Hoffen auf die Notenbank Chinas Industrie schwächelt
23.11.2011, 10:38 UhrDas verarbeitende Gewerbe Chinas erleidet einen heftigen Rückschlag. Damit wächst die Befürchtung, dass der Volksrepublik ein wirtschaftlicher Abschwung droht – nachdem sich bereits in vielen anderen Teilen der Welt eine konjunkturelle Abkühlung abzeichnet.
Die Abkühlung der Weltwirtschaft setzt Chinas Industrie zu. Im November schrumpften die Geschäfte des Sektors so stark wie seit März 2009 nicht mehr, wie aus dem viel beachteten Einkaufsmanagerindex der Großbank HSBC hervorgeht. Das Barometer fiel auf 48 Punkte und damit unter die Schwelle von 50 Punkten, die Wachstum signalisiert. Im Oktober hatte der Index bei 51 Stellen gelegen.
Das Wachstum der chinesischen Industrie werde sich in den nächsten Monaten weiter verlangsamen, sagte HSBC-Chefökonom Qu Hongbin. Grund sei nachlassende Nachfrage sowohl in China selbst als auch im Ausland.
Händler sahen in den Daten aus China einen wesentlichen Grund für die Kursverluste an Asiens und Europas Börsen. "Das schürt die Angst, dass nun auch der bisherige Wachstumsmotor China in die Rezession abgleiten wird", sagte ein Börsianer. "Hier untermauern harte Fakten die Ängste, die die Äußerungen von Vizepremier Wang am Montag ausgelöst hatten", so ein andere Händler. Wang hatte gesagt, die Welt stehe am Beginn einer langfristigen Rezession.
Den Daten aus China gewinnen Fachleute auch Positives ab. Denn der schwache Einkaufsmanagerindex stützt die Hoffnungen auf eine Lockerung der Geldpolitik. "Dazu werden die Behörden aber den offiziellen Index am nächsten Mittwoch abwarten", so ein Marktteilnehmer. Der schwache HSBC-Index sei vor allem auf eine Schwächephase im Mittelstand zurückzuführen - verursacht vermutlich durch die Bauwirtschaft, weil die Immobilienpreise Luft abließen. "Das ist aber gewollt", so der Experte. China habe die Blase erfolgreich bekämpft und könnte nun das Zinssteuer wieder drehen.
Zu diesem Ergebnis kommt auch Volkswirt Qu. "Da die Inflation schneller als erwartet nachgeben sollte, wird sich für die Regierung in Peking ein größerer Spielraum für eine geldpolitische Lockerung ergeben."
Quelle: ntv.de, jga/rts/DJ