Wirtschaft

"Nehmt den Rettungsplan und haut ab" Bürger-Wut empfängt "Troika"

"Zu verkaufen": Kein herzlicher Empfang für die "Troika" in Athen.

"Zu verkaufen": Kein herzlicher Empfang für die "Troika" in Athen.

(Foto: REUTERS)

Die "Troika"-Vertreter sind zurück und Griechenlands Regierung macht sich Hoffnungen auf die Auszahlung dringend benötigter Milliardenhilfen. Die Bürger des schuldengeplagten Landes empfangen die Vertreter von EU, IWF und EZB aber nicht mit offenen Armen - ganz im Gegenteil. Dennoch ist die Regierung zufrieden.

Die griechische Regierung hat sich mit dem ersten Gespräch nach der Rückkehr der Inspektoren der Gläubiger-Troika zufrieden gezeigt. "Das Klima war positiv und kreativ nach den harten Maßnahmen, die wir beschlossen haben", teilte das Finanzministerium mit. Die Experten von EU, Internationalem Währungsfonds und Europäischer Zentralbank nahmen ihre Prüfung der griechischen Sparanstrengungen wieder auf, nachdem sie Anfang September aus Verärgerung über unzureichende Fortschritte überraschend aus Athen abgereist waren. Experten äußerten sich zuletzt aber zuversichtlich, dass die Troika die letzte Tranche aus dem 110 Mird. Euro schweren Rettungspaket freigibt.

Wut auf der Straße

Zum Auftakt der neuen Gespräche haben allerdings die Gegner des Regierungssparkurses den Inspektoren von EU und IWF einen wütenden Empfang bereitet. Mehr als 200 aufgebrachte Beamte blockierten das Finanzministerium. "Nehmt euren Rettungsplan und haut ab", riefen sie. Auch der Zugang zu zahlreichen anderen Ministerien wurde von streikenden Staatsdienern versperrt.

Nach neuen Sparzusagen der Regierung kehrten die Experten von EU-Kommission, Europäischer Zentralbank (EZB) und des Internationalen Währungsfonds (IWF) nach Athen zurück. Anfang September hatten sie ihre Prüfung der griechischen Sparanstrengungen überraschend abgebrochen, weil Athen zum wiederholten Male seinen Zusagen hinterherhinkte.

"Neue barbarische Maßnahmen"

Die Demonstranten wollten Finanzminister Evangelos Venizelos daran hindern, sich mit den Troika-Vertretern zu treffen. "Die Ministerien sind zur Rückkehr der Troika besetzt worden, weil uns neue barbarische Maßnahmen drohen", erklärte die Gewerkschaft für den öffentlichen Dienst, ADEDY. Die neuen Steuerpläne bezeichnete sie als verrückt: "Millionen Haushalte werden in die Verzweiflung getrieben."

EU und IWF hatten die Rückkehr ihrer Experten von zusätzlichen Sparschritten abhängig gemacht. Die Regierung hatte daraufhin Steuererhöhungen, Lohn- und Gehaltskürzungen und einen Stellenabbau im öffentlichen Dienst angekündigt. Am Dienstag brachte sie eine neue Immobiliensteuer durch das Parlament. Die Gewerkschaften kündigten an, ihre Proteste in den kommenden Wochen auszuweiten. Die Taxifahrer setzten ihren 48-Stunden-Streik am Donnerstag fort. In den Krankenhäusern legten die Beschäftigten die Arbeit für drei Stunden nieder.

Experten rechnen mit Auszahlung

Bei den Verhandlungen geht es um die Auszahlung der nächsten Tranche über 8 Mrd. Euro aus dem Rettungspaket von EU und IWF. Ohne das Geld könnte die Regierung keine Gehälter und Renten mehr auszahlen und würde auf eine Staatspleite zusteuern. Experten rechnen aber damit, dass Griechenland die Hilfen bekommen wird, auch um Folgen für das internationale Bankensystem und eine Ausweitung der Schuldenkrise auf andere Euro-Staaten zu verhindern. "Ich denke, dass die Euro-Finanzminister letztlich die nächste Tranche aus dem Hilfspaket freigeben werden", sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. "Sie werden das Risiko nicht eingehen, Griechenland jetzt den Geldhahn zuzudrehen. Es ist eine politische Entscheidung."

Quelle: ntv.de, bad/rts

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