Tote nach Explosion in Raffinerie Chávez sieht keine Schlamperei
27.08.2012, 08:33 UhrBei einer Explosion und einem Großbrand in der wichtigsten Raffinerie Venezuelas sterben 48 Menschen, 80 weitere werden verletzt. Präsident Chávez betont, das Unglück habe nichts mit Schlamperei zu tun. Kritiker des Linkspopulisten sehen das anders.
Nach der Explosion in Venezuelas wichtigster Raffinerie hat Präsident Hugo Chávez Vorwürfe zurückgewiesen, das Unglück könne Folge von unzureichender Wartung oder mangelnden Sicherheitsvorkehrungen in dem Staatsbetrieb sein. Solche Vermutungen seien unverantwortlich, sagte Chávez bei einem Besuch des Unglücksortes in Amuay. Er hatte zuvor eine eingehende Untersuchung der Ursache des Brandes angekündigt, der bisher nicht gelöscht werden konnte.
Die Zahl der Todesopfer stieg auf 48. Rund 80 weitere Menschen wurden verletzt. Unter den Toten seien 18 Mitglieder der Nationalgarde, die den Komplex bewacht hätten, sagte Vizepräsident Elías Jaua. Zudem seien 15 Zivilisten und sechs weitere Menschen gestorben, die noch nicht identifiziert seien.
Das Unglück im Bundesstaat Falcón im Nordwesten des Landes wurde nach Angaben des Energieministeriums durch ein Gasleck ausgelöst. Das entweichende Gas sei in der Nacht zum Samstag explodiert und habe Öltanks und weitere Einrichtungen in Brand gesetzt. Flammen aus den brennenden Öltanks waren noch in kilometerweiter Entfernung zu sehen. Mehrere Verletzte befanden sich nach Krankenhausangaben noch in Lebensgefahr.
Chávez, der sich am 7. Oktober zur Wiederwahl stellt, hat wegen des Unglücks eine dreitägige Staatstrauer angeordnet. Bei seinem Besuch vor Ort sagte er: "Ein Philosoph - ich weiß nicht welcher - hat gesagt, dass das Leben weitergehen muss." Er widersprach Vermutungen, die Katastrophe sei durch mangelhafte Wartung ausgelöst worden. Er warf der Opposition vor, mit derartigen "Lügen" die staatliche Ölindustrie und damit seine Regierung in Diskredit bringen zu wollen.
Schwere Vorwürfe
Offiziellen Angaben zufolge wurden in der Nähe der Raffinerie mehr als 200 Häuser und elf Geschäfte beschädigt. Die Häuser von 13 Familien seien vollständig zerstört worden. Viele Beschäftigte der Raffinerie wurden demnach in nahegelegene Wohnanlagen untergebracht.
In der Vergangenheit hatten venezolanische Medien wiederholt über schlechte Sicherheitsstandards und mangelnde Wartung in den Raffinerien des Landes berichtet. Venezuela ist der fünftgrößte Ölexporteur der Welt. Die Raffinerie von Amuay ist die größte des Landes. Normalerweise werden dort bis zu 645.000 Barrel Rohöl pro Tag verarbeitet.
Unterdessen wies auch Raffineriedirektor Jesus Luongo Kritik zurück, derzufolge das Unglück durch Schlamperei verursacht worden sei. Er versicherte, der Industriekomplex sei bestens gewartet worden.
Zuvor hatte die Organisation "Leute des Öls" die staatliche Erdölgesellschaft PDVSA und damit auch die Regierung von Präsident Chávez kritisiert. Die Gruppe habe wiederholt auf zahlreiche technische Schwächen, mangelnde Kontrollen und Zwischenfälle in den Ölanlagen des Staatskonzerns hingewiesen, hieß es in einer Mitteilung der Organisation. Seit 2003 seien bei 79 Unglücken in den beiden Raffinerien von Paraguana (Cardon und Amuay) 19 Arbeiter getötet worden.
Quelle: ntv.de