Nachdenken über Kapitalerhöhung Commerzbank kriselt noch
24.02.2010, 14:49 UhrCommerzbank-Chef Martin Blessing wagt angesichts roter Zahlen nur einen vorsichtigen Ausblick. Die zweitgrößte deutsche Privatbank wird seinen Angaben zufolge erst 2011 wieder Gewinn machen. Denkbar sei auch der Gang an den Kapitalmarkt.

Spätestens 2012 will die Bank die Milliardenhilfen des Bundes zurückzahlen.
(Foto: AP)
Die Commerzbank hofft nach einem Milliardenverlust 2009 in diesem Jahr auf die Trendwende, sieht aber noch beträchtliche Risiken. "Die Krise ist noch nicht vorbei, wir befinden uns hier mitten in der zweiten Halbzeit", sagte Konzernchef Martin Blessing bei der Bilanzpressekonferenz in Frankfurt. In diesem Jahr solle der Umschwung erfolgen. Blessing bekräftigte das Ziel, spätestens 2011 wieder Gewinn zu machen. Das gehe aber nur, "wenn wir eine ganze Menge Rückenwind haben".
Belastet wird das Geldinstitut weiterhin durch die Mammutaufgabe, mitten in der Finanz- und Wirtschaftskrise die angeschlagene Dresdner Bank zu integrieren. "Wir sind noch nicht am Ziel, und es liegt noch ein schweres Stück Weges vor uns", räumte Blessing ein.
Daher brauche die Commerzbank auch noch Zeit für die Rückzahlung der Staatshilfen. Der Staat stützte den Dax-Konzern mit 18,2 Milliarden Euro, davon etwas mehr als 16 Milliarden als Stille Einlage. Nach wie vor sei geplant, das Geld spätestens ab 2012 zurückzuzahlen. Denkbar sei dazu auch, "an den Kapitalmarkt zu gehen und heutige und zukünftige Aktionäre um Geld zu bitten", sagte Blessing. Derzeit sei aber keine Kapitalerhöhung geplant.
Investmentbanker gehen leer aus
Die Investmentbanker der Commerzbank bekommen für das Verlustjahr 2009 keine Boni. "Wir haben in der Investmentbank de facto keine variable Vergütung ausgezahlt", sagte Blessing weiter. Angesichts dessen hat auch die britische Bonussteuer keine Auswirkungen für die Bank gehabt, wie der für das Investmentbanking zuständige Vorstand Michael Reuther erläuterte.
Die Commerzbank hatte für das vergangene Jahr einen Verlust von 4,5 Milliarden Euro nach Steuern ausgewiesen. Rote Zahlen für das laufende Jahr hält Blessing für nicht unwahrscheinlich, schränkte jedoch ein: "Dass wir einen Verlust in der Höhe des Jahres 2009 machen, halte ich für ausgeschlossen." Im Gegenteil: Der Umbau der Bank setze Kapital frei, "und das gibt uns die Möglichkeit, in unseren Kerngeschäften selektiv zu wachsen". Die Commerzbank trennte sich 2009 von Randgeschäften und verringerte so ihre Bilanzsumme wie von der EU-Kommission gefordert auf unter 900 Milliarden Euro.
Das Geschäft mit Privat- und Firmenkunden in Deutschland soll ausgebaut werden. Die Kundenzahl im Privatkundengeschäft blieb 2009 stabil bei elf Millionen. "Die Konkurrenz schläft bekanntlich nicht, trotzdem sehen wir für uns noch viel Platz, um zu wachsen", sagte Blessing. Auch Mittel- und Osteuropa sieht der teilverstaatlichte Konzern als Wachstumsfeld. Das operative Kundengeschäft in Polen laufe gut, in anderen Ländern wie Russland, Tschechien oder der Slowakei will die Bank ihr Privatkundengeschäft ausbauen.
Quelle: ntv.de, wne/dpa/rts