Wirtschaft

Geld-zurück-Garantie für 2011 Commerzbank macht ernst

Süße Versprechungen: Zu Tisch, es ist angerichtet ...

Süße Versprechungen: Zu Tisch, es ist angerichtet ...

(Foto: REUTERS)

Die mit Staatshilfen in Milliardenhöhe gerettete Commerzbank verdient wieder Geld, und zwar mehr als erwartet. Der Staat hat davon erstmal nichts. Denn nach deutschem Bilanzrecht ist der Überschuss gar kein Überschuss. Um hitzigen Debatten vorzubeugen, plant die Bank den Befreiungsschlag: Dieses Jahr gibt's Geld zurück.

Martin Blessing macht den Anlegern und dem Staat Hoffnung.

Martin Blessing macht den Anlegern und dem Staat Hoffnung.

(Foto: REUTERS)

Die Commerzbank gibt nach der Rückkehr in die Gewinnzone den Startschuss zur Rückzahlung der Milliardensummen, mit denen sie der Staat in der Finanzkrise gerettet hat. "Wir wollen die Stillen Einlagen des (Bankenrettungsfonds) Soffin bereits 2011 um einen signifikanten Betrag zurückführen", kündigte Vorstandschef Martin Blessing an. Experten erwarten den ersten großen Schritt zum Abbau der Hilfen von insgesamt 18,2 Mrd. Euro spätestens für den Sommer. Dank des überraschend schnellen Aufschwungs in der deutschen Wirtschaft hat die Commerzbank im vergangenen Jahr mit 1,43 (2009: minus 4,54) Mrd. Euro netto mehr verdient als erwartet.

Dennoch geht der Staat erneut leer aus: Für 2010 zahlt die Bank auf die Staatshilfen nicht einmal die fälligen Zinsen von gut 1,5 Mrd. Euro. Grund dafür ist ein Verlust von 1,2 Mrd. nach den Regeln des Handelsgesetzbuchs (HGB). Er resultiert aus einer Abschreibung von 1,9 Mrd. Euro auf den Firmenwert des Immobilienfinanzierers Eurohypo. Das Auseinanderklaffen der Ergebnisse hatte bereits im Vorfeld für politische Irritationen gesorgt. Nach dem internationalen Bilanzstandard IFRS hatte die Commerzbank die verlustreiche Eurohypo schon ein Jahr zuvor abschreiben müssen. Sie muss bis 2014 auf Geheiß der EU verkauft werden und soll bis dahin kräftig schrumpfen.

Es soll nicht umsonst gewesen sein

Für das laufende Jahr machte Blessing den Anlegern und dem Staat Hoffnung. Das operative Ergebnis werde deutlich über den 1,4 Mrd. Euro des vergangenen Jahres liegen, versprach er. Experten trauen der Bank im Schnitt 2,3 Mrd. Euro zu. "Es ist auch unser Anspruch, die Stillen Einlagen des Soffin für 2011 zu bedienen", sagte Blessing.

Nach einer Teil-Rückzahlung dürften die Zinsen allerdings deutlich geringer ausfallen. Für das kommende Jahr hat die Bank einen operativen Gewinn von vier Mrd. Euro angekündigt. "Unsere Ziele für 2012 sind bereits in Reichweite" sagte Blessing und kündigte darüber hinaus weiter deutlich steigende Gewinne an. "Und wir werden auch alles daran setzen, dass der Bund sein Engagement insgesamt positiv abschließt."

Risikovorsorge schrumpft

Im vergangenen Jahr profitierte die Commerzbank vor allem von einer sinkenden Risikovorsorge, die nach der Rezession mit 2,5 Mrd. Euro um 1,3 Mrd. geringer ausfiel als vor einem Jahr vorhergesagt. 2011 sollen es maximal 2,3 Mrd. werden.

Aushängeschild bleibt das Geschäft mit dem Mittelstand, in dem die Bank mit 1,6 (0,6) Mrd. Euro so gut abschnitt wie noch nie. Das Privatkundengeschäft wirft trotz eines Bestands von elf Mio. Kunden dagegen mit 48 Mio. Euro wenig ab, im vierten Quartal rutschte es in die roten Zahlen. Nun soll der neue Spartenchef Martin Zielke die Wende schaffen. Finanzchef Eric Strutz erwartet hier im zweiten Halbjahr positive Effekte aus der Integration der Dresdner Bank. Das unter Asset Based Finance (ABF) zusammengefasste Geschäft mit Immobilien- und Schiffskrediten lastet auf der Bilanz: 2010 wuchs der Verlust auf 1,3 (0,8) Mrd. Euro.

Eine halbe Milliarde für Boni

Nicht nur, dass die Bank keine Zinsen auf die staatlichen Hilfsgelder zahlen wird, sorgte bereits im Vorfeld der Bilanzpressekonferenz für Aufregung. Auch die Boni lösten eine politische Debatte aus. Für das vergangene Jahr zahlt die Commerzbank fast eine halbe Mrd. Euro an Erfolgsprämien an mehr als 50.000 Mitarbeiter aus. Von den 4,4 Mrd. Euro Personalkosten entfielen gut zehn Prozent auf variable Vergütungsbestandteile, sagte Vorstandschef Martin Blessing.

Die Boni werden - vor allem bei den Investmentbankern - aber zu großen Teilen zeitverzögert ausgezahlt, wenn sich zeigt, dass der Erfolg auch von Dauer war. Sonst können die Ansprüche auch wieder verloren gehen. "Es kann hier auch einen Malus geben", betonte Blessing. "Wir verstehen die öffentliche Diskussion über üppige Bonuszahlungen für eine kleine Gruppe von Großverdienern. Aber darum geht es hier nicht", sagte Blessing. Die Belegschaft habe der Bank immerhin die vorzeitige Rückkehr in die Gewinnzone ermöglicht.

Quelle: ntv.de, rts

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