Wirtschaft

Lufthansa und ihre Piloten Das steht auf dem Spiel

(Foto: AP)

Im Tarifkonflikt zwischen Lufthansa und den Piloten geht es nicht nur um Lohn und Gehalt. Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) fordert Arbeitsplatzsicherheit für die rund 4500 Piloten bei Lufthansa und deren Töchtern Lufthansa Cargo und Germanwings. Im Folgenden die Verhandlungspositionen von Lufthansa und der Gewerkschaft sowie die wichtigsten Streitpunkte.

Was Piloten heute verdienen

Derzeit zahlt die Lufthansa ihren Piloten ein Einstiegsgehalt als Copilot von brutto rund 60.000 Euro im Jahr. Diese müssen davon jedoch auch die Raten für ihren Anteil der teuren Ausbildung tragen, die insgesamt über 100.000 Euro kostet. Nach acht bis zwölf Jahren im Cockpit steigen Lufthansa-Piloten dann zum Kommandant auf. Dabei erhalten sie ein Einstiegsgehalt von rund 110.000 Euro. Mit der Erfahrung steigt das Gehalt auf bis zu 250.000 Euro.

Zum Vergleich: Bei Air Berlin starten Copiloten mit einem Bruttogehalt von 50.000 Euro, Kapitäne steigen bei rund 95.000 Euro ein. Ein Flugbegleiter startet bei der Lufthansa mit einem Einstiegsgehalt von monatlich 1.533 Euro zuzüglich einer steuerfreien Schichtzulage von rund 250 Euro sowie Tageszuschlägen von 36,50 Euro.

Das will die Vereinigung Cockpit

Die Gewerkschaft befürchtet einen sukzessiven Abbau der hoch bezahlten Piloten im Konzerntarifvertrag. Sie will eine Verlagerung von Arbeitsplätzen auf neu übernommene oder neu gegründete Töchter vermeiden und fordert daher eine "belastbare Beschäftigungsgarantie" für die Flugzeugführer. Im Gegenzug für diese Arbeitsplatzgarantie hatte sich die Gewerkschaft bereiterklärt, auf ihre zu Beginn der Verhandlungen im Mai geforderte Lohnerhöhung von 6,4 Prozent für zwölf Monate zu verzichten und eine Nullrunde zu akzeptieren. Der Konzerntarifvertrag umfasst neben der Lufthansa Passage die Töchter Lufthansa Cargo und Germanwings.

Das will Lufthansa

Die Lufthansa lehnt die geforderte Beschäftigungsgarantie ab und drängt vielmehr auf deutliche Einsparungen, auch bei den Piloten. Bis Ende 2011 sollen die Kosten im Passagiergeschäft im Rahmen des Sparprogramms Climb 2011 um eine Milliarde Euro gesenkt werden.

Die Fluggesellschaft kämpft derzeit mit massiven Geschäftseinbußen durch die Wirtschaftskrise und der Sanierung und Integration der jüngst übernommenen Töchter wie Austrian Airlines und British Midland. Außerdem setzen der größten europäischen Fluggesellschaft im Europaverkehr zunehmend Billigflieger wie Air Berlin oder Ryanair zu, an die Lufthansa sukzessive Marktanteile verliert.

Die Konfliktpunkte

Zukäufe:

Bei den zuletzt übernommenen Töchtern wie Brussels Airlines oder Austrian Airlines arbeiten die Piloten teilweise für weniger Gehalt als bei Lufthansa. Die Gewerkschaft befürchtet, dass das Unternehmen Lufthansa-Strecken zunehmend auf die Töchter verlagern könnte, um so Kosten zu sparen. Dann würden die billigeren Piloten der Töchter die Strecken fliegen und nicht mehr die Lufthansa-Piloten, deren Arbeitsplätze die Gewerkschaft in Gefahr sieht.

Nach Angaben von Lufthansa ist im Passagierverkehr jedoch weiteres Wachstum geplant. Die Zahl der Konzerntarifvertrag-Arbeitsplätze habe sich - ohne die frühere Tochter Condor - seit 2001 um acht Prozent erhöht, argumentiert das Unternehmen.

Lufthansa Italia:

Lufthansa hat 2009 eine eigene Tochter in Italien gegründet. Bislang konnten sich Gewerkschaft und Lufthansa aber nicht darüber einigen, wer die Maschinen fliegen soll. Nach dem Willen von Lufthansa sollen das langfristig Piloten außerhalb des Konzerntarifvertrags machen, die Gewerkschaft will das verhindern. Sie befürchtet, dass Lufthansa-Italia künftig mehr Strecken übernehmen und Konzernpilotenstellen wegfallen könnten. Bislang fliegen noch Lufthansa-Piloten die Maschinen.

Aerologic:

Ähnlich ist die Situation bei der gemeinsam mit der Deutschen Post neu gegründeten Frachttochter Aerologic. Deren Flugzeuge werden nicht wie bei der eigenen Frachttochter Cargo von Konzernpiloten geflogen, sondern von neu eingestelltem Personal. Auch will die VC Lufthansa-Konzernpiloten ins Cockpit holen.

Regionalverkehr - Embraer:

Lufthansa mustert im Regionalverkehr die kleinen Flugzeuge mit weniger als 70 Sitzen aus und ersetzt sie durch größere Maschinen. Das Unternehmen muss gemäß einer vor Jahren getroffenen Vereinbarung bei Flugzeugen über 70 Sitzen, die unter der Marke Lufthansa eingesetzt werden, mit der Gewerkschaft über die Arbeitsbedingungen der Piloten verhandeln. In dem seit Jahren schwelenden Konflikt gab es jedoch keine Einigung - auch weil sich die Gewerkschaft intern nicht einigen konnte. Ein Teil der neuen Maschinen kommt daher bei Partnern wie Air Dolomiti und Augsburg Airways zum Einsatz. Hier steht das Lufthansa-Logo nicht auf den Maschinen. Einen ähnlichen Weg hatte Lufthansa bei der Tochter Cityline gewählt - auch hier werden die Flugzeuge nicht mit dem Namen Lufthansa beschriftet. Bei dem Partner Eurowings werden durch den Sparkurs 19 Flugzeuge stillgelegt und Hunderte Arbeitsplätze abgebaut.

Quelle: ntv.de, nne/rts

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