Wirtschaft

Der Wirtschaftsmotor Südamerikas Brasilien verliert an Schwung

Will das "Elend" abschaffen: Präsidentin Dilma Rouseff.

Will das "Elend" abschaffen: Präsidentin Dilma Rouseff.

(Foto: REUTERS)

Während die Finanzwelt noch auf die anhaltende Schwäche der Vereinigten Staaten starrt, zeichnen sich auf der Südhalbkugel neue Schwierigkeiten ab: In Brasilien, dem Hoffnungsträger aller BRIC-Anleger, kommt das steile Wachstum der vergangenen Jahre fast zum Stillstand.

Die junge Wirtschaftsmacht Brasilien bekommt die weltweite Konjunkturabkühlung mit voller Wucht zu spüren: In den Monaten April bis Juni legte die Wirtschaftsleistung der mit Abstand größten Volkswirtschaft Südamerikas nur noch um 0,8 Prozent zu. Zum Vergleich: Zu Jahresbeginn waren es noch 1,2 Prozent.

Proteste begleiten die Regierungspolitik Rouseffs.

Proteste begleiten die Regierungspolitik Rouseffs.

(Foto: REUTERS)

Wie aus den offiziellen Daten des Statistikamtes in Brasilia hervorgeht, legten die Konsumausgaben und auch die Investitionen zwar robust zu. Die kräftig anziehenden Importe und der schwächelnde Landwirtschaftsektor hätten die Entwicklung allerdings gebremst.

Mit dem mageren Wachstum kommt das rohstoffreiche Land, das gemeinsam mit Russland, Indien, China und Südafrika zum Kreis der führenden Schwellenländer (BRICS) gezählt wird, nach Ansicht von Experten unerwartet schnell auf den Boden der Tatsachen zurück.

Noch im vorigen Jahr wuchs die Wirtschaft geradezu ungestüm um 7,5 Prozent. Ein Tempo, das nach Meinung vieler Beobachter ohnehin auf Dauer nicht durchzuhalten gewesen wäre. Präsidentin Dilma Rouseff hatte einer Überhitzung der Wirtschaft frühzeitig vorgebeugt und mit Ausgabenkürzungen und strengerer Haushaltsdisziplin gegengesteuert.

Inflationsgespenst jagt die Notenbank

Während der Hochkonjunktur waren die Preise innerhalb der brasilianischen Volkswirtschaft außer Kontrolle geraten. Die hartnäckig hohe Teuerungsrate von rund 7 Prozent dürfte mit der wirtschaftlichen Abkühlung merklich zurückgehen. Die Zentralbank hat diese Woche erstmals seit zwei Jahren eine und damit auf nachlassenden Inflationsdruck gesetzt. Experten sind jedoch skeptisch, dass das Land das Problem mit den stark steigenden Lebenshaltungskosten in naher Zukunft in den Griff bekommen wird.

Die ökonomischen Perspektiven sind ebenfalls nicht mehr besonders rosig. "Vieles spricht dafür, dass die brasilianische Wirtschaft derzeit weiter an Fahrt verliert", meint Alexander John Maisner von Allianz SE. Zwar lege die Industrieproduktion im Juli saisonbereinigt um 0,5 Prozent gegenüber dem Vormonat zu. "In den kommenden Monaten dürfte die Produktion jedoch eher stagnieren." Für das Gesamtjahr sei daher nur noch ein Wirtschaftswachstum von 3,4 Prozent zu erwarten.

Quelle: ntv.de, rts

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