Geldinstitute werden wieder "gestresst" Bundesbank erwartet Probleme
25.11.2013, 09:01 UhrWie gut sind die Europas Banken für Krisensituationen gewappnet? Das sollen die Stresstest herausfinden, deren Ergebnisse für Ende des kommenden Jahres erwartet werden. Die Bundesbank ist sich sicher, dass einige Geldinstitute durch die Prüfung fallen.
Die anstehenden Stresstests für Europas Banken könnten nach Einschätzung der Bundesbank einigen Geldhäusern Sc hwierigkeiten bereiten. "Wahrscheinlich wird man schon nach der Bilanzprüfung Banken finden, die sehr knapp an der geforderten Kernkapitalquote von acht Prozent liegen", sagte Bundesbank-Vizepräsidentin Sabine Lautenschläger dem "Handelsblatt". Diese Banken müssten ihr Kapital vermutlich aufstocken.
Neben der Bilanzprüfung müssen die Geldinstitute unter Beweis stellen, wie gut sie für Krisensituationen gewappnet sind. "Es ist möglich, dass nicht alle Banken diese harte Überprüfung überstehen", sagte Lautenschläger weiter. "Aber die Frage, wie viele das sein werden, kann heute niemand seriös beantworten."
Nach Ansicht der Europäischen Zentralbank (EZB) müssen die Banken ihre Kapitalprobleme so schnell wie möglich angehen. Notenbank-Chef Mario Draghi riet den Instituten, damit nicht bis zur Bekanntgabe der Ergebnisse des Stresstests im Oktober 2014 zu warten. Viele Geldhäuser hätten bereits begonnen, ihre Bilanzen zu stärken, um den Fitness-Check zu bestehen, sagte Draghi Ende der vergangenen Woche auf einer Bankenkonferenz in Frankfurt. "So gesehen hat der Test schon zu Resultaten geführt - und ich ermutige die Banken, damit weiterzumachen."
Ganz ohne staatliche Hilfen geht es nicht
Sollte es einzelnen Banken nicht gelingen, ihre Kapitalpuffer über die Märkte zu schließen, müssten öffentliche Sicherheitsnetze auf nationaler wie europäischer Ebene zur Verfügung stehen, sagte Draghi. Um Eigentümer und Gläubiger der Institute wie geplant bei Kapitalspritzen für marode Banken zu beteiligen, dürften die Instrumente dafür nicht erst wie bisher geplant 2018 zur Verfügung stehen. "Weit vor diesem Termin", forderte Draghi. "Je eher, desto besser."
Der Co-Chef der Deutschen Bank, Jürgen Fitschen, forderte, die Gläubigerbeteiligung müsse Ende 2014 feststehen. "Nicht 2018, das wäre viel zu spät." Dann könne man überzeugend sagen, dass eine Pleite-Bank - egal wie groß sie sei - nicht mehr dem Steuerzahler zur Last falle.
Für Draghi steht allerdings fest, dass es ganz ohne staatliche Hilfen am Ende auch nicht gehen dürfte: "Wenn es zeitlich und realistischerweise nicht möglich ist, den Privatsektor heranzuziehen, hat der öffentliche Sektor auch seiner Verantwortung gerecht zu werden." Draghi betonte, dass öffentliche Hilfen dann aber im Nachhinein von den Banken über eine Abgabe wieder zurückgezahlt werden müssten. "In dem neuen System würde der Steuerzahler niemals bezahlen."
Doch der von der Branche zu füllende Topf für die Rettung von Banken füllt sich in Deutschland nur spärlich. Nach drei Jahren liegen erst 1,8 Milliarden Euro darin - zu wenig für die Rettung auch nur einer einzigen größeren Bank. Die für die Finanzmarkt-Stabilisierung zuständige Behörde FMSA erklärte, sie könnte im Notfall auch Sonderbeiträge von den Banken einsammeln, wenn das Geld nicht reiche.
Quelle: ntv.de, wne/dpa/rts