"Macht mit Vorsicht gebrauchen" China verwarnt S&P
14.01.2012, 14:17 Uhr
Unverhohlene Kritik: Ratings ja, aber bitte nur objektiv und professionell.
(Foto: REUTERS)
Das Vorgehen der US-Bonitätsprüfer in Europa erregt das Missfallen der Chinesen: Peking empfindet die S&P-Urteile als gefährliche Belastung. In einem Kommentar heißt es, Ratingagenturen müssten es vermeiden, "zu einem unheilvollen Verstärker" zu werden. Investoren sollten ihre Abhängigkeit von Ratings verringern.
China hat die Ratingagenturen vor einer Verschärfung der Schuldenkrise in Europa gewarnt. "Jetzt wo die Krise leichte Anzeichen eines Abebbens zeigt, belastet die umfassende P einmal mehr die Märkte und drückt auf die Zuversicht der Investoren", heißt es in einem Kommentar der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua.

Viel auf dem Spiel: China ist mit nicht geringen Summen in Europa investiert.
(Foto: picture alliance / dpa)
Am Vorabend zuvor hatte die US-Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) das Rating von insgesamt neun Euro-Staaten herabgestuft, darunter auch Frankreich, Österreich, Spanien und Italien. Erste Gerüchte über die bevorstehende Ratingrunde hatten die Unsicherheit an den Märkten weltweit neu angefacht.
Zwar sei der Schritt von S&P berechtigt, hieß es bei Xinhua, jedoch werfe der Zeitpunkt der Herabstufung Fragen auf. "Die Ratingagenturen sollten ihre Macht mit Vorsicht gebrauchen, um zu vermeiden, dass sie zu einem unheilvollen Verstärker der anhaltenden Staatschuldenkrise in Europa werden", mahnte der staatlich bestellte Kommentator.
Scharfe Kritik aus Peking
Ratingagenturen sollten objektiv und professionell bei der Analyse der Marktsituation vorgehen, hieß es weiter. Die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua, die häufig die Meinung der Regierung wiedergibt, verwies auf die Fehler der Ratingagenturen in der Finanzkrise 2008 und forderte Investoren auf, ihre Abhängigkeit von den Agenturen zu verringern.
Damit könnte der Schuss für S&P nach hinten losgehen: Sollte die Bedeutung externer Ratingurteile an den Finanzmärkten tatsächlich an Bedeutung verlieren, wäre die Geschäftsgrundlage von Häusern wie Fitch, Moody's und Standard & Poor's akut gefährdet.
Bei dem jüngsten Rundumschlag von S&P hatten Frankreich und Österreich ihren Status als "AAA"-Länder verloren. Deutschland behält hingegen die Bestnote. China besitzt mit etwa 3,2 Billionen Dollar die weltweit größten Devisenreserven, die bislang vor allem in den Kauf von Staatsanleihen der USA und vieler Euro-Länder gesteckt wurden. Nicht zuletzt wegen der Schuldenkrise hält die Volksrepublik aber zunehmend nach anderen Anlagemöglichkeiten Ausschau.
Quelle: ntv.de, rts