Gewerkschafter sehen Lohndumping DGB kritisiert Leiharbeit
20.08.2009, 17:48 UhrLeiharbeiter sind in den meisten europäischen Ländern einer Studie zufolge besser abgesichert und bezahlt als in Deutschland.
Vor allem die Lohnunterschiede zwischen regulären Mitarbeitern eines Unternehmens und Zeitarbeitern seien in der Bundesrepublik besonders groß, teilte der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) mit. Der Interessenverband Deutscher Zeitarbeitsunternehmen wies die Vorwürfe zurück
Zeitarbeit werde in Deutschland "systematisch zum Lohndumping missbraucht", erklärte der DGB. Dies zeige ein Vergleich der Nutzung von Leiharbeit in sieben westeuropäischen Ländern der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. Erst am Mittwoch hatte die IG Metall eine Untersuchung vorgestellt, derzufolge deutsche Unternehmen Leiharbeit zunehmend zur Steigerung ihrer Gewinne missbrauchen.
Blick nach Frankreich
So stünden etwa in Frankreich Leiharbeiter deutlich besser da als in Deutschland, teilte der DGB mit. Die Arbeitskräfte bekämen den gleichen Lohn und einen Risikoaufschlag von zehn Prozent wegen der Unsicherheit ihrer Stelle. In den Niederlanden erhielten längerfristig tätige Zeitarbeiter bezahlten Urlaub und Lohnfortzahlung, auch wenn sie gerade nicht an ein Unternehmen verliehen sind. Auch hier gebe es wie in Deutschland zwar die Bestimmung zu gleicher Bezahlung, aber ebenso auch Ausnahmeregelungen, um dies zum umgehen.
In Großbritannien haben Zeitarbeiter der Studie zufolge nach zwölf Wochen das Recht auf Gleichbehandlung gegenüber der Stammbelegschaft, was auch die gleiche Bezahlung beinhaltet. In Dänemark und Schweden setze die Wirtschaft auf eine Regelung der Zeitarbeit über Tarifverträge.
Die zurückhaltende Rolle des Staates habe hier nicht zu einem niedrigeren Schutzniveau für Zeitarbeiter geführt. In Osterreich und der Schweiz werde Zeitarbeit ebenso stark genutzt wie in Deutschland. Jedoch seien hier die Gewerkschaften insgesamt erfolgreicher gewesen, die Unterschiede zu den Stammbelegschaften in den Betrieben gering zu halten, erklärte der DGB.
Branche weist Kritik zurück
Der Interessenverband Deutscher Zeitarbeitsunternehmen (IGZ) wies die Vorwürfe zurück. Branchenerfolge würden in der Studie nicht gewürdigt. So seien zwei Drittel der Leiharbeiter vorher arbeitslos gewesen. Zeitarbeit ermögliche ihnen den Übergang zu Unternehmen, die nicht der Zeitarbeitsbranche angehörten. Außerdem kämpfe der IGZ "seit Jahren Seite an Seite mit dem DGB und der IG Metall für einen tariflichen Mindestlohn", erklärte IGZ-Hauptgeschäftsführer Werner Stolz.
Quelle: ntv.de, afp