Wirtschaft

Stopfen eines riesigen Kapitallochs Coba verbreitet Zuversicht

Bei der Commerzbank brütet man über Wege, um die geforderte Kapitalquote von neun Prozent zu erreichen. Die Frankfurter befinden sich nach eigenen Angaben auf einem guten Weg. Aber die zeit drängt: Bereits am 20. Januar muss das Dax-Unternehmen darlegen, wie es die riesige Kapitallücke schließen will.

Bei der Commerzbank müssen dicke Bretter gebohrt werden.

Bei der Commerzbank müssen dicke Bretter gebohrt werden.

(Foto: picture alliance / dpa)

Nur noch zehn Tage: Am 20. Januar muss die Commerzbank die Karten auf den Tisch legen, wie sie schließen will. Der scheidende Finanzchef Eric Strutz verbreitete vor Investoren in New York nochmals demonstrativ Zuversicht: "Gut unterwegs" sei die zweitgrößte deutsche Bank mit ihren Maßnahmen, um die Lücke zu stopfen, hieß es in der Präsentation. Ohne weitere staatliche Hilfe.

Konkrete Antworten blieb Strutz zwar schuldig. Dennoch steckte sein Optimismus an: Die zuletzt gebeutelte Commerzbank-Aktie legte am Dienstag mit einem Plus von 4,8 Prozent zu.   

Und auch die Analysten fassen allmählich Vertrauen, dass die Commerzbank ihre Kernkapitalquote - auch bei einer Abwertung ihrer Staatsanleihen - bis Juni wie von der EU-Bankenaufsicht EBA gefordert auf neun Prozent steigern kann. "Das ist sicher keine einfache Übung, aber mit ein wenig Rückenwind von den Märkten ist es zu schaffen", sagte Philipp Häßler von Equinet. "Sie haben eine 70-prozentige Chance, dass es klappt", schätzt Neil Smith von der WestLB.     

Der Teufel steckt im Detail

Doch noch brütet die Commerzbank über den Einzelheiten ihres Plans, der anschließend von der Finanzaufsicht BaFin und der EU-Aufsichtsbehörde EBA auf seine Stichhaltigkeit überprüft wird. Bislang habe Commerzbank-Chef Martin Blessing nichts Konkretes vorgelegt, auch wenn daran offenbar mit Hochdruck gearbeitet werde, hieß es in Koalitionskreisen in Berlin. Der Bund hält 25 Prozent an der Commerzbank.    

Eric Strutz bleibt im Ungefähren.

Eric Strutz bleibt im Ungefähren.

(Foto: picture alliance / dpa)

Strutz spannte die Anleger auch in New York auf die Folter, auf welche Weise die Commerzbank ihr hartes Kernkapital um 5,3 Milliarden Euro steigern will. Fest steht nur: Rund 2,7 Milliarden Euro soll der Abbau von Risiken in der Bilanz bringen - was ursprünglich schon gereicht hätte, bevor die EBA die Hürde noch höher legte. Dazu fährt die Commerzbank die Neuvergabe von Krediten zurück. Andere, bestehende Risiken sollen verkauft oder abgesichert werden. Doch ob das gelingt, kann die Commerzbank nur zum Teil beeinflussen.         

Der Finanzvorstand beließ es dabei, erneut die 13 Werkzeuge aufzuzeigen, die er seit November gebetsmühlenartig wiederholt. Eine Kapitalerhöhung ist auch darunter - obwohl sie angesichts des Desasters von UniCredit mit ihrer Sammelaktion und dem niedrigen Aktienkurs der Commerzbank illusorisch erscheint. So stehen nur zwei Häkchen neben den 13 Zeilen: 700 Millionen Euro sind durch den Rückkauf von Hybridpapieren hereingekommen, doch dieses Thema ist damit Bankern zufolge ausgereizt. 200 Millionen Euro netto dürfte der Verkauf der ehemaligen Dresdner-Bank-Zentrale gebracht haben.        

Trotzdem: Der Instrumentenkasten der Commerzbank ist groß. 500 Millionen Euro hier - wenn die Bank ihre Steuergutschriften in der Bilanz aktiviert. Rund 750 Millionen Euro dort - durch eine Umwandlung der Stillen Einlage des Großaktionärs Allianz in echtes Kernkapital. "Letztendlich können weder die Allianz noch der Staat Interesse an einer Kapitalerhöhung im aktuellen Umfeld haben", sagt Equinet-Analyst Häßler. "Das Beispiel UniCredit dürfte da eher abschreckend wirken." Die italienische Bank hatte am Markt heftige Prügel eingesteckt und muss ihre neuen Aktien regelrecht verramschen.         

Großes Problem Eurohypo        

Offen ist die Frage, ob und wie viel Gewinn die Commerzbank in ihre Rechnung bis Juni einkalkulieren kann. 1,4 Milliarden Euro waren es im ersten Halbjahr 2011, doch seitdem hat sich das Umfeld deutlich eingetrübt. Während Häßler ihr 800 bis 900 Millionen Euro Gewinn zutraut, ist sein Kepler-Kollege Dirk Becker skeptischer: "Es wird knapp. Die Commerzbank muss hoffen, dass die Konjunktur nicht einbricht." Auch ein Investmentbanker ist vorsichtig: "Wenn zwei oder drei Bausteine wegbrechen, kann es eng werden."   

Ein großer Befreiungsschlag steht nicht auf Strutz' Liste. , über deren Verstaatlichung die Commerzbank mit dem Finanzministerium Insidern zufolge spricht, erwähnt Strutz nur indirekt: als er vorrechnet, dass 4,8 Milliarden der fehlenden 5,3 Milliarden Euro allein auf das Konto der Staatsanleihen in den Büchern der Eurohypo gehen. Seine Botschaft ist klar: Ohne den Staats- und Immobilienfinanzierer wäre die Commerzbank ihre ärgsten Sorgen los.

Quelle: ntv.de, wne/rts

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