Jagd nach Geld ist beendet Carl Icahn will nicht mehr
09.03.2011, 07:31 UhrEigentlich soll man gehen, wenn es am schönsten ist. Das ist Hedgefonds-Legende Icahn nicht geglückt. Dafür zieht er jetzt einen Schlusstrich und zahlt seine Kunden aus. Die Branche reagiert überrascht. Wirft die nächste Krise ihre Schatten voraus? Einige Beobachter sprechen bereits von einem Generationenwechsel an der Wall Street.
An der Wall Street endet eine Ära: Der Hegdefonds-Manager Carl Icahn will nicht länger das Geld anderer Leute verwalten und gibt den Investoren ihr Kapital zurück. In einem Brief an seine Kunden teilte der 75-jährige Milliardär mit, er wolle im Falle einer erneuten Marktkrise nicht mehr für ihr Vermögen verantwortlich sein. "Es mag für einige abgedroschen klingen, aber die Verluste, die Investoren 2008 mit unseren Fonds erlitten, plagten mich in vielerlei Hinsicht ungleich stärker als meine eigenen Verluste", heißt es in dem bei den Aufsichtsbehörden eingereichten Schreiben.
Die nächste Krise ist programmiert
Es enthielt zugleich eine vorsichtige Warnung, dass sich das geschäftliche Umfeld in diesem Jahr eintrüben könnte: "Wir sagen zwar keine neuen Marktverwerfungen voraus, diese Möglichkeit kann aber auch nicht abgetan werden", betonte Icahn.
In seinem rund sieben Mrd. US-Dollar schweren Fonds Icahn Capital liegen 1,75 Mrd. von anderen Investoren. Branchenkenner zeigten sich von Icahns Schritt überrascht. "Er ist eine Ikone in der Branche, und wir sind noch dabei zu verstehen, welchen Effekt das auf die Branche haben wird", sagte Charles Gradante von der Beraterfirma Hennessee Group.
Der 1,9 Billionen US-Dollar schwere Hedgefonds-Sektor muss sich auf eine strengere Regulierung in den USA einstellen. In einigen Monaten sollen sich Fonds mit Kundengeldern in Höhe von 150 Mrd. US-Dollar bei der Börsenaufsicht SEC anmelden.
Generationenwechsel an der Wall Street
Icahn arbeitete an der Wall Street, bevor er 1968 mit seiner eigenen Investmentfirma an den Start ging. Icahn Capital wurde 2004 aufgelegt. Seit diesem Jahr hat Icahn mit seinen Fonds nach eigener Auskunft eine Rendite von fast 107 Prozent erzielt. In den 80er Jahren war Icahn einer der berüchtigsten Firmenjäger. Er mischte bei den Übernahmeschlachten um RJR Nabisco, Texaco und Viacom mit. Und er legte sich mit den Mächtigen von bekannten Unternehmen an. So kämpfte Icahn um die Kontrolle über den Energiekonzern Dynegy, drängte auf eine Umbesetzung des Führungsgremiums der Biotech-Firma Genzyme und trieb den Handyhersteller Motorola zu einer Konzernaufspaltung.
Wie Icahn hatten zuletzt einige andere bekannte Hedgefonds-Manager wie Stanley Druckenmiller und Chris Shumway ihre Investoren ausbezahlt. Manche Wall-Street-Experten sehen einen Generationenwechsel in der Branche. Platzhirsche wie George Soros, Julian Robertson und nun auch Icahn machen Platz für jüngere wie William Ackman und Dan Loeb.
Quelle: ntv.de, dpa