Schwellenländer leisten Starthilfe Comeback der Exporteure
08.07.2011, 13:40 Uhr
(Foto: picture alliance / dpa)
Der stärkste Exporteinbruch seit mehr als zwei Jahren ist bereits vergessen. Dank einer anhaltend hohen Nachfrage der Schwellenländer können Deutschlands Exporteure wieder jubeln. Das Plus im Mai fällt stärker aus als von Experten erwartet. Allerdings mehren sich auch warnende Stimmen.
Die deutschen Exporteure haben im Mai den heftigen Einbruch des Vormonats größtenteils aufgeholt. Dank der starken Nachfrage aus den Schwellenländern und Osteuropa setzten sie 4,3 Prozent mehr im Ausland um als im Vormonat, teilte das Statistische Bundesamt mit. Im April hatte es mit 5,6 Prozent noch den stärksten Einbruch seit mehr als zwei Jahren gegeben.
"Die Exporte wachsen nicht mehr so überschäumend wie noch zu Jahresbeginn, aber immer noch sehr solide", sagte der Außenhandelsexperte des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Ilja Notnagel. Dafür sorgt vor allem die starke Nachfrage aus Schwellenländern wie Brasilien, Russland, Indien und China.
"Made in Germany" in
Die Unternehmen verkauften Waren im Wert von 92,1 Mrd. Euro ins Ausland - ein Plus von 19,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Die Ausfuhren in Regionen außerhalb der Europäischen Union legten dabei mit 23,8 Prozent besonders kräftig zu. "Waren 'made in Germany' sind weltweit gefragt", sagte Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler. "Die deutsche Produktpalette spricht vor allem aber auch die Schwellenländer in Asien, Osteuropa und Südamerika an." Diese Regionen würden für die deutschen Exporteure immer wichtiger. Die Ausfuhren in die Euro-Länder kletterten um 16,1 Prozent.
Zinsen steigen, Importe auch
Allerdings mehren sich die Anzeichen dafür, dass der Schwung in den kommenden Monaten deutlich nachlassen wird: Die exportabhängige Industrie erhielt im Mai um 5,8 Prozent weniger Aufträge aus dem Ausland. Bei der Ifo-Umfrage im Juni äußerten sich die Industrieunternehmen "bei weitem nicht mehr so optimistisch wie bisher" zu den Aussichten des Auslandsgeschäfts, sagte Ifo-Chef Hans-Werner Sinn.
Ein Grund dafür sind die kräftig steigenden Zinsen in den Schwellenländern, mit denen die Notenbanken die Inflation bekämpfen. Sie verteuern Kredite für Investitionen und Konsum, was die Nachfrage dämpft. In China wurde der Leitzins auf 6,56 Prozent nach oben geschraubt, in Indien auf 7,5 Prozent und in Brasilien sogar auf 12,25 Prozent. "Das werden wir in Deutschland spüren", sagte der Deutschland-Chefvolkswirt von UniCredit, Andreas Rees. "Ab Herbst wird die Exportdynamik nachlassen."
Die Importe zogen im Mai um 3,7 Prozent im Vergleich zum Vormonat an und damit gut dreimal so stark wie erwartet. Insgesamt wurden Waren im Wert von 77,3 Mrd. Euro nach Deutschland eingeführt - 15,6 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Die Außenhandelsbilanz - die Differenz zwischen Exporten und Importen - wies einen um Saison- und Kalendereinflüsse bereinigten Überschuss von 12,8 Mrd. Euro aus.
Quelle: ntv.de, rts