Deutsche Firmen kaum betroffen Cyberangriff geht glimpflich aus
15.05.2017, 17:37 Uhr
Stift und Tafel sind unhackbar.
(Foto: imago/7aktuell)
Bei der Deutschen Bahn funktionieren einige Anzeigetafeln immer noch nicht. Ansonsten ist der Schaden des globalen Cyberangriffs in Deutschland nach ersten Erkenntnissen überschaubar. Die Firmen haben offenbar aus schmerzlichen Erfahrungen gelernt.
Für Deutschland haben die Behörden nach der globalen Cyber-Attacke vorsichtige Entwarnung gegeben. Anders als befürchtet wurden zu Beginn der Arbeitswoche keine massenhaften neuen Fälle betroffener Unternehmen oder Institutionen entdeckt. Bei der Staatsanwaltschaft Berlin, die die Ermittlungen in dem Fall deutschlandweit leitet, lagen zunächst keine Erkenntnisse über weitere Schäden vor.
Das genaue Ausmaß des durch den Virus "Wanna Cry" verursachten Schadens sei jedoch noch nicht abschätzbar, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft n-tv.de. Einziger Fall eines massiv geschädigten Unternehmens in Deutschland sei, soweit bislang bekannt, die Deutsche Bahn. Allerdings sei möglich, dass im Zuge der Ermittlungen in den kommenden Tagen weitere Opfer festgestellt würden. Eine genaue Bilanz der Folgen des Angriffs könne eventuell erst in mehreren Wochen gezogen werden, hieß es auch beim Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI).
Die Attacke hatte seit Freitag Windows-Rechner in mindestens 150 Ländern erfasst. Experten und Behörden hatten befürchtet, dass die Zahl der infizierten Computer am Montagmorgen stark steigen würde, weil zahlreiche Rechner erst nach dem Wochenende wieder hochgefahren würden. Die Polizeibehörde Europol gab aber vorerst Entwarnung: Die Zahl der Opfer sei "nicht weiter nach oben gegangen, bislang scheint die Lage in Europa stabil", sagte ein Sprecher. Das sei "ein Erfolg".
200.000 chinesische Computer infiziert
In Deutschland wurden offenbar erheblich weniger Computer von der Schadsoftware in Geiselhaft genommen als in einigen anderen Ländern. In Europa waren unter anderem Großbritannien und auch Frankreich stärker betroffen. In Großbritannien wurden vor allem zahlreiche Einrichtungen des nationalen Gesundheitssystems lahmgelegt, in Frankreich unter anderem eine Fabrik des Autoherstellers Renault. Die französische Cybersicherheitsbehörde Ansii teilte mit, sie wisse von weniger als zehn Firmen, die betroffen gewesen seien.
In China wurden Medienberichten zufolge rund 200.000 Computer angegriffen. Das Virus richtete dabei erheblichen Schaden an. Unter anderem mehr als 20.000 Tankstellen des chinesischen Öl-Giganten CNPC gingen demnach offline.
Ganz ausgestanden sei der Angriff allerdings auch in Deutschland noch nicht, sagte Arne Schönbohm, Präsident des BSI dem Inforadio des RBB. Er gehe davon aus, dass heute und morgen noch weitere Infektionen dazu kämen. Schönbohm betonte, dass der Angriff für Deutschland nicht überraschend gekommen sei. Im zweiten Halbjahr 2016 sei bereits ein Drittel der Unternehmen von Ransomware-Angriffen betroffen gewesen, bei denen die Daten auf den Rechnern verschlüsselt worden seien. "Wir waren darauf vorbereitet, darum ist Deutschland auch mit einem blauen Auge davon gekommen", sagte Schönbohm.
Quelle: ntv.de, mbo