Wirtschaft

Regierung muss Haushalt sanieren Deflation hält Japan im Griff

Japan steckt weiter tief in der Deflation. Seit beinahe zwei Jahren in Folge fallen die Verbraucherpreise. Was zunächst nach einer guten Nachricht für den Geldbeutel der Japaner klingt, fesselt die Wirtschaft des Landes, verschärft die Schuldenkrise des Landes und macht Zentralbanker ratlos. Eine Besserung ist nicht in Sicht.

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(Foto: dpa)

Japan ist weiter in einer hartnäckigen Deflation gefangen. Die Lebenshaltungskosten für die japanischen Verbraucher sanken im Dezember den 22. Monat in Folge. Die Verbraucherpreise gingen in der viel beachteten Kernrate um 0,4 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat zurück. Preise für besonders schwankungsanfällige Güter wie Obst und Gemüse oder Fisch und Meeresfrüchte werden dabei nicht berücksichtigt. Der Gesamtindex der Verbraucherpreise, der alle Preise mit berücksichtigt, stagnierte im Dezember.

Die Deflation ist eine gefährliche Entwicklung für Wirtschaft und Verbraucher eines Landes. Wenn Preise auf breiter Front fallen, verschieben Verbraucher größere Anschaffungen, da sie auf niedrigere Preise warten. Das jedoch lähmt die gesamtwirtschaftliche Nachfrage und belastet damit das Wachstum, was über sinkende Beschäftigung zu einer wirtschaftlichen Abwärtsspirale führt. Anders als bei steigenden Preisen können Zentralbanken kaum etwas gegen Deflation tun, da ihr wichtigstes Instrument der Leitzins ist, der jedoch bereits bei 0 Prozent liegt.

Starker Yen drückt zusätzlich

Beobachter befürchten, dass die Deflation wegen des starken Yen länger anhalten wird, da die Aufwertung eine große Bürde für die exportorientierte Wirtschaft des Landes darstellt und somit die Konjunkturerholung abzuwürgen droht. Die Bank of Japan könnte deshalb zu einer weiteren Lockerung ihrer bereits extrem expansiven Geldpolitik gezwungen sein.

Die jüngste Entwicklung zu Jahresbeginn könnte den Skeptikern Recht geben. Vorläufigen Berechnungen zufolge sanken die Verbraucherpreise im Großraum Tokio im Januar um 0,2 Prozent, der Gesamtindex fiel um 0,1 Prozent. Die Daten aus Tokio, die einen Monat Vorlaufzeit vor den nationalen Zahlen haben, werden als Indikator für die künftige Entwicklung angesehen.

Regierung gelobt Haushaltsdisziplin

Zusätzlich zum fallenden Preisniveau steht Japan auch wegen seiner hohen Staatsschulden zunehmend unter Druck. Die Ratingagentur S&P hatte ihre Bonitätsnote wegen der hohen Schulden Japans jüngst um eine Stufe von "AA" auf "AA-" gesenkt. Der Schritt erhöht den Druck auf die japanische Regierung, weil ein schlechteres Rating künftige Darlehen für das Land teurer machen dürfte. Nach Ansicht von S&P fehlt ein glaubwürdiger Plan der japanischen Regierung, die Rekordschulden des Landes abzubauen.

Ministerpräsident Naoto Kan stellte eine Sanierung des Haushalts in Aussicht. "Es ist wichtig, die Haushaltsdisziplin beizubehalten und das Marktvertrauen in Japans öffentliche Finanzen zu gewährleisten", sagte Kan am Freitag im Oberhaus des Parlaments. Er sei sich der Aufgaben völlig bewusst. Kan verwies darauf, dass er noch Finanzminister gewesen sei, als Griechenland von der Schuldenkrise erfasst wurde.

Allzu viel Zeit kann sich Kan mit den Plänen nicht lassen: Der Internationale Währungsfonds fordert von Japan wie auch von den USA, rasch Pläne zur Sanierung ihrer Haushalte vorzulegen. Andernfalls könnten die Finanzmärkte die beiden Länder ins Visier nehmen. Japans Staatsverschuldung liegt derzeit bei rund 200 Prozent des Bruttoinlandsprodukts und ist damit so hoch wie in keinem anderen Industrieland. An den Finanzmärkten hat die hohe Schuldenlast bisher vor allem deshalb nicht zu vergleichbaren Verwerfungen wie in Europa geführt, weil Japan weitgehend im Inland verschuldet ist. Zwei Drittel stammen von BAnken und Lebensversicherungen.

Quelle: ntv.de, nne/DJ/rts

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