Schlechte Zahlungsmoral bei Jungen Bürger sind reich und verschuldet
24.05.2012, 18:22 Uhr
Nicht jeder kann zurück zahlen, was auf Pump gekauft wurde.
(Foto: REUTERS)
Dank niedriger Arbeitslosenquote und positiver Konjunktur sind die Deutschen vermögender denn je - und verwirklichen damit beispielsweise ihren Traum vom Eigenheim. Doch nicht alle können dabei finanziell Schritt halten: Immer mehr Haushalte können Schulden nicht mehr zurückzahlen. Insbesondere bei jungen Verbrauchern verschlechtert sich die Zahlungsmoral.
Die Deutschen haben so viel Geld auf der hohen Kante wie nie zuvor. Das Geldvermögen der privaten Haushalte stieg 2011 trotz kräftiger Kursverluste an den Finanzmärkten auf den Rekordwert von 4,715Billionen Euro, wie die Bundesbank mitteilte. Der Zuwachs betrug knapp 149 Mrd. Euro. Die positive Konjunktur und die stabile Lage am Arbeitsmarkt hätten das verfügbare Einkommen gesteigert und damit die Vermögensbildung begünstigt. Gebremst wurde die Entwicklung durch Kursverluste an den Kapitalmärkten in Höhe von 92 Mrd. Euro, vor allem bei Aktien. Immobilienvermögen sind in den Daten nicht enthalten.
Insgesamt nahmen die Deutschen 2011 rund elf Mrd. Euro Kredite auf. "Dabei sind vor allem Wohnungsbaukredite signifikant gestiegen, was sich auch in reger Bautätigkeit und steigenden Immobilienpreisen widerspiegelte", erklärte die Bundesbank. In der Schuldenkrise liebäugeln immer mehr Verbraucher mit einem Eigenheim - vor allem wegen der niedrigen Zinsen. Als Folge stieg die Verschuldung der privaten Haushalte auf 1,55 Billionen Euro und damit auf den höchsten Stand seit Sommer 2007.
Bürger bleiben auf Schulden sitzen
Allerdings können nicht alle Bürger ihre Schulden zurückzahlen. Die Zahl derer, die Privatinsolvenz anmelden, wächst in Deutschland wieder. In diesem Jahr werden es voraussichtlich 105.000 sein, erwartet der Bundesverband Deutscher Inkasso-Unternehmen (BDIU). Der bisherige Höchststand war 2010 mit 108.798 Fällen erreicht worden, 2011 waren es 103.289. Jeder zehnte Erwachsene sei überschuldet, könne also von seinem Einkommen nicht dauerhaft Lebenshaltungskosten und Schuldentilgung bezahlen. Das Verbraucherinsolvenzverfahren ermöglicht, die Restschuld innerhalb von sechs Jahren loszuwerden.
Die Zahlungsmoral von Privatleuten und Unternehmen sei noch immer gut, aber etwas schlechter als im vergangenen Herbst. Bei einer Umfrage unter den 560 Inkassofirmen berichteten 22 Prozent von einem insgesamt schlechteren Zahlungsverhalten, 12 Prozent sehen eine Verbesserung und 66 Prozent keine Änderung.
Junge zeigen mangelnde Eigenverantwortung
Ein besorgniserregender Trend ist die Verschlechterung der Zahlungsmoral bei jungen Verbrauchern (bis 24 Jahre) im Vergleich zu den älteren, sagte BDIU-Vizepräsidentin Marion Kremer. Mehr als die Hälfte (54 Prozent) der befragten BDIU-Mitgliedsunternehmen stellten dies fest. Als häufigste Gründe wurden schlechte Vorbilder im Elternhaus, zu hohe Konsumausgaben und mangelnde Eigenverantwortung genannt. Junge Kunden verschulden sich nach Erkenntnis der Inkassofirmen vor allem bei Online-Händlern und Telekommunikationsanbietern. Ältere Verbraucher stehen zumeist bei Banken und Versandhändlern in der Kreide.
Bei den Unternehmen rechnet der BDIU für 2012 mit 32.000 Insolvenzen nach 30.100 Pleiten im Jahr zuvor. Das Forderungsvolumen der Inkasso-Unternehmen belaufe sich zurzeit auf mehr als 50 Mrd. Euro, sagte BDIU-Präsident Wolfgang Spitz.
Quelle: ntv.de, rts/dpa