Spionageaffäre bei Renault China empört sich offiziell
11.01.2011, 17:55 Uhr
Futuristische Elektro-Konzepte: "Renault ist Opfer eines Wirtschaftsspionagekriegs."
Der Verdacht auf Industriespionage bei dem französischen Autobauer Renault schlägt international hohe Wellen: Die Affäre hat das Zeug dazu, sich zu einer Belastung der ohnehin schon schwierigen Beziehungen zwischen Paris und Peking auszuweiten. Ein beschuldigter Renault-Mitarbeiter zeigt sich überrascht. Die französische Regierung rudert vorsichtshalber zurück.
Einer der drei suspendierten Manager des französischen Autobauers Renault bestreitet die gegen ihn erhobenen Spionagevorwürfe. "Renault hat sehr ernsthafte Beschuldigungen gegen mich, die ich vollkommen zurückweise", sagte der Vize-Chef einer Forschungsabteilung von Renault nach einem Treffen mit der Konzernführung. Er sei vollkommen überrascht von seiner Suspendierung gewesen. Noch habe der zweitgrößte Autokonzern Frankreichs nicht entschieden, ob er ihm kündige. Dem Manager wird vorgeworfen, Informationen über ein Elektroauto-Projekt weitergegeben zu haben. Über die Hintergründe des Spionagefalls schweigen sich Renault sowie die Regierung in Paris aus. Unklar ist zum Beispiel, auf welche Erkenntnisse sich die Beschuldigen stützen und aus welcher Quelle sie stammen.
Der französische Regierungssprecher Francois Baroin betonte, Frankreich habe kein bestimmtes Land beschuldigt, in den Fall verwickelt zu sein. "Renault ist wie andere Opfer eines Wirtschaftsspionagekriegs geworden", sagte Baroin dem Radiosender Europe 1. In der vergangenen Woche war aus Regierungskreisen verlautet, Frankreichs Geheimdienst prüfe, ob es Spuren nach China gebe. Die Volksrepublik wies eine etwaige Verwicklung zurück. Die Vorwürfe entbehrten jeder Grundlage, sagte Außenamtssprecher Hong Lei.
Die Ermittlungen laufen
"Es gibt heute keine offizielle Anklage von Frankreich und der französischen Regierung gegen irgendein Land. Eine Untersuchung ist im Gang", sagte Baroin daraufhin. Die ohnehin angespannten Beziehungen zwischen Frankreich und China hatten zuletzt unter den Gerüchten gelitten. Die "Financial Times" hatte berichtet, Renault habe verdächtige Finanztransaktionen unter anderem auf Bankkonten in der Schweiz entdeckt.
Die für dieses Jahr geplante Einführung der Elektroautos ist für Renault, der zu 15 Prozent dem französischen Staat gehört, ein wichtiges Standbein seiner Strategie. Zusammen mit seinem japanischen Partner Nissan investiert Renault Milliardenbeträge in das gemeinsame Vorzeigeprojekt. Die Produktion der Autos und wichtige Entwicklungsgeheimnisse sind früheren Angaben zufolge von dem Spionagefall nicht betroffen.
Die Massenproduktion von Elektroautos steckt derzeit noch in den Kinderschuhen. Große Hersteller wie Nissan, Mitsubishi und Frankreichs Branchenprimus PSA Peugeot Citroen haben in den vergangenen Monaten jedoch erste Modelle auf den Markt gebracht. Auf den Straßen sind Elektroautos bislang noch recht selten. Probleme bereitet den Herstellern derzeit vor allem noch die Frage der Stromspeicherung. Die bisher eingesetzten Batterielösungen sind schwer und teuer, was sowohl das Fahrzeuggewicht als auch den Endkundenpreis kräftig nach oben treibt.
Quelle: ntv.de, mmo/rts