Elf-Milliarden-Steuersparmodell Burger King schluckt Kaffeehauskette
26.08.2014, 15:57 Uhr
(Foto: REUTERS)
Der Markt der Schnellrestaurantketten sortiert sich: Burger King kauft die Kaffeehauskette Tim Hortons. Der Umzug nach Kanada spart dem neuen Unternehmen Steuern - ein nicht unumstrittenes Modell. Zumindest ein Finanzier erwartet keine derartigen Vorteile.
Die Fastfood-Kette Burger King setzt ihre Übernahmepläne in die Tat um. Der Konzern kauft die kanadische Kaffeehauskette Tim Hortons für mehr als elf Milliarden US-Dollar, wie die Burger King Worldwide bestätigte. Damit will das Unternehmen über die sogenannte Inversion auch seine Steuerlast in den USA reduzieren. Die Umsiedlung einer solch uramerikanischen Marke wird die Debatte über die Ausnutzung steuerlicher Vorteile durch die Übernahme ausländischer Firmen in den USA weiter anheizen. Mehrere Firmen sind diesen Weg in jüngster Zeit gegangen.
Durch den Zusammenschluss von Burger King und Tim Hortons entsteht die drittgrößte Schnellrestaurantkette der Welt mit einem Umsatz von etwa 23 Milliarden US-Dollar und mehr als 18.000 Niederlassungen in 100 Ländern. Das neue Unternehmen wird in Kanada angesiedelt sein, die Marken würden nach Abschluss der Transaktion aber weiterhin unabhängig verwaltet, wie die Firmen weiter mitteilten.
Aktionäre haben die Wahl
Die Anteilseigner von Tim Hortons bekommen je Aktie 65,50 Kanadische Dollar in bar und 0,8025 Aktie des neuen Unternehmens. Damit hat die Tim-Hortons-Aktie einen Wert von 94,05 Kanadischen Dollar, basierend auf dem Schlusskurs von Montag. Als Alternative können die Aktionäre auch wählen zwischen 88,50 Kanada-Dollar in bar oder 3,0879 Aktien des neuen Konzerns.
Die Übernahme von Tim Hortons, Kanadas größter Schnellrestaurant-Kette mit einer Marktkapitalisierung von rund zehn Milliarden Dollar, braucht die Genehmigung der Regierung. Dafür muss Burger King, welches von dem brasilianischen Finanzinvestor 3G Capital Management kontrolliert wird, einen sogenannten Nettonutzen für Kanada durch den Deal nachweisen. 3G Capital wird etwa 51 Prozent an dem neuen Unternehmen halten.
Buffett will nicht ins operative Geschäft
Warren Buffetts Investmentfirma Berkshire Hathaway, die mit 3G bereits 2013 bei der Übernahme des Ketchup-Konzerns H.J. Heinz & Co zusammengearbeitet hat, stellt drei Milliarden Euro zur Finanzierung des Deals bereit. Berkshire wird aber im Management und beim operativen Geschäft keinen Einfluss haben. Burger-King-Chef Daniel Schwartz wird Chef des neuen Unternehmens. Die Position des Chairman wird 3G-Partern Alex Behring übernehmen, der dieses Amt bereits bei Burger King innehat. Tim-Horton-Chef Marc Caira wird Vize-Chairman.
Insgesamt hat sich Burger King für die Finanzierung 12,5 Milliarden US-Dollar gesichert. Darunter sind auch Kreditzusagen in Höhe von 9,5 Milliarden Dollar von einem Konsortium unter Führung von JP Morgan und Wells Fargo.
Die Beteiligung der Investmentlegende Buffett macht den Deal noch brisanter. Der Investor rückt damit ins Zentrum der Debatte über die US-Steuerpolitik. Die Regierung hatte einen ihrer wichtigsten Steuervorschläge nach dem "Orakel von Omaha" benannt. 2011 hatte das Weiße Haus die "Buffett-Regel" auf den Tisch gelegt, die Regierungsvertreter als ein neues Maßnahmenpaket bezeichneten, mit der reiche Amerikaner nicht mehr so viel von der Steuer absetzen können. Buffett, selbst den Demokraten nahestehend, hatte dem Gesetzesvorschlag Flankenschutz gegeben, indem er sich öffentlich darüber beschwerte, dass seine Steuerrate niedriger sei als die seiner Sekretärin.
Berkshire Hathaway wohl ohne Steuervorteile
Derweils erwartet Buffets Investmentfirma Berkshire Hathaway durch die Teilnahme an der Übernahmefinanzierung allerdings offenbar keine Steuervorteile. Sie werde auf jegliches Einkommen aus dem Deal den in den USA gültigen Körperschaftssteuersatz zahlen, sagte eine mit der Transaktion vertraute Person.
Obwohl die Körperschaftssteuer in Kanada deutlich niedriger ist als in den USA, werden die beteiligten Parteien aber wohl versichern, dass die geringere Steuerlast nicht der Motivation für den Zusammenschluss ist. In Kanada müssen Unternehmen etwa 27 Prozent Steuern entrichten. Der Wert setzt sich zusammen aus nationalen Steuern und dem, was die Provinzen erheben. In den USA kommen die Unternehmen auf rund 40 Prozent.
Bei Abschluss des Deals bekomme Berkshire Vorzugsaktien an dem neuen kanadischen Unternehmen, sagte die informierte Person. Dadurch erhalte Berkshire eine Dividende mit einer hohen Verzinsung. Da Berkshire aber ein US-Konzern mit Sitz in Omaha im Bundesstaat Nebraska ist, wird die von den USA erhobene Körperschaftssteuer in Höhe von 35 Prozent auf den Dividendenbetrag fällig. Allerdings werde Berkshire wohl für die höheren Steuern entschädigt, hieß es weiter. Das neu entstehende Unternehmen aus Burger King und Tim Hortons wird Berkshires höheren Steuerbescheid bezuschussen.
Quelle: ntv.de, jwu/DJ