Leitzins bleibt unverändert China strafft Geldpolitik
12.01.2010, 14:54 Uhr
(Foto: AP)
Chinas Zentralbank hat mit einer Anhebung der Mindestreserve-Anforderungen für Banken de facto eine Straffung der Geldpolitik eingeleitet. Zudem erhöhte die Notenbank zum zweiten Mal in Folge die Zinssätze für Staatspapiere.
Experten zufolge will die Zentralbank in Peking damit steigenden Inflationserwartungen und einer Überhitzung der Konjunktur rechtzeitig entgegenwirken. Die Notenbank selbst teilte mit, ihre geldpolitische Haltung bleibe unverändert "angemessen locker". Höhere Leitzinsen dürften damit vorerst nicht auf der Tagesordnung stehen. Experten zufolge könnte die Notenbank jedoch die Mindestreserve-Anforderungen weiter nach oben schrauben, um noch mehr Liquidität aus dem Markt zu nehmen.
Die Zentralbank kündigte an, mit den strengeren Mindestreserveanforderungen solle eine vernünftige Kreditvergabe durch die Banken sichergestellt werden. Medienberichten zufolge belief sich das Volumen neu ausgegebener Kredite in der ersten Januarwoche auf umgerechnet rund 60 Milliarden Euro. Das ist fast doppelt so viel wie der Monatsdurchschnitt im zweiten Halbjahr 2009. Auch die Handelsdaten für Dezember, die einen boomenden Export und rege Importe zutage förderten, nährten Sorgen über eine Überhitzung der weltweit drittgrößten Volkswirtschaft.
"Der Leitzins bleibt unangetastet"
Die Geschäftsbanken der Volksrepublik müssen nun ab 18. Januar eine um 0,5 Basispunkte höhere Mindesteinlage bei der Notenbank halten. Ende 2008 hatte China inmitten der Finanzkrise den Satz zuletzt angetastet und damals gesenkt. Die Bank erhöhte zudem den Zinssatz für einjährige Papiere in einem Volumen von umgerechnet rund zwei Milliarden Euro um rund acht Basispunkte auf 1,8434 Prozent.
In den 20 vorangegangenen Auktionen hatte sie die Kurzläufer zu einem unveränderten Satz angeboten. Erst vorige Woche hatte sie die Zinssätze für Drei-Monatspapiere überraschend deutlich erhöht. Zudem will die Notenbank dem Markt in dieser Woche mit einer Feinsteuerungsoperation die Rekordsumme von 200 Milliarden Yuan entziehen.
Mit der Anhebung der Mindestreserve-Anforderungen wird die Bank nach Einschätzung von Analyst Shi Lei bei der Bank of China rund 200 bis 300 Milliarden Yuan vom Markt abziehen. Dies sei aber noch nicht ausreichend. Daher sei mit weiteren Anhebungen zu rechnen. "Der Schritt sollte aber nicht als vollständiger Kurswechsel in der chinesischen Geldpolitik gesehen werden", warnte Yi Xianrong, Volkswirt bei der Akademie der Sozialwissenschaften in Peking. "Der Leitzins bleibt unangetastet", sagte er. Eine Zinserhöhung sieht der Experte erst bei Inflationsraten von rund fünf Prozent.
Quelle: ntv.de, wne/rts