Wirtschaft

Europa hofft auf Geldregen China bläst Staatsfonds auf

Der chinesische Staatsfonds hat 30 Milliarden Dollar mehr zu verteilen. Ob das schuldengeplagte Europa davon profitiert, ist fraglich. Anleihen südeuropäischer Krisenstaaten oder die Emissionen der Rettungsfonds ESFS und ESM stehen leider nicht hoch im Kurs.

China auf Ausguckposten: Seit Jahren wird von Dollar-Investments in andere Anlageformen umgeschichtet.

China auf Ausguckposten: Seit Jahren wird von Dollar-Investments in andere Anlageformen umgeschichtet.

(Foto: REUTERS)

Der chinesische Staatsfonds China Investment Corp (CIC) bekommt mehr Geld, dürfte sich mit dem Kauf europäischer Staatsanleihen aber zurückhalten. Insgesamt erhält der vielumworbene CIC nach Angaben seines Vizepräsidenten 30 Mrd. US-Dollar mehr an Mitteln. Ausländische Regierungen buhlen inzwischen vermehrt um Anlagen aus dem Reich der Mitte.

Details zu dem warmen Geldregen und zur Verwendung der Mittel sind noch unklar. Aus früheren Aussagen von CIC-Vertretern schließen Beobachter aber, dass sich die klammen Euro-Staaten wenig Hoffnung auf umfangreiche Geldzuflüsse machen können.

Das Staatliche Chinesische Devisenamt überwies das Geld bereits Ende vergangenen Jahres an den CIC, wie der Vizepräsident des Fonds am Rande des jährlichen Treffens eines wichtigen Beratungsgremiums sagte. Das Chinesische Devisenamt ist Teil von Chinas Zentralbank und fungiert als Wächter über die Devisenreserven der Nation.

Die globalen Finanzmärkte haben auf die heute bekannt gewordene Kapitalspritze mehr als ein Jahr gewartet. Seine Grundausstattung an Barmitteln hatte der 2007 gegründete Fonds bereits im Jahr 2010 angelegt. Ursprünglich erhielt der CIC 200 Mrd. US-Dollar, ein beachtliches Stück des Kuchens von Chinas riesigen Devisenreserven.

Raus aus Dollar-Investments

Lange Zeit parkten die Fonds-Funktionäre das Geld bei weitgehend risikolosen Investments wie US-Staatsanleihen. Dann erhielt der CIC aber den Auftrag, die Mittel aggressiver anzulegen und höhere Renditen zu erwirtschaften. Bis Ende 2010 wuchs der chinesische Staatsfonds auf 410 Mrd. US-Dollar an. Die Chinesen riskierten deutlich mehr: Sie zündeten den Turbo durch Investments bei Beteiligungsgesellschaften und Hedgefonds.

Über die heute bekannt gewordenen zusätzlichen Mittel ist innerhalb des chinesischen Staatsapparates längere Zeit beraten worden. Im Zentrum der Debatte stand die Frage, ob der Fonds sich von seinen Anteilen an den staatseigenen Geschäftsbanken trennen sollte. Einige Vertreter hatten argumentiert, der Fonds solle sich auf Auslandsinvestments beschränken. Es ist nicht klar, ob der strittige Punkt inzwischen geklärt ist.

Für Europa ist die Anlagepolitik des Staatsfonds eine Tour zwischen Hoffen und Bangen. Die globalen Finanzmärkte spekulieren auf umfangreiche Rettungsaktionen der Chinesen: Sie könnten europäische Staatspapiere erwerben. Jüngste Kommentare von CIC-Vertretern weisen aber nicht auf eine warme Gelddusche für Europas angeschlagene Staaten hin. Im Februar hatte CIC-Chairman Lou Jiwei Anlagen in europäische Staatsanleihen als "schwierig" für Langzeitinvestoren wie seinen eigenen Fonds bezeichnet. Statt sich in Anleihen südeuropäischer Krisenstaaten zu engagieren, will sich China lieber zusammen mit anderen Schwellenländern über Mechanismen des Internationalen Währungsfonds (IWF) engagieren.

Chinas große Devisenreserven kommen von Exportüberschüssen her, die sich wegen Devisenkontrollen nicht durch höhere Wechselkurse ausgleichen. Peking plant deshalb auf einen ausgeglicheneren Handel hinarbeiten und künftig mehr ausländische Waren für den Verbrauch im Inland einzuführen. Auch damit würden die Reserven abgebaut.

Quelle: ntv.de, DJ

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