Wirtschaft

Exodus der Top-Manager? Costello verlässt HTC

Links das "One", rechts Peter Chou: Der HTC-Chef braucht jetzt schnelle Erfolge.

Links das "One", rechts Peter Chou: Der HTC-Chef braucht jetzt schnelle Erfolge.

(Foto: REUTERS)

Ein unscheinbare Personalie lässt Branchenexperten aufmerken: Bei dem taiwanesischen Smartphone-Riesen HTC lichten sich die Reihen um Konzernchef Chou. Wenn das neue Flaggschiff nicht die Wende bringt, stehen in Taiwan größere Umbrüche an.

Der Smartphone-Hersteller HTC verliert schon wieder eine zentrale Führungskraft: Der Chef des operativen Geschäfts, Matthew Costello, gibt seinen Posten auf. Costello schließt sich damit einer Reihe von HTC-Managern an, die dem Rivalen von Samsung, Nokia und Apple bereits im vergangenen Monat den Rücken zugekehrt haben.

HTC sieht sich derzeit mit verschärften Schwierigkeiten konfrontiert: Das Unternehmen geriet im internationalen Wettbewerb zuletzt immer mehr ins Hintertreffen und gab im April das schlechteste Quartalsergebnis seit dem Jahr 2006 bekannt. Im vergangenen Monat hatten bereits der Produktchef Kuoji Kodera, der Vizepräsident der Kommunikationsabteilung Jason Gordon und der Präsident des Südasien-Geschäfts Lennard Hoornick das Unternehmen verlassen.

Seitdem rückt HTC-Chef Peter Chou immer mehr ins Zentrum der Aufmerksamkeit: Chou versucht schon länger, den Konzern zurück in die Erfolgsspur zu lenken. Er soll Insidern zufolge sogar seinen Rücktritt für den Fall angekündigt haben, dass das neue Vorzeigeprodukt "HTC One" die Verkaufszahlen des Unternehmens nicht zurück in die Spur bringt.

Der Rücktritt von Costello habe persönliche Gründe, hieß es bei HTC. "Costello wird aus Familiengründen zurück nach Europa ziehen", hieß es in einer Unternehmensmitteilung. Fred Liu, bisheriger Chef der HTC-Ingenieurabteilung, werde seine Funktion übernehmen. Costello hatte sich HTC im Jahr 2010 angeschlossen, nachdem er zuvor vier Jahre lang für Sony Ericsson gearbeitet hatte.

Der Smartphone-Markt wird enger

HTC hat in den wichtigen Industrieländern mit sinkenden Marktanteilen zu kämpfen. Gerade in den USA und Europa buhlen die Taiwanesen mit den Platzhirschen Apple und Samsung um die Kundschaft - aber auch in den Schwellenländern wie China geht die Nachfrage nach HTC-Handys zurück. Ein Problem sind auch die Billiganbieter, die HTC immer mehr Kunden abspenstig machen.

Zwischen 2010 und Ende 2012 schrumpfte der weltweite Marktanteil des Unternehmens um mehr als die Hälfte auf 4,6 Prozent. Laut Marktforscher IDC gehörte HTC im zweiten Halbjahr 2012 gemessen an Lieferungen nicht mehr zu den "Top Five" der Smartphone-Hersteller. Im ersten Quartal 2013 erwirtschaftete das Unternehmen einen Gewinn von umgerechnet gerade einmal 2,2 Mio. Euro.

Zusätzlich zum harten Wettbewerb gab es für HTC auch Rückschläge bei der Produkteinführung. Das neue Smartphone-Flagschiff "One" konnte wegen Lieferproblemen bei Kamerakomponenten im März erst mit Verspätung auf den Markt gebracht werden. Nach Verkaufsbeginn kam es zu weiteren Verzögerungen.

Das "HTC One" gilt Experten als letzte Chance des Unternehmens, Marktanteile bei Smartphones zurückzugewinnen. Die ersten Verkaufszahlen geben zumindest Grund zur Hoffnung: HTC teilte nun mit, dass der Firmenumsatz im Mai vor allem Dank der One-Serie auf ein 11-Monats-Hoch gestiegen sei. Das dürfte auch Firmenchef Chou freuen.

Quelle: ntv.de, mmo/DJ

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