Warnschuss aus der zweiten Reihe Dax fester erwartet
06.11.2013, 08:05 Uhr
Händler rechnen mit wieder anziehenden Kursen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die wichtigen Termine stehen erst in den kommenden Tagen auf der Agenda. Allerdings öffnen wieder etliche Unternehmen ihre Bücher. Händler jedoch zeigen sich überwiegend enttäuscht - einige sogar erschüttert.
Mit den wieder anziehenden US-Futures zeichnen sich leicht steigende Notierungen an Europas Börsen ab. Ein Händler stellt sich allerdings auf ein zurückhaltendes Geschäft ein. "Mit der EZB-Sitzung, den BIP-Zahlen und dem Arbeitsmarktbericht aus den USA stehen die eigentlichen Highlights erst noch an", heißt es.
Im Handel wird zunehmend darauf spekuliert, dass die EZB Maßnahmen zur Schwächung des Euro ergreifen muss. Die Meinungen gehen indes auseinander, ob bereits am Donnerstag die Leitzinsen gesenkt werden. Am Geldmarkt wird derweil erneut die Möglichkeit negativer Einlagesätze diskutiert.
Übergeordnet sieht der befragte Händler kein Ende der Aufwärtsbewegung an den Börsen. "Nullzinsen bei zugleich so hoher Liquiditätszuführung über einen so langen Zeitraum hat es noch nie gegeben", heißt es. Ein Ende der generösen Geldpolitik durch die Zentralbanken zeichne sich bis auf weiteres nicht ab.
Bei den Daten am stehen die deutschen Auftragseingänge im Blick. "Sie sind gewöhnlich ein guter Test für den Risikoappetit der Anleger", sagt Gary Yau vom Credit Agricole. Erwartet wird, dass sie im September um 0,4 Prozent gestiegen sind nach einem Rückgang um 0,3 Prozent im August. Daneben werden in Europa Einkaufmanagerindizes bekannt gegeben und in den USA Frühindikatoren.
"Böse Warnzeichen"
Anleger erwarten, dass der deutsche Aktienmarkt im Plus startet. Die Experten von Lang & Schwarz indizieren ein Dax-Plus von 0,3 Prozent. Allerdings sorgt die Zahlenflut bei den deutschen Nebenwerten eher für Enttäuschung. "Per Saldo waren da nicht viele positive Überraschungen dabei", sagt ein Händler. Lediglich Freenet und Rational hätten positiv hervorgeragt. Bei anderen Unternehmen wie Fraport, Kuka, Klöckner & Co und Brenntag könne "höchstens von knapp getroffenen Schätzungen" gesprochen werden.
Dazu geselle sich eine Zahl von echten Gewinn- und Umsatzwarnungen wie von König & Bauer, MLP und Saint-Gobain Oberland. "Das zeigt, dass die Erwartungen an die Nebenwerte nicht mehr völlig erfüllt werden können", urteilt ein anderer Händler: "Für Nebenwerte-Indizes wie den MDAX sind das ganz böse Warnzeichen". Es sei nun zu erwarten, dass die Zahl der Gewinnwarnungen deutlich zunehmen werde.
Am Vortag hatten Teilnehmer die leicht reduzierten Erwartungen der EU-Kommission zum europäischen Wirtschaftswachstum für Gewinnmitnahmen genutzt. Daraufhin gab der Leitindex 0,3 Prozent auf 9009 Punkte nach.
Auch an der Wall Street ging es bergab: Der Dow-Jones-Index schloss mit einem Abschlag von 0,1 Prozent, der S&P-500 verlor 0,3 Prozent. Nur der Nasdaq-Composite hielt sich mit einem Aufschlag von 0,1 Prozent leicht im Plus. Uneinheitliche Vorgaben kamen aus Asien: Der Nikkei-Index rückte am Mittwoch um 0,8 Prozent vor, der Shanghai-Composite verlor 0,4 Prozent.
K+S als Zockerpapier
Unter Druck könnten K+S geraten. "Das Downgrade durch Moody's dürfte die Stimmung verhageln", sagt ein Händler. Dies erkläre das neuerliche Anziehen im Short-Volumen in der Aktie. "Die Short-Quote ist nach längerer Ruhephase wieder auf über 13 Prozent gestiegen", sagt ein anderer Händler. Dies zeige, dass weiter auf einen Kursverfall gesetzt werde.
Die Aktie werde aber nicht mehr von langfristigen Anlegern gehalten und habe mittlerweile den Charakter eines Zockerpapiers mit unkalkulierbaren Ausschlägen erhalten: "Das ändert sich erst, wenn wieder Klarheit über die Zukunft der Kalipreise da ist". Da K+S nur zwei Anleihen und keine CDS am Markt habe, werde sich jede Meinung dazu nur im Aktienkurs zeigen.
Zudem gibt es Kritik am Vorgehen der Ratingagentur: Moody's hat das Rating auf "Ba1" von zuvor "Baa2" und damit den berüchtigten "Ramsch"-Status gesenkt. Zur Begründung verwies Moody's auf die Unsicherheit bei den Preisen im globalen Kalimarkt. K+S müsse wohl weitere Kredite aufnehmen, um in die Entwicklung der Kalimine in Kanada zu investieren. "Moody's macht das ganze zur Selffulfilling-Prophecy", so ein weiterer Händler: "Mit der Absenkung tragen Moody's ja gerade dazu bei, dass die Finanzierung teurer wird".
Toyota stimuliert Autotitel
Die Autotitel könnten von guten Vorlagen profitieren. Toyota hat nach Börsenschluss die Prognose angehoben, der Kurs war mit entsprechenden Spekulationen im späten Geschäft in Tokio gestiegen.
Von guten Zahlen ist im Handel mit Blick auf die Geschäftszahlen von Freenet die Rede. Vor allem die Ergebnisseite sei klar über den Erwartungen geblieben, sagt ein Händler. Das Zahlenwerk unterstreiche das derzeit positive Sentiment der Anleger zum gesamten Telekomsektor. Die Aktie könnte weiterlaufen, wenngleich sie in den vergangenen Wochen bereits um fast zehn Prozent gestiegen sei.
Keine wirkliche Belastung für Continental sehen Händler in der Umsatzwarnung von Pirelli. "Das ist nicht die erste von Pirelli und dass es bei ihnen in Russland schlecht läuft, weiß man", sagt ein Händler. Auch Michelin hatte bereits auf ein schwächeres Geschäft in Ost-Europa hingewiesen, ebenso sei die Belastung durch den starken Euro bekannt. Conti sei davon allerdings nicht groß betroffen. "Conti ist kein Pure-Play für Reifen sondern mehr ein Technologiezulieferer, der am Autoabsatz hängt", fasst ein anderer Händler zusammen. Daher seien die schlechten Nachrichten von Pirelli nicht übertragbar: "Sie könnten nur für etwas Zurückhaltung vor den Conti-eigenen Zahlen morgen sorgen".
Quelle: ntv.de, jwu/rts/DJ/dpa