Staatsfonds klopft bei Daimler an China spannt das Kapitalkatapult
23.12.2011, 13:49 Uhr
Daimler wäre interessant: Chinas Staatsfonds schaut ncht nur auf die Rendite.
(Foto: REUTERS)
Die Anzeichen verdichten sich: Die Wirtschaftslenker in Peking suchen nach neuen Möglichkeiten, einen Teil ihrer gewaltigen Devisenreserven gewinnbringend anzulegen. Gerüchten zufolge soll der Staatsfonds um weitere 50 Mrd. Dollar anschwellen - um dann in Europa und den USA auf Einkaufstour zu gehen.
China bereitet sich Gerüchten zufolge darauf vor, seinen ohnehin schon multimilliardenschweren Staatsfonds CIC mit einer Kapitalspritze von bis zu 50 Mrd. US-Dollar aufzustocken.

Das Engagement in Europa birgt Gefahren: ICBC-Chef Jianqing Jiang (r.), hier bei einem Gespräch mit der spanischen Wirtschaftsministerin Elena Salgado in Madrid (Archiv).
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Das bereits mit 410 Mrd. Dollar (rund 314 Mrd. Euro) ausgestattete Anlageschwergewicht soll damit vor allem in Europa auf Einkaufstour gehen, hieß es aus dem Umfeld des Fonds. Auch Zukäufe in den USA sind angeblich vorgesehen. "Der Plan für die Kapitalaufstockung dürfte in Kürze bekanntgegeben werden", zitierte die Nachrichtenagentur Reuters einen Informanten, der anonym bleiben wollte. Der CIC lehnte auf Nachfrage eine Stellungnahme ab.
China sitzt mit 3,2 Billionen Dollar auf den weltweit größten Devisenreserven, die bislang vor allem in den Kauf von Staatsanleihen der USA und vieler Euro-Länder gesteckt wurden. Nicht zuletzt wegen der Schuldenkrise hält die Volksrepublik aber zunehmend nach anderen Anlagemöglichkeiten Ausschau und nimmt dabei zunehmend westliche Industriefirmen ins Visier.
Interesse an Daimler
Das chinesische Staatsunternehmen Three Gorges (Drei Schluchten) hat erst in dieser Woche den Zuschlag für das Bieterrennen um eine 21-prozentige Beteiligung am portugiesischen Versorger EDP gewonnen und damit den deutschen Energieriesen . Rund 2,7 Mrd. Euro werden dafür nach Portugal überwiesen. Das klamme Land hatte sich wegen der Staatsschuldenkrise zum Verkauf des öffentlichen Anteils entschlossen.
Aber auch nach Deutschland strecken die Chinesen ihre Fühler aus. Einem Bericht des "Manager Magazin" zufolge rangiert der CIC bei der Suche des Autobauers nach einem Großaktionär ganz oben auf der Liste für eine Beteiligung. Im Gespräch ist demnach eine Beteiligung von 5 bis 10 Prozent.
China-Banker wittern Gefahr
Um seine gigantischen Währungsreserven profitabler nutzen, plant die Zentralbank unbestätigten Angaben zufolge die Gründung zweier Fonds im Gesamtvolumen von 300 Mrd. Dollar. Sie sollen unter dem Dach eines neuen Investmentvehikels verwaltet werden, das bereits lange vor Beginn der Euro-Krise in Planung war.
Auch Chinas Banken wollen künftig einen Teil der gewaltigen Devisenreserven des Landes managen. "Wir brauchen eine neue Denkart im Umgang mit unseren Devisenreserven", sagte der einflussreiche Chef des größten Kreditinstituts Industrial and Commercial Bank of China (ICBC) , Jiang Jianqing. "Wir sind erfahren im Projektmanagement", begründete er seinen Vorstoß. "Und wir sind nahe an den Kunden und am Markt."
Jiang stimmt damit in den lauter werdenden Chor der Kritiker ein, die Chinas hohe Investitionen in europäische und US-Staatsanleihen anprangern. "Die europäische Schuldenkrise entfaltet sich noch immer", sagte der Spitzenbanker. "Es ist schwierig, die Reserven weiter so zu managen wie bisher. Das birgt Gefahren."
Quelle: ntv.de, rts