Aufgaben des IWF sind vielschichtig Das Erbe wiegt schwer
19.05.2011, 13:58 Uhr
(Foto: dpa)
Die Suche nach einem Nachfolger für den zurückgetretenen IWF-Chef Strauss-Kahn läuft auf vollen Touren. Fest steht bisher nur, dass die neue Nummer eins ein schweres Erbe antreten wird. Die Eurokrise ist nur eine von vielen Baustellen, um die sich der Währungsfonds kümmern muss.
Wer auch immer Nachfolger oder Nachfolgerin von Dominique Strauss-Kahn als IWF-Chef wird, auf ihn oder sie wartet eine Mammutaufgabe. Besonders im Fokus wird die neue Nummer eins in Europa stehen: als ein zentraler Helfer, der eine Explosion der Schuldenprobleme in einigen Euro-Ländern mit Milliardensummen verhindern soll.
Doch die Herausforderungen sind umfassender. Der neue Amtsträger übernimmt den Regiestab beim IWF zu einer Zeit, in der die globale Finanzinstitution im größten Reformprozess in ihrer über 60-jährigen Geschichte steckt, und das nicht nur als Folge der Krise. Es geht darum, den Fonds den neuen Erfordernissen der Krisenbekämpfung, aber auch den veränderten weltwirtschaftlichen Gewichten anzupassen.
Erbe Strauss-Kahns wiegt schwer
Den Währungsfonds, hinter dem 187 Mitgliedsländer stehen, als Keimzelle einer irgendwann möglichen Weltwirtschaftsregierung zu begreifen, wäre sicher übertrieben. "Aber im Wettbewerb, der wichtigste institutionelle Berater der Weltwirtschaftspolitik zu sein, liegt der IWF wohl vorne", sagte kürzlich der frühere deutsche G8-Sherpa Bernd Pfaffenbach. Strauss-Kahn gab dieser Rolle in den vergangenen gut drei Jahren mit Charisma, Kompetenz und Weltläufigkeit ein Gesicht und stellte Vorgänger wie Rodrigo Rato oder auch Ex-Bundespräsident Horst Köhler in den Schatten. Damit hob der Franzose auch das Selbstbewusstsein des IWF mit seinen gut 2.400 Mitarbeitern aus aller Herren Länder.
Allein die traditionellen Aufgaben des Fonds sind anspruchsvoll und haben in den Krisenjahren an Gewicht gewonnen. Es geht um die Aufsicht über das Weltwährungssystem und die globale Finanzstabilität, um technische Unterstützungen für Länder beim Management ihrer Wirtschaft und um Kredithilfen. Es war diese Finanzhelferfunktion für Problemländer in Asien und Lateinamerika und die damit verbundenen harschen Sparauflagen, die dem Fonds in den 1980er und 1990er Jahren des letzten Jahrhunderts in vielen Schwellenländern einen schlechten Ruf verschafften.
Schwerpunkt der IWF-Hilfen in Europa
Inzwischen ist der Kredithilfe-Topf des IWF auf gut eine dreiviertel Billion Dollar aufgestockt worden. Der Schwerpunkt der Hilfen hat sich auf Europa verschoben - nicht nur auf die Euro-Krisenländer. Auf der Schuldnerliste stehen neben Griechenland, Irland und bald Portugal auch Island, Litauen, Rumänien, Georgien und die Ukraine. Und so hofft der "alte Kontinent" selbstverständlich auf einen Europäer auf dem Chefsessel der Finanzinstitution.
Zudem hat vor allem die Gruppe der 20 führenden Schwellen- und Industrieländer (G20) dem IWF wichtige Aufgaben zugewiesen. Neue Kreditlinien wurden geschaffen, etwa zur Vorbeugung von Krisen. Bei den Hilfeauflagen werden inzwischen auch sozialpolitische Aspekte einbezogen.
Unterdessen erhielt der IWF eine Schlüsselrolle in den neuen wirtschaftspolitischen Abstimmungsprozessen zwischen den großen Wirtschaftsnationen, an deren Ende eine ausbalancierte, widerstandsfähigere Weltwirtschaft stehen soll. Zuletzt soll der Fonds bei der Reform des Weltwährungssystems aktiv mitarbeiten und ein Rahmenwerk für den Umgang mit Kapitalflüssen entwickeln.
Quelle: ntv.de, Gernot Heller, rts