Wirtschaft

Alles für die "Seltenen Erden" China entdeckt den Umweltschutz

Das Thema Seltene Erden wird auch 2011 heiß diskutiert. Nach den Ausfuhrbeschränkungen erlässt China nun "strenge" Umweltschutzauflagen für die Förderung der vor allem in der Elektronikindustrie begehrten Rohstoffe. Schon sagen Branchenexperten deutliche Preissteigerungen voraus.

Nicht wirklich selten, aber vor allem in Chinas Boden: Seltene Erden.

Nicht wirklich selten, aber vor allem in Chinas Boden: Seltene Erden.

(Foto: picture alliance / dpa)

Erst die Exportquoten, nun die Umwelt: China versucht offenbar alles, den Preis für Seltene Erden in die Höhe zu treiben. Das Umweltministerium in Peking veröffentlichte einen Entwurf mit schärferen Vorschriften für die Bergbauindustrie. Die neuen Umweltstandards dürften die Ausfuhrpreise für die metallischen Rohstoffe weiter erhöhen, die für hochtechnologische Produkte wie etwa Handys, Laptops oder Elektroautos gebraucht werden. Der IT-Branchenverband Bitkom warnte bereits vor einem Preissprung bei Hightech-Geräten.

"Die künstliche Verknappung kann zu Preissteigerungen und Lieferengpässen bei stark nachgefragten Geräten führen", sagte Bitkom-Präsident August-Wilhelm Scheer. Es gebe kaum ein Hightech- Gerät, das ohne Seltene Erden hergestellt werden könne.

Deutsche Wirtschaft stark abhängig

Der Branchenverband forderte die Bundesregierung auf, die einseitige Abhängigkeit von den China-Lieferungen entgegenzusteuern. "Seltene Erden sind für die deutsche Wirtschaft mindestens so wichtig wie Erdöl und Erze", erklärte Scheer. Der Verband plädierte für verstärkte Anstrengungen beim Recycling, eine gezielte Forschung nach alternativen Materialien und Partnerschaften mit Förderländern nach dem Beispiel Japans, um die Rohstoffbasis zu sichern. Japan arbeitet mit Hochdruck daran, sich unabhängiger von Seltenen Erden aus China zu machen.

Peking will die neuen Umweltbestimmungen ab Februar einführen. Künftig sollen auch höhere Grenzwerte für Abwässer beim Abbau dieser speziellen metallischen Rohstoffe gelten. Die Vorschriften dürften die Ausfuhrpreise erhöhen, berichtete die Tageszeitung "China Daily".

Brüderle mit Forderungen

Auf China entfallen 97 Prozent des Weltmarktes der Seltenen Erden. Zuletzt wurden die Exporte stark gedrosselt. Die Ausfuhrquoten haben bereits zu Preissteigerungen und Sorge über die weitere Versorgung wichtiger Industrien geführt.

Dies war auch ein Thema beim Besuch von Chinas Vizepremier Li Keqiang in Berlin. Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) hatte die Exportbeschränkungen kritisiert. Er forderte China auf, dem Westen nicht den Zugang zu Seltenen Erden zu erschweren und die verhängten Maßnahmen zu überdenken.

USA sind laut China am Zug

Begehrte Seltene Erden: Im chinesischen Damao füllt ein Arbeiter Lanthanum in eine Gießform.

Begehrte Seltene Erden: Im chinesischen Damao füllt ein Arbeiter Lanthanum in eine Gießform.

(Foto: REUTERS)

China hatte die Drosselung der Exporte vor allem mit dem Umweltschutz und der bislang übermäßigen Ausbeutung der Rohstoffe begründet. Der Umweltschutz sowie strategische und wirtschaftliche Erwägungen sind nach Angaben des Sektionschefs im Handelsministerium, Chao Ning, die Gründe, warum es sich China nicht mehr leisten könne, die Last der Versorgung für die Welt zu schultern, wie "China Daily" zitierte.  Obwohl die USA 15 Prozent der Weltreserven an Seltenen Erden besitze, hätten sie die Förderung aus Kostengründen eingestellt und seien fast völlig von Lieferungen aus China abhängig.

Japan kümmert sich bereits

China sorgt sich auch darum, dass seine Vorkommen - rund 30 Prozent der Weltreserven - eines Tages erschöpft sein könnten. Für dieses Jahr hat das Handelsministerium zunächst eine im Vergleich zum Vorjahr um elf Prozent niedrigere Quote für die erste Runde der Rohstoffexporte beschlossen. Je nach Zeitraum und Einbeziehung von Unternehmen, die nicht in chinesischer Hand sind, könnte der Rückgang aber bis zu 35 Prozent ausmachen.

Unterdessen treiben die Japaner ihre Anstrengungen zum Abbau der Rohstoffe voran. Sie arbeiten an der Entwicklung eines Tiefseeroboters zur Förderung von Selten Erden in ihren Hoheitsgewässern. Wie die japanische Tageszeitung "Yomiuri Shimbun" berichtete, sollen im laufenden Jahr mit einem ersten Test begonnen werden. Die neue Technologie benötige aber noch rund zehn Jahren bis zur Marktreife.

Unter dem Meeresboden nahe der südjapanischen Inselprovinz Okinawa oder auch der nahe Tokio gelegenen Halbinsel Izu weden große Verkommen an Hochtechnologie-Metallen und anderen Erzen vermutet. Der in der Entwicklung befindliche ferngesteuerte und mit Ketten angetriebene Roboter zum Abbau der Erze könne in einer Tiefe von bis zu 2000 Metern eingesetzt werden. Die Entwicklungskosten für das neue System werden auf etwa 20 bis 30 Mrd. Yen (275 Mio. Euro) veranschlagt, so das Blatt.

Quelle: ntv.de, dpa

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