Bald weniger "Made in Germany"? DIHK warnt vor Riesenschaden
16.01.2012, 12:54 Uhr
(Foto: REUTERS)
Seit Langem steht "Made in Germany" für Qualität aus Deutschland. Künftig soll das Gütesiegel nur noch sehr restriktiv vergeben werden. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag läuft bereits Sturm.
Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) sieht das Gütesiegel "Made in Germany" in Gefahr. Wenn die Europäische Kommission ihre Pläne zur Änderung des sogenannten Warenursprungsrechts umsetze, könne die Qualitätsbezeichnung "Made in Germany" gefährdet sein, sagte DIHK-Präsident Hans Heinrich Driftmann der "Welt". Dies würde einen "immensen Schaden" für die deutsche Wirtschaft sowie für Verbraucher bedeuten, für die eine wichtige Orientierungshilfe verloren gehe.
Das Gütesiegel "Made in Germany" bürge weltweit für Qualität und beflügele den deutschen Export, sagte Driftmann. Er warne ausdrücklich vor einer Änderung des geltenden Ursprungsrechts, das "unbürokratisch und international anerkannt" sei.
Hintergrund sind dem Bericht zufolge Pläne des zuständigen EU-Kommissars Algirdas Semeta, wonach Produkte künftig nur noch dann den Hinweis "Made in Germany" tragen sollen, wenn mindestens 45 Prozent des Wertanteils aus Deutschland stammen. Eine Verschärfung der Regeln würde bei deutschen Firmen zu höheren Kosten und mehr Bürokratie führen.
Bisher gilt laut EU-Regeln das Land als Herkunftsland, in dem "die letzte wesentliche, wirtschaftlich gerechtfertigte Be- und Verarbeitung" vorgenommen wurde. Danach können Produkte derzeit auch dann mit dem Label "Made in Germany" gekennzeichnet werden, wenn sie zu mehr als 90 Prozent im Ausland, aber zuletzt in Deutschland bearbeitet wurden.
Berlin verspricht Hilfe
Im Ringen um den Erhalt des Gütesiegels sicherte die Bundesregierung der deutschen Wirtschaft indes ihre Unterstützung zu. Regierungssprecher Steffen Seibert betonte, es gebe derzeit zwar keine konkreten Pläne der EU-Kommission zu einer Neuregelung in diesem Bereich. Die Regierung beobachte die Entwicklung aber und werde ihre Meinung "kraftvoll" vertreten: "Wir glauben, dass es da berechtigte Klagen gibt."
Auch Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler ist bereits aktiv geworden. Vor einigen Wochen habe der FDP-Politiker einen Brief an den zuständigen EU-Kommissar Algirdas Semeta geschrieben und davor gewarnt, die bewährten Regeln und so das Siegel "Made in Germany" auszuhöhlen, sagte eine Sprecherin.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP