Engpass bei Hightech-Metallen? China schränkt Export ein
20.10.2010, 16:24 Uhr97 Prozent der derzeit weltweiten Förderung sogenannter Seltener Erden fördert China. Gerüchte um Exportbeschränkungen lassen Befürchtungen über Engpässe in der Hightech-Industrie wachsen. Dort kommen die 17 Metalle überwiegend zum Einsatz.
China tritt den Ängsten westlicher Industrien vor Engpässen bei wichtigen Hightech-Metallen wie Titan oder Cobalt entgegen. "China wird weiterhin Seltene Erden an die Welt liefern", teilte das mit. Zugleich werde die Volksrepublik die Förderung, Verarbeitung und Ausfuhr der Rohstoffe weiter einschränken, um seine Ressourcen zu schonen.
Berichte, denen zufolge die Ausfuhr der speziellen Rohstoffe 2011 um 30 Prozent gekappt werden soll, wies ein Ministeriumssprecher als unbegründet zurück. Allerdings dürfte die Verunsicherung bei Unternehmen und Regierungen weltweit anhalten, nachdem die "New York Times" über Schwierigkeiten beim Export nach Europa und die USA berichtet hatte.
Exporte gestoppt und verzögert
Chinesische Zollbehörden hätten einige Lieferungen blockiert, berichtete die Zeitung unter Berufung auf Industrievertreter. Nach Informationen der japanischen Nachrichtenagentur Kyoto wurden die Frachtkontrollen verschärft, was zu den Verzögerungen führe. Die US-Behörden prüfen die Berichte. Erst vergangenen Monat hatte China Medien zufolge den Export der Rohstoffe nach Japan gestoppt, als auch ein Seestreit für diplomatische Verwicklungen gesorgt hatte. Das hatte Sorgen geweckt, China könnte seine Dominanz bei den wichtigen Technologiemetallen als politisches Druckmittel verwenden.
China fördert 97 Prozent
Derzeit werden 97 Prozent der weltweit benötigten Seltenen Erden in China gefördert. Unter dem Sammelbegriff werden 17 verschiedene Metalle geführt, die meist gemeinsam vorkommen. Die Rohstoffe werden unter anderem in Computern, Halbleitern, Rüstungsgütern oder Windturbinen verwendet. Autozulieferer wie Bosch nutzen Seltene Erden bei der Herstellung von Elektromotoren.
China hatte bereits 2005 beschlossen, die Exportquoten für diese Metalle schrittweise zu verringern, um seine Bestände zu schonen. Von 1996 bis 2003 seien die Vorräte um mehr als ein Drittel gesunken, erklärte das Handelsministerium vergangene Woche. Sollte die Förderung nicht eingeschränkt werden, dürften sie in 15 bis 20 Jahren erschöpft sein. Allein in diesem Jahr soll die Ausfuhr der seltenen Erden um 40 Prozent gekappt werden, vor allem im zweiten Halbjahr.
China ist billiger
Viele der Seltenen Erden kommen trotz ihres Namens weltweit in ausreichenden Mengen vor, und bis in die 90er Jahre gehörten die USA zu den wichtigsten Förderländern. Doch seit ungefähr zwei Jahrzehnten kaufen die Technologiekonzerne wegen der niedrigeren Kosten und lockeren Umweltschutzbestimmungen vor allem in China ein. Bis neue Minen eröffnet werden, dürften aber mehrere Jahre vergehen; in den USA soll das wichtigste Bergwerk, Mountain Pass in Kalifornien, 2012 wieder in Betrieb gehen. Angesichts der steigenden Kosten für die Rohstoffe wird nach Einschätzung von Industrievertretern auch das Recycling von ausgedienten Akkus oder Computern zunehmend lukrativ.
Engpässe befürchtet
Bis dahin aber befürchtet die Industrie Engpässe bei den wichtigen Metallen. Einer Forsa-Studie zufolge rechnet mehr als die Hälfte der 100 befragten Unternehmen aus der metallverarbeitenden Industrie bei bestimmten Rohstoffen mit drastischen Preiserhöhungen, die zu empfindlichen Kostensteigerungen führen könnten. Knapp ein Drittel sieht bei einer weiteren Verknappung der Technologiemetalle die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen in Gefahr. "Die Nervosität in den Unternehmen wird immer größer und größer", sagte Salzgitter-Aufsichtsratschef Rainer Thieme kürzlich bei der Vorstellung der Studie.
Quelle: ntv.de, rts