Krise war gestern Citigroup schafft Gewinnsprung
15.07.2011, 15:37 UhrDie in der Finanzkrise vom Staat gerettete US-Großbank Citigroup beweist zum wiederholten Male, dass sie auf eigenen Beinen stehen kann. Im zweiten Quartal verdient das Wall-Street-Haus unterm Strich satte 3,3 Mrd. Dollar. Vor allem faule Kredite machen dem Finanzhaus immer weniger zu schaffen.
Nach JP Morgan hat auch die Citigroup überraschend viel verdient. Die drittgrößte Bank der USA schloss das zweite Quartal mit einem Gewinn von 3,3 Mrd. Dollar oder 1,09 Dollar je Aktie ab und strich damit fast ein Viertel mehr ein als noch vor einem Jahr.
Grund waren geringere Verluste aus faulen Krediten, die binnen Jahresfrist um 35 Prozent auf 5,1 Mrd. Dollar zurückgingen. Angesichts der wirtschaftlichen Erholung konnten die US-Schuldner ihre Raten wieder zuverlässiger zahlen. Auch das Auslandsgeschäft des Instituts lief gut. Bankchef Vikram Pandit sprach von einem "weiteren soliden Quartal".
Nach mehreren Jahren mit keiner oder nur minimaler Dividende fühlt sich die Bank nun auch stark genug, eine nennenswerte Ausschüttung an die Aktionäre zu zahlen. "Wir rechnen damit, dass wir im kommenden Jahr wieder damit beginnen können, den Anteilseignern Kapital auszuschütten", sagte Finanzchef John Gerspach. Die Bank habe Ende des Jahres auch unter den neuen Regeln für Finanzhäuser (Basel III) genügend Geld zur Verfügung. Basel III soll die Banken dazu verpflichten, ein dickeres Kapitalpolster vorzuhalten, um einer erneuten Krise vorzubeugen.
Skepsis bleibt
Analysten schwankten in ersten Reaktionen zwischen Überraschung und Vorsicht. "Sie haben die Erwartungen klar übertroffen, damit hat keiner gerechnet", sagte Brad Kelly, Portfolio-Manager bei Magnum Opus Financial. Kollege Matt McCormick von Bahl & Gaynor Investment Counsel lenkte den Blick dagegen auf den Rückgang der Einnahmen und den schwächelnden Handel. "Es ist ein gutes Quartal, sie sind dabei, ihre Probleme zu lösen. Aber sie sind noch nicht aus dem Gröbsten heraus."
Tags zuvor hatte Branchen-Schwergewicht JP Morgan Chase die Berichtsaison der US-Banken mit einem Paukenschlag eröffnet. Das hatte den Anlegern etwas die Sorgen genommen, dass die Probleme in Griechenland oder Irland sich massiv auf die Banken durchgeschlagen haben. Auch die drohende Zahlungsunfähigkeit der USA belastet die Märkte - hier streiten die politischen Lager um eine Anhebung der Obergrenze für die Aufnahme neuer Schulden.
Härtere Zeiten
Viele Investoren halten sich angesichts dieser ungesunden Mischung derzeit mit Geldanlagen zurück - den Wall-Street-Häusern entgehen dadurch einträgliche Geschäfte. Die Citigroup berichtete von "schwierigen Bedingungen für den Handel" und weniger Kundeninteresse vor allem im Anleihemarkt. Dagegen warf das Privatkundengeschäft mit 1,6 Mrd.Dollar fast anderthalb mal soviel Geld ab wie im Vorjahreszeitraum.
Die Citigroup ist mit mehr als 4200 Filialen weltweit vertreten. Neben dem Heimatmarkt ist das Institut vor allem in Lateinamerika stark, wo gut die Hälfte der Niederlassungen stehen. Auch in Asien ist die Bank vor Ort. Hier wächst die Bank stark.
Lack ist ab
Insgesamt ist die Citigroup gegenüber ihren Glanzzeiten aber deutlich geschrumpft und auch im zweiten Quartal gingen die Erträge um 7 Prozent auf 20,6 Milliarden Dollar zurück. Bankchef Pandit hatte die Citigroup nach ihrem Beinahe-Kollaps neu sortiert und im Wesentlichen auf das klassische Bankgeschäft zurechtgestutzt. Er verkaufte allzu risikoreiche Geschäftszweige oder machte sie dicht. Das deutsche Privatkundengeschäft ging an die französische Genossenschaftsbank Crédit Mutuel. Die einstige Citibank firmiert nun hierzulande unter Targobank.
Die Citigroup galt einst als der Stolz der New Yorker Finanzwelt. In der Finanzkrise musste der US-Steuerzahler die Bank aber mit insgesamt 45 Mrd. Dollar stützen. Die Citigroup hatte sich wie so viele Konkurrenten am US-Hypothekenmarkt verhoben. Erst im Dezember hatte sich der Staat komplett zurückgezogen. Das Haus steht aber wesentlich besser da als der direkte Rivale Bank of America, der immer wieder hohe Verluste schreibt. In der kommenden Woche berichtet auch die Bank of America detailliert über das vergangene Quartal - neben Wells Fargo sowie den Investmentbanken Goldman Sachs und Morgan Stanley.
Quelle: ntv.de, nne/dpa/rts