Wirtschaft

Teufelskreis der fallenden Preise Deflation würgt Tokio

Japan bleibt in der Abwärtsspirale aus fallenden Preisen und einer schwachen Nachfrage gefangen. Die Verbraucherpreise gehen im Juli den 17. Monat in Folge zurück. Das Deflationsproblem weitet sich aus. Die Regierung muss handeln.

Angst ist ein schlechter Ratgeber: Im Umgang mit Würgeschlangen und Preisspiralen muss überlegt gehandelt werden.

Angst ist ein schlechter Ratgeber: Im Umgang mit Würgeschlangen und Preisspiralen muss überlegt gehandelt werden.

(Foto: REUTERS)

Schwache Daten vom Arbeitsmarkt und der fortgesetzte Preisverfall trüben den Ausblick für die japanische Wirtschaft weiter ein. Die Verbraucherpreise gingen auch im Juli zurück. Damit schraubt sich Japan tiefer in die Deflation. Der Juli war der 17. Monate in Folge mit rückläufigen Preisen. Der Rückgang des Kernindex ohne Lebensmittel verlangsamte sich zwar gegenüber den Raten im vergangenen Sommer. Die Entwicklung verstärkte jedoch die Sorge, dass die drittgrößte Volkswirtschaft noch auf Jahre hinaus nicht aus der Deflation herauskommt.

"Japan wird noch weitere zwei oder drei Jahre darin stecken bleiben", sagte Takeshi Minami, Chef-Volkswirt am Forschungsinstitut Norinchukin. In einer Deflation stellen sich Verbraucher nach der herrschenden Lehrmeinung auf weiter fallende Preise ein und halten sich deshalb mit Investitionen zurück. Eine Deflation hat auch auf Unternehmensseite volkswirtschaftlich ungünstige Auswirkungen: Der Preisverfall drückt die Umsätze und Gewinne der Unternehmen, die dann ebenfalls Abstand von Investitionen nehmen und tendenziell weitere Jobs abbauen. Auf diese Weise kann sich eine Abwärtsspirale aus fallenden Preisen und sinkender Konsumbereitschaft ergeben. Diese Perspektive trägt dazu bei, die Erholung der drittgrößten Volkswirtschaft weiter zu schwächen, die ohnehin wegen ihrer derzeit starken Währung und ihrer großen Exportabhängigkeit hinter anderen Regionen hinterherhinkt.

Die Regierung in Tokio wollte noch vor dem Wochenende weitere Konjunkturimpulse verabschieden und drängt die Notenbank seit langem, noch mehr Geld in die Wirtschaft zu pumpen. Seit Wochen kursieren Gerüchte um eine baldige Intervention am Devisenmarkt.

Der landesweite Kernindex, in den Ölprodukte eingehen, fiel im Juli 1,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, wie das Innenministerium mitteilte. Im Juni erreichte der Rückgang 1,0 Prozent. Im Großraum Tokio lag der Preisrückgang im August im Vergleich zum Vorjahr bei 1,0 Prozent. Für die Region werden die Zahlen einen Monat früher vorgelegt.

Rund 3,3 Millionen ohne Arbeit

Auch am Arbeitsmarkt stellt sich die Lage nicht generell besser dar. Immerhin gab es erste Anzeichen für eine Trendwende: Japans Arbeitslosenquote ist im Juli unerwartet auf 5,2 Prozent gesunken. Im Vormonat lag die Quote geringfügig höher bei 5,3 Prozent. Das ist der erste - wenn auch minimale - Rückgang seit sechs Monaten, wie die Regierung bekanntgab.

Die Zahl der offiziell als nicht beschäftigt erfassten Bürger belief sich auf 3,31 Millionen. Das sind 280.000 weniger als ein Jahr zuvor. Auf 100 Jobsuchende kamen rein statistisch 53 offene Stellen. Im Vormonat waren es 52 gewesen. Anlass zu großem Optimismus sehen Volkswirte mit Blick auf die derzeitige Wirtschaftslage und der Festigung des Yen allerdings nicht.

Im Rahmen der bereits erwähnten Konjunkturimpulse plant die Regierung Maßnahmen zur Ankurbelung der Wirtschaft und des Arbeitsmarkts. Das exportabhängige Japan, das gerade von China als zweitgrößte Volkswirtschaft überholt wurde, leidet unter den Folgen des starken Yen und der andauernden Deflation mit fallenden Preisen.

Quelle: ntv.de, dpa/rts

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