstellt.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen