Wirtschaft

Es dauert noch ... Briten verfehlen Sparziel

Camerons Regierung muss weiter den Rotstift schwingen, auch wenn das Erreichen des Sparziels um ein Jahr nach hinten rückt.

Camerons Regierung muss weiter den Rotstift schwingen, auch wenn das Erreichen des Sparziels um ein Jahr nach hinten rückt.

(Foto: REUTERS)

Großbritannien geht es schlecht. Ein hoher Schuldenstand und eine vor sich hin dümpelnde Wirtschaft machen dem Vereinigten Königreich zu schaffen. Die Briten müssen auf weitere Unannehmlichkeiten gefasst sein, denn die Regierung Cameron spart weiter. Das ausgegebene Sparziel verschiebt sich zudem.

Wegen schwachen Wirtschaftswachstums verfehlt die britische Regierung die eigenen Sparziele. "Es dauert nicht drei Jahre, bis unsere Schulden sinken, sondern vier Jahre", räumte Finanzminister George Osborne im Parlament ein. Der Schuldenstand im Verhältnis zur Wirtschaftskraft werde erst 2016/17 fallen und damit ein Jahr später als sich die konservativ-liberale Koalition vorgenommen habe. Die sogenannte Schuldenstandsquote von derzeit knapp 75 Prozent werde in den nächsten Jahren noch auf fast 80 Prozent steigen.

Schatzkanzler George Osborne hat kaum Erfreuliches für die Briten zu vermelden.

Schatzkanzler George Osborne hat kaum Erfreuliches für die Briten zu vermelden.

(Foto: dpa)

Die Regierung will ihren von der Opposition scharf kritisierten S parkurs aber weiter verfolgen. "Großbritannien ist auf dem richtigen Weg", sagte Osborne in der Haushaltsdebatte und erntete vom politischen Gegner dafür Spott und Widerspruch.

Osborne begründete das Verfehlen der Ziele damit, dass die Wirtschaft wegen der Eurokrise für weniger Rückenwind sorge als erhofft. Das unabhängige Haushaltsbüro OBR rechnet für 2012 mit einem Rückgang des Bruttoinlandsproduktes von 0,1 Prozent. Im März hatte das OBR hoch ein Plus von 0,8 Prozent vorhergesagt. Für das nächste Jahr senkten die Experten ihre Wachstumsprognose auf 1,2 von 2,0 Prozent und erwarten auch 2014 mit 2,0 Prozent deutlich weniger Wachstum als ursprünglich gemeldet.

"AAA" ist in Gefahr

Trotz aller bisherigen Sparorgien ist das Land nicht über den Berg. Seit Jahren verzeichnet die britische Wirtschaft kein ordentliches Wachstum. Der Schuldenstand liegt weit über die im Maastricht-Vertrag vorgegebenen 60 Prozent für die Staaten der EU. Würde man das Geld mit einbeziehen, das der Staat zur Rettung der Banken ausgegeben hat, dann läge der Schuldenstand bei sage und schreibe 137 Prozent.

Doch damit nicht genug: Großbritannien plagt nach wie vor ein hohes Haushaltsdefizit. Aufgrund spärlich fließender Unternehmenssteuern beträgt es sieben Prozent. Das Triple-A-Rating ist in Gefahr. Fällt dieses, dann würde die Aufnahme neuer Schulden deutlich teurer.

Londons City schwächelt

Und die nahe Zukunft sieht nicht rosig aus. Sogar das Lieblingskind der Regierung Cameron, die Londoner City, durchlebt derzeit einen Schrumpfungsprozess. Viele Banker verlieren ihren Job und müssen stempeln gehen. Auch in der Realwirtschaft werden in großem Maß Stellen abgebaut. Die Arbeitslosenquote verharrt oberhalb der Marke von acht Prozent - zu Beginn der Finanzkrise 2007 waren es 5,4 Prozent.

Wie sein großes Vorbild Margaret Thatcher geht auch Cameron den schmerzhaften Sanierungsweg und gefährdet den sozialen Frieden im Land. Obwohl sein EU-kritischer Kurs bei der Mehrheit der Briten durchaus gut ankommt, sind die Umfragewerte von Konservativen und Liberaldemokraten im Keller. Laut einer Umfrage der Zeitung "The Observer" von Mitte November würden 39 Prozent der Befragten der oppositionellen Labour Party ihre Stimme geben. Camerons Konservative kämen auf 32 Prozent. Noch schlimmer ergeht es den Liberaldemokraten von Vizepremier Nick Clegg, die auf acht Prozent abstürzen. Einen Aufschwung erleben andere Gruppierungen wie die eine EU-Mitgliedschaft konsequent ablehnende UK Independence Party, die immerhin schon auf zehn Prozent kommt.

In der zweiten Amtshälfte wird es für Cameron wichtig sein, dass er Erfolge vorweisen kann. Gelingt dies nicht, dann ist seine erste Legislaturperiode als Premier auch die letzte.

Quelle: ntv.de, wne/dpa/AFP/rts

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