Wirtschaft

Wendemanöver in der Krise Da darf nichts schief gehen

Der Aufschwung der Weltwirtschaft hat begonnen. Weltbank und IFW warnen aber davor sich in falscher Sicherheit zu wiegen. Die Hauptgefahr sei jetzt Selbstgefälligkeit und Gleichgültigkeit. Die Basis für den Aufschwung müsse verbreitert werden. Aus den G20 müssten die G186 werden.

Laut IWF könnte ein zu früher Ausstieg aus den Konjunktur stützenden Maßnahmen die Erholung gefährden.

Laut IWF könnte ein zu früher Ausstieg aus den Konjunktur stützenden Maßnahmen die Erholung gefährden.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Der Aufschwung der Weltwirtschaft hat nach Aussage des Geschäftsführenden Direktors des Internationalen Währungsfonds (IWF), Dominique Strauss-Kahn, begonnen. "Die Weltwirtschaft hat die Wende geschafft", bekräftigte Strauss-Kahn bei einer Pressekonferenz im Rahmen der Jahrestagung von IWF und Weltbank in Istanbul.

Der IWF hatte bereits in seinem jüngsten Weltwirtschaftsausblick am Donnerstag in Istanbul ein Ende der globalen Rezession festgestellt und seine Prognosen für das weltwirtschaftliche Wachstum angehoben. Zwar erwartet der IWF für dieses Jahr noch einen Rückgang der globalen Wirtschaftsleistung um 1,1 Prozent, für 2010 sieht der Währungsfonds aber bereits wieder ein Wachstum von 3,1 Prozent.

Unsicherheitsfaktor Arbeitsmarkt

Dennoch, betonte Strauss-Kahn, bestünden weiterhin "Abwärtsrisiken" für die Wirtschaftserholung. So zeigte sich Strauss-Kahn "sehr besorgt" über den Anstieg der Arbeitslosigkeit. Es bestehe das "große Risiko", dass das Potenzialwachstum nach der Finanz- und Wirtschaftskrise niedriger sein werde als zuvor.

Ausdrücklich warnte der IWF-Chef vor einem zu frühen Ausstieg aus den Konjunktur stützenden Maßnahmen, der die Erholung gefährden könne. Die Wirtschaftsbelebung sei hauptsächlich auf die ergriffenen Konjunkturmaßnahmen zurückzuführen, betonte er.

Der Geschäftsführende IWF-Direktor forderte zudem eine Fortsetzung der internationalen Reformmaßnahmen als Antwort auf die Krise. "Wir brauchen eine nachhaltige nationale Politikkoordination", sagte er. In jedem Fall müsse die Finanzstabilität weiter verbessert werden, was auch eine "bessere Regulierung" bedeute. Die vorhandene Neigung, exzessive Risiken einzugehen, müsse beschränkt werden.

Auch Weltbank-Präsident Robert Zoellick warnte eindringlich davor, sich im Kampf gegen die weltweite Finanzkrise in falscher Sicherheit zu wiegen. "Die Hauptgefahr ist nicht mehr die eines Zusammenbruchs der Weltwirtschaft. Die Hauptgefahr ist jetzt Selbstgefälligkeit, Gleichgültigkeit", sagte Zoellick. Es sei noch nicht die Zeit, sich zurückzulehnen. Zudem warnte er vor Inflations- und Protektionismusgefahren. Es wäre "verheerend", jetzt in protektionistische Praktiken zurückzufallen, warnte der Weltbank-Präsident.

An einem Strang ziehen

Zoellick mahnte, der jetzt einsetzende Aufschwung der Weltwirtschaft aus der tiefsten Krise seit Jahrzehnten werde vergleichsweise schwach bleiben und von vielen Risiken belastet. Nachdem die 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer vor wenigen Tagen konkrete Lehren aus der Krise gezogen hätten, komme es nun darauf an, die Basis für den Aufschwung zu verbreitern. Schließlich verfügten IWF und Weltbank über 186 Mitglieder, die es nun für diese Maßnahmen zu gewinnen gelte. "Das hier ist eine G186", sagte Zoellick.

Nun müsse es darum gehen, als Folge der Krise und der weltwirtschaftlichen Kräfteverschiebungen der letzten Jahre auch die Stimmgewichte im IWF und in der Weltbank zu verschieben. Nach den Beschlüssen der G20 von Pittsburgh werde sich das Stimmgewicht der Schwellen- und Entwicklungsländer zulasten der reichen Länder um drei Prozentpunkte verschieben. Ihr Gewicht gehe damit in Richtung 50 Prozent. Zugleich forderte Zoellick die Mitgliedsländer auf, der Weltbank und anderen internationalen Finanzinstitutionen zusätzliches Kapital in ausreichendem Maße zur Verfügung zu stellen, damit diese gerade auch den ärmeren Ländern bei der Bewältigung der Krise helfen könnten. Hier gehe es um schwierige Verhandlungen. Doch letztlich seien diese Kapitalhilfen auch im Interesse der reichen Länder selbst.

Quelle: ntv.de, ddi/DJ/rts

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