Weg mit dem Deckel auf Gehältern Commerzbank traut sich was
16.05.2010, 15:42 UhrDie teilverstaatlichte Bank will sich auf der kommenden Hauptversammlung den Segen der Aktionäre für Gehaltserhöhungen holen. Selbst unter der Prämisse, dass die Staatshilfen vorzeitig zurückbezahlt würden, lehnt die Bundesregierung diese Erhöhung jedoch ab.
Die Bundesregierung will höhere Vorstandsgehälter und Boni bei der Commerzbank verhindern. Das Bundesfinanzministerium bestätigte einen entsprechenden Bericht des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel". Ohnehin droht der Commerzbank eine turbulente Hauptversammlung: Noch immer sind viele Aktionäre sauer, dass der Vorstand mitten in der Finanzkrise die angeschlagene Dresdner Bank ohne ihre Zustimmung kaufte und dem Dax-Konzern damit erheblich Lasten aufbürdete.
Vorstand und Aufsichtsrat der Commerzbank wollen bei der Aktionärsversammlung an diesem Mittwoch (19. Mai) höhere Zahlungen beantragen. Demnach soll die Vergütung von Vorstandsmitgliedern von 500.000 Euro auf 750.000 Euro im Jahr steigen. Zusätzlich sollen bis zu zwei Mio. Euro als Bonus gezahlt werden. Die Vorschläge verstoßen nach Einschätzung der Bundesregierung aber gegen Regelungen zur Bankenrettung.
Kreditinstitute, die in der Finanzkrise Hilfe vom Bund bekamen, müssen die Verdienste ihres Spitzenpersonals bei 500.000 Euro deckeln. Die Commerzbank erhielt 18 Mrd. Euro vom Bund, der dafür mit einem Anteil von 25 Prozent plus eine Aktie an dem Institut beteiligt ist. Das Kanzleramt und das Finanzministerium hielten Bezüge von 500.000 Euro weiterhin für angemessen, sagte ein Sprecher. Dies gelte zumindest solange, wie die Bank keine Zinsen auf das Geld des Bundes zahle.
Eine Gewissensfrage
"Wir gehen davon aus, dass die Commerzbank unseren Argumenten auch weiterhin Rechnung tragen wird", sagte der Sprecher. Bei den Vorstandsbezügen für 2010 habe der Aufsichtsrat der Bank die Deckelung eingehalten.
Regierungsvertreter hätten den Chef des Bankenrettungsfonds Soffin, Hannes Rehm, beauftragt, der Bankspitze ins Gewissen zu reden, schrieb der "Spiegel". Der Vorstand solle dazu gebracht werden, den Punkt von der Tagesordnung der Hauptversammlung zu nehmen. Die Bundesregierung sei zuversichtlich, ihren Willen durchzusetzen. "Alles andere wäre ein Eklat", sagte ein hoher Regierungsbeamter dem Magazin.
Der Vorstand seinerseits wird bei dem Aktionärstreffen den Blick eher nach vorne richten wollen: Bei der vom Staat gestützten Bank wächst der Optimismus, nachdem im ersten Quartal 2010 erstmals seit zwei Jahren wieder schwarze Zahlen geschrieben wurden und auch der April gut lief. Auch bei der Integration der Dresdner Bank sieht sich das Management um Vorstandschef Martin Blessing bestens im Plan.
Etliche Aktionäre, die derzeit auf eine Dividende verzichten müssen, sind anderer Meinung. Sie wollen wie im Vorjahr versuchen, eine Sonderprüfung des Dresdner-Kaufs durchzusetzen. Der Deal war Ende August 2008 eingefädelt worden - unmittelbar bevor die Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers die Finanzwelt schockte.
Quelle: ntv.de, dpa