Daueraufschwung in Deutschland? Bundesbank spürt Rückenwind
18.07.2011, 13:46 Uhr
Türschild aus Beton: Die Notenbanker finden Belege für einen anhaltenden Aufschwung.
(Foto: picture alliance / dpa)
Einmal im Monat fassen die Experten der Bundesbank ihre Sicht auf die Perspektiven der deutschen Wirtschaft in einem Bericht zusammen. In ihrem Juli-Report kommen sie zu ermutigenden Ergebnissen: Der Aufschwung könnte sich weiter fortsetzen.
Die deutsche Wirtschaft bleibt nach Einschätzung der Bundesbank mittelfristig auf Wachstumskurs. Zwar werde die jüngste Euphorie zunehmend gebremst - insbesondere bei den Exporten, heißt es im aktuellen Monatsbericht.
Die "weiter expandierende Beschäftigung" und die "zunehmende Sachkapitalbildung" seien aber "Zeichen dafür, dass die mittelfristigen Konjunkturperspektiven weiterhin als günstig eingeschätzt werden." Der private Verbrauch habe sich weiter belebt. Die Unternehmen investierten erheblich in neue Maschinen, Anlagen und andere Ausrüstungen. Das gute Konsumklima deute zudem darauf hin, dass das Geld bei den Verbrauchern wieder lockerer sitze.
Insgesamt sieht die Bundesbank wegen des anspringenden Konsums und steigender Investitionen der Unternehmen gute Chancen für einen langen Aufschwung. "Die konjunkturellen Antriebskräfte verlagern sich in Deutschland zunehmend auf die Binnenwirtschaft", schreiben die Experten.
Ein Land kauft sich reich
Im Außenhandel zeichnet sich laut Monatsbericht aufgrund der nicht mehr so gut laufenden Exportgeschäfte ein "konjunktureller Tempoverlust" ab. Doch im europäischen Vergleich bleibt Deutschland an der Spitze: Deutschlands Exporteure profitierten nach Erkenntnissen der Bundesbank stärker von der konjunkturellen Erholung als die übrigen großen Volkswirtschaften des Euro-Raums.
"In den vier großen Mitgliedsländern des Euro-Raums war lediglich die Entwicklung der spanischen Ausfuhren ähnlich dynamisch, während französische und italienische Exporteure erheblich geringere Zuwächse erzielten." In der Rangliste der europäischen Wirtschaftsschwergewichte folgt Frankreich nach Deutschland auf Platz zwei. Italien belegt den dritten Platz. Spanien gilt als viertgrößte Wirtschaftsmacht.
Die Bundesbank-Experten bekräftigten: "Der Wachstumsvorsprung der deutschen Exportwirtschaft war sowohl bei den Waren als auch bei den Dienstleistungen zu beobachten." Das zeige sich auch am Beispiel China, das als Absatzmarkt für die Europäer generell wichtiger werde: Das deutsche Angebot passe besser zur chinesischen Nachfrage, zudem habe Deutschland seine preisliche Wettbewerbsfähigkeit deutlich mehr verbessert als die europäische Konkurrenz.
Analysten nicken zustimmend
Die Einschätzungen der Bundesbank zu den konjunkturellen Perspektiven Deutschlands decken sich mit den Prognosen von Analysten privater Kreditinstitute. Im Vorfeld des Monatsberichts befragte Ökonomen sagen für das zu Ende gegangene zweite Quartal ein Wirtschaftswachstum von 0,5 Prozent voraus. Zu Jahresbeginn war die Konsensschätzung noch dreimal so stark ausgefallen, weil die Bauwirtschaft die am Jahresende wegen Schnee und Frost liegengebliebenen Arbeiten rascher als erwarten aufholen konnte.
Bis Ende 2012 rechnen die Experten mit einem Quartalswachstum, das zwischen 0,4 und 0,6 Prozent schwankt. Für das Gesamtjahr erwarten sie ein Wachstum von 3,4 Prozent, das sich 2012 auf 1,9 Prozent abkühlen dürfte.
Quelle: ntv.de, dpa/rts