Geld strömt ins Fondsgeschäft Deka dreht den Trend
09.04.2013, 16:57 Uhr
"Wir sehen unseren Auftrag klar umrissen als gemeinsames Wertpapierhaus der Sparkassen."
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Die Dekabank liegt voll in der Hand der deutschen Sparkassen. Das soll sich nun verstärkt im Fonds-Angebot niederschlagen. Unter neuer Führung treibt das Institut den Kurswechsel voran. Vor allem das Geschäft mit Großinvestoren soll weiter wachsen.

Will die Deka-Produkte bei den Sparkassen nicht nur ins Regal stellen: Michael Rüdiger kommt von der Credit Suisse.
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Für den neuen Deka-Chef Michael Rüdiger lässt sich der Start ins neue Amt gut an: Der Sparkassen-Fondsdienstleister hat seinen Gewinn im vergangenen Jahr deutlich ausgebaut und beobachtet zudem eine Trendwende im lange schwächelnde Geschäft mit Wertpapierfonds.
"Wir haben die Rückflüsse im Fondgeschäft weitgehend gestoppt", sagte Rüdiger bei seiner ersten Bilanzpressekonferenz als Deka-Chef. Der ehemalige Credit-Suisse-Banker, der seit Anfang November an der Spitze des Frankfurter Unternehmens steht, will künftig zudem verstärkt um institutionelle Investoren werben - und macht den Landesbanken damit immer mehr Konkurrenz.
Nach einem soliden Geschäftsjahr treibt die Dekabank zudem den Umbau zum Rundumversorger für seine Eigentümer, die Sparkassen, voran. "Wir sehen unseren Auftrag klar umrissen als gemeinsames Wertpapierhaus der Sparkassen. Da haben wir hinreichend Potenzial, was weiteres Wachstum anbetrifft", sagte Rüdiger.
Das Institut wolle seine Produkte nicht nur ins Regal stellen, sondern sich "in Beratungs- und Investmentprozesse der Sparkassen mit einbringen", erklärte Rüdiger. Im Zuge dessen sollen die Deka-Aktivitäten in vier Geschäftsfeldern gebündelt werden: Kapitalmarkt und Finanzierung sowie Wertpapier und Immobilien.
Andrang der Profi-Investoren
Im vergangenen Jahr machte die Dekabank trotz weiterer Rückschläge im Fondsgeschäft wieder mehr Gewinn. Das wirtschaftliche Ergebnis stieg um 36 Prozent auf 519,3 Mio. Euro. Im Vorjahr war diese Kernkennzahl, die Erträge minus Aufwendungen misst, im Vergleich zum Rekordjahr 2010 um fast 60 Prozent auf 383,1 Mio. Euro eingebrochen. 2012 profitierte die Deka davon, dass es an den Börsen wieder aufwärtsging. Das Kapitalmarktgeschäft konnte den gesunkenen Provisionsüberschuss ausgleichen.
Im Bereich der Wertpapierfonds gab es allerdings Probleme: Viele Anleger hielten sich nach der Finanzkrise auf Abstand zu dieser Anlageklasse. Auch in den ersten neun Monaten 2012 zogen sie noch 3,6 Mrd. Euro ab. Seitdem greifen jedoch besonders Profi-Investoren wieder zu. Im vierten Quartal flossen unter dem Strich 1,8 Mrd. Euro in die Deka-Wertpapierfonds, im Januar und Februar waren es sogar 2,6 Mrd. Euro.
Er sei zuversichtlich, dass das Geschäft auch in den kommenden Monaten gut laufe, sagte Finanzchef Matthias Danne. Das Ergebnis der ersten zwei Monate lasse sich jedoch nicht auf das Gesamtjahr hochrechnen. "Für das gesamte Jahr 2013 streben wir ein Ergebnis an, das annähernd auf dem guten Niveau des vorangegangenen Jahres liegt", sagte Danne.
Kredite für klamme Banken
Im vergangenen Jahr profitierte die Deka vom gestiegenen Marktwert von Fondsprodukten in der eigenen Bilanz, der hohen Nachfrage nach Immobilienfonds sowie dem auskömmlichen Kreditgeschäft. Zudem verdiente das Frankfurter Institut gut daran, dass es gegen Sicherheiten Liquidität an andere Banken verleiht.
Im Fondsgeschäft mit - durch die Schuldenkrise verunsicherten - Privatkunden sieht das Institut erste ermutigende Anzeichen, es sei aber noch zu früh von einer Trendwende zu sprechen, sagte Finanzvorstand Danne. "Für das laufende Geschäftsjahr gehen wir davon aus, dass sich die Rahmenbedingungen für das Fondsgeschäft nicht grundlegend gegenüber der Situation 2012 verändern werden - mit all den Hemmnissen und Widrigkeiten, die wir da gesehen werden."
Trifft die Steuer Kleinsparer?
Die Deka will künftig noch enger mit den Sparkassen zusammenarbeiten, die seit rund zwei Jahren alleiniger Eigentümer des Instituts sind. Außerdem will die Bank das Geschäft mit institutionelle Investoren wie Versicherungen, Pensionskassen oder Stiftungen ausbauen, was die Landesbanken bis 2011 mit ihrem 50-prozentigen Anteil an der Deka verhindert hatten.
Im Fondsgeschäft sei der Anteil institutioneller Kunden zuletzt bereits auf gut 20 Prozent gestiegen, sagte Deka-Vize-Chef Oliver Behrens. Künftig seien bis zu 30 Prozent denkbar. "Da ist sicherlich noch Potenzial drin."
Deka gegen nationale Alleingänge
Die Sparkassen sind seit 2011 alleiniger Eigentümer der Deka und wollen ihr Frankfurter Dachinstitut noch enger an sich binden. Das Fonds- und Teile des Kapitalmarktgeschäfts der Landesbank Berlin, die ebenfalls den Sparkassen gehört, soll im Sommer an die Deka angedockt werden, bekräftigte Rüdiger. "Wir haben die Hoffnung, das bis Mitte des Jahres hinzubekommen." Derzeit laufe eine unabhängige Unternehmensbewertung. Über den Kaufpreis sei deshalb bisher noch nicht gesprochen worden.
Sorgen bereiten dem Deka-Chef diverse Regulierungsvorstöße der Bundesregierung. Die Abtrennung riskanter Bankgeschäfte von den Kundeneinlagen müsse europaweit geklärt werden. Nationale Alleingänge seien der falsche Weg. Rüdiger fürchtet zudem, dass die geplante Finanztransaktionssteuer am Ende nicht die Banken, sondern die Fondskunden der Deka treffen wird. "Wir machen uns große Sorgen, dass Kleinsparer belastet werden."
Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts