Wirtschaft

Geschäfte mit "Schurkenstaaten"? Commerzbank erwartet die Strafe

Was kommt da auf Deutschlands zweitgrößte Bank zu? Commerzbank-Chef Martin Blessing (Archivbild).

Was kommt da auf Deutschlands zweitgrößte Bank zu? Commerzbank-Chef Martin Blessing (Archivbild).

(Foto: REUTERS)

Die spektakuläre Milliardenzahlung der französischen Großbank BNP Paribas schwebt wie ein dunkler Schatten über der europäischen Bankenbranche. Jetzt scheint sich die nächste Einigung abzubahnen. Diesmal ist offenbar die Commerzbank dran.

Der Commerzbank droht einem Zeitungsbericht zufolge wegen mutmaßlicher Verstöße gegen US-Sanktionen eine Geldstrafe von mindestens 500 Millionen Dollar. Eine Einigung mit den US-Behörden auf eine Strafzahlung sei noch in diesem Sommer möglich, berichtete die "New York Times".

Die Commerzbank hatte - wie die Deutsche Bank auch - bereits eingeräumt, dass sie wegen ihrer Geschäfte mit Ländern wie dem Iran im Visier der US-Behörden steht. Die Verhandlungen mit den US-Behörden hätten gerade erst begonnen, zitierte Reuters einen Insider. Wann die Gespräche abgeschlossen würden, sei unklar. Die Commerzbank wollte sich dazu nicht äußern.

Mindestens 500 Millionen Dollar

Analysten halten die Strafe vor allem aufgrund ihrer vergleichsweise geringen Höhe für "verkraftbar". Umgerechnet entspricht die zur Debatte stehende Vergleichszahlung einer Summe von 370 Millionen Euro. Der Aktienkurs könnte im Tagesverlauf dennoch leicht unter Druck stehen.

"Gemessen an der Strafe für die BNP" sei die Strafsumme jedoch überschaubar, hieß es aus dem Handel. Ein weiterer Börsianer meinte, die Bank habe bereits Rückstellungen gebildet. Die Commerzbank hatte in der Vergangenheit betont, dass sie mit den US-Behörden kooperiere.

Hinweise im Geschäftsbericht

Die USA verdächtigen Deutschlands zweitgrößte Bank, über ihre US-Tochter Gelder für Unternehmen im Iran und im Sudan transferiert zu haben. Die New Yorker Staatsanwaltschaft, das US-Justizministerium und weitere US-Behörden untersuchten, ob die Bank gegen US-Embargobestimmungen vor allem gegenüber dem Iran, Sudan, Nordkorea, Myanmar und Kuba verstoßen habe, hieß es im Geschäftsbericht der Bank 2013.

"Unter Berücksichtigung dieser Verfahren kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Bank sich hier gegen Zahlung eines nicht unerheblichen Geldbetrages vergleichen wird", hieß es dort weiter. Nach deutschem Recht sind solche Transaktionen nicht verboten.

Insgesamt hat die Bank, die sich als größter Finanzier des international ausgerichteten deutschen Mittelstands sieht, für Rechtsstreitigkeiten 934 Millionen Euro Rückstellungen gebildet. Mit der Geldbuße könne die Commerzbank eine Anklage in den USA vermeiden, hieß es in dem Bericht. Die genannten US-Behörden waren für eine Stellungnahme zunächst nicht erreichbar.

Vorbild für die Deutsche Bank?

Die Verhandlungen mit der Commerzbank könnten dem Bericht zufolge den Weg für eine Einigung mit der Deutschen Bank ebnen, der die USA ebenfalls vorwerfen, gegen Sanktionen verstoßen zu haben. Die Deutsche Bank wollte sich dazu nicht äußern. Laut Geschäftsbericht will jedoch auch sie mit den Behörden kooperieren.

Erst kürzlich hatte die französische Großbank BNP Paribas wegen der Verstöße eine Buße von fast 9 Milliarden Dollar aufgebrummt bekommen - weit mehr als alle anderen betroffenen Geldhäuser zusammen. Die beiden deutschen Großbanken erwarten Finanzkreisen zufolge aber deutlich geringere Strafen als BNP Paribas.

Quelle: ntv.de, mmo/rts

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