"Werden neuen Schuldenschnitt sehen" Coba schreibt Griechenland ab
20.09.2012, 16:10 Uhr
Commerzbank-Chef Blessing glaubt, dass Griechenland einen weiteren Schuldenschnitt braucht.
(Foto: picture alliance / dpa)
Seit Wochen pokert Athen mit der Troika um die nächste Tranche der Rettungsmilliarden. Doch egal wie die Sache ausgeht: Commerzbank-Chef Blessing hat die Griechen schon abgeschrieben. Der Banker rechnet fest mit einem zweiten Haircut – diesmal könnte es nicht nur für die Banken, sondern auch die Steuerzahler teuer werden.
Während die griechische Regierung mit ihren internationalen Geldgebern über die genauen Bedingungen des Sparpakets feilscht, hat Commerzbank-Chef Martin Blessing einen zweiten Schuldenschnitt für das Land erneut ins Gespräch gebracht. "Wir werden am Schluss nochmal einen Schuldenschnitt in Griechenland sehen, an dem sich alle Gläubiger beteiligen werden", sagte Blessing. Anders als im Frühjahr könnten dann auch öffentliche Gläubiger wie die Europäische Zentralbank (EZB) und nationale Notenbanken zur Kasse gebeten werden.
Erst im März hatten Griechenlands private Gläubiger einem Anleihetausch zugestimmt, der das Land um Schulden von rund 100 Mrd. Euro entlastete. Die EZB hatte damals mit der Begründung nicht teilgenommen, dass sie kein privater Gläubiger sei. Sie hatte am Markt rund 38 Mrd. Euro für griechische Staatsanleihen ausgegeben, die einen Nennwert von 50 Mrd. Euro haben. Zudem halten die Notenbanken der Euro-Länder noch griechische Anleihen. Die Schätzungen liegen bei rund zwölf Mrd. Euro.
Inzwischen heißt es, die damalige Aktion reiche nicht aus, um die Gesamtverschuldung des Landes bis 2020 wie geplant auf 120 Prozent der Wirtschaftsleistung zu drücken. Schon im Juli war deshalb in EU-Kreisen die Notwendigkeit eines weiteren Schuldenschnitts ins Gespräch gekommen, der dann auch die EZB und die nationalen Notenbanken treffen könnte. Sollte sich die EZB an einem zweiten Schuldenschnitt beteiligen, könnten erstmals auch die Steuerzahler zur Kasse gebeten werden: Sie haften bei etwaigen Verlusten, die die Mittel im EZB-Reservefonds überschreiten, für 27,9 Prozent der Schadenssumme.
Athen pokert mit der Troika
Unterdessen stocken die Gesprächen zwischen Athen und der Troika aus EZB, EU-Kommission und IWF – offenbar gibt es zu Spannungen über Reformen im überdimensionierten öffentlichen Dienst. In der letzten Gesprächsrunde der Troika mit der Regierung am Mittwochabend gab es nach Angaben eines Regierungsvertreters hitzige Diskussionen. "Es gibt Meinungsverschiedenheiten über die Effektivität der Maßnahmen zur Umstrukturierung des öffentlichen Sektors." Ein anderer Top-Beamter fügte aber hinzu, diese Spannungen hätten gegen Ende des Treffens abgebaut werden können.
Die Regierung des konservativen Regierungschefs Antonis Samaras verhandelt seit Tagen mit Troika-Experten darüber, mit welchen konkreten Maßnahmen sich die angestrebte Einsparsumme von knapp zwölf Mrd. erreichen lässt. Eine Einigung dazu ist die Voraussetzung, dass Athens Geldgeber grünes Licht für die dringend benötigten Finanzhilfen von rund 31 Mrd. Euro geben. Athen ziert sich, weil Samaras Koalitionsregierung den Druck der Straße spürt. In Athen beeinträchtigte ein 24-Stunden-Streik der Beschäftigten den U- und Stadtbahnverkehr in Athen zeitweise stark. Zudem steht die Ankündigung eines Generalstreiks für nächste Woche im Raum.
Quelle: ntv.de, hvg/rts/dpa