Weltbank rechnet mit 7,2 Prozent China legt wieder los
18.06.2009, 07:55 UhrDie Weltbank hat ihre Prognose für die Wachstumsrate der chinesischen Wirtschaft im laufenden Jahr nach oben korrigiert. Als Hauptgrund für die Korrektur nannte sie Weltbank die massiven Investitionen des Staates.

China will die Wirtschaft vor allem durch Infrastruktur-Projekte ankurbeln.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Angesichts eines durch das 590-Milliarden-Dollar-Programm der Regierung angekurbelte "beachtliche" Wachstum gehe man nun von einer Zunahme in Höhe von 7,2 Prozent im laufenden Jahr aus, teilte die Weltbank in Peking in ihrem Quartalsbericht für China mit. Im letzten Bericht war man noch von 6,5 Prozent Wachstum ausgegangen. Die Regierung in Peking hält dagegen an ihrer Acht-Prozent-Prognose fest.
Das Programm der chinesischen Regierung sieht vor allem staatliche Investitionen in Infrastruktur-Projekte vor. Außerdem haben die Kreditvergabe der Banken und die Inlandsnachfrage zugenommen, so die Weltbank in ihrem Report. Aber "sehr schwache Exporte sind nach wie vor die größte Wachstumsbremse".
Zwar dürfte die Wirtschaft in China nach Annahme der Weltbank auch im kommenden Jahr beträchtliche Zuwachsraten aufweisen, dennoch könne man noch nicht von einer "robusten und anhaltenden Erholung sprechen", sagte Ardo Hansson, der China-Experte der Weltbank. Zudem gebe es Grenzen, "wie weit und wie lange Chinas Wachstum auf Grundlage der staatlich gelenkten Ausgaben vom weltweiten Wachstum abweichen kann".
Im ersten Quartal 2009 war Chinas Wirtschaft so langsam wie seit einem Jahrzehnt nicht mehr gewachsen. Das Plus lag nach Angaben des Statistikamtes noch bei 6,1 Prozent und damit um 4,5 Prozentpunkte niedriger als im ersten Quartal des Vorjahres. Im Vergleich zum vierten Quartal 2008 gab es einen Rückgang um 0,7 Punkte.
Die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtete, Regierungschef Wen Jiabao habe seinem Kabinett am Mittwoch mitgeteilt, dass sich die chinesische Wirtschaft zwar beständig erhole. Schleppende Exporte, ein steuerliches Defizit und Handelsprotektionismus trügen aber weiter zur Unsicherheit bei.
Angst vor Protektionismus
Unterdessen geraten protektionistische Tendenzen in China haben weltweit in die Kritik. Die Weltbank warnte die Regierung in Peking davor, ihren Ruf als Kämpfer gegen den Protektionismus aufs Spiel zu setzen. Der Weltbank-Chefökonom in China, Ardo Hansson, sagte, China habe als große Exportnation durch Handelsbeschränkungen mehr zu verlieren als die meisten anderen Staaten. China hat Anfang Juni in einer zunächst wenig beachteten Direktive mit Blick auf das Konjunkturprogramm in Höhe von 585 Mrd. US-Dollar angeordnet, nach Möglichkeit inländische Produkte bei staatlich finanzierten Projekten zu bevorzugen.
Durch einen Bericht in der englischsprachigen Zeitung "China Daily" geriet das Thema nun in den Blickpunkt der Weltöffentlichkeit. Die Amerikanische Handelskammer in China äußerte sich besorgt, dass chinesische Klauseln zum Schutz für den einheimischen Handel die in Jahrzehnten erzielten Fortschritte für weltweit offenere Märkte untergraben könnten.
Zuletzt hatten auch westliche Firmen darüber geklagt, bei Aufträgen in China nicht zum Zuge gekommen zu sein - unter anderem bei milliardenschweren Ausschreibungen für Windkraftanlagen.
BASF-Chef Jürgen Hambrecht warnte mit Blick auf die chinesischen Klauseln zum Schutz der einheimischen Wirtschaft vor einer weltweiten Protektionismuswelle. "Für uns sind solche Nachrichten sehr besorgniserregend", sagte der Vorsitzende des Asien-Pazifik-Ausschusses der deutschen Wirtschaft dem "Handelsblatt". "Wir müssen befürchten, dass nach solchen Überlegungen in den USA und China andere Länder nachziehen und wir ein Hochschaukeln erleben, das am Ende allen schadet, und zwar langfristig."
Die EU-Kommission lässt derzeit prüfen, ob die chinesischen Klauseln den Regeln der Welthandelsorganisation (WTO) entsprechen.
Quelle: ntv.de, jga/dpa/rts