Firmengründer kauft Anteile zurück Dell verlässt die Börse
05.02.2013, 16:23 Uhr
Ein Gigant verlässt das Parkett.
(Foto: REUTERS)
Die Aktie des US-Computerkonzerns Dell verschwindet vom Kurszettel. Der einstige Platzhirsch auf dem PC-Markt lässt sich von der Beteiligungsgesellschaft Silver Lake und seinem Gründer und Chef Michael Dell aufkaufen. Auch der Software-Gigant Microsoft ist mit einem Kredit mit an Bord. Für die Aktien gibt es einen satten Aufschlag.
Der weltweit drittgrößte Computerbauer Dell nimmt seinen Abschied vom Börsenparkett. Ein Konsortium um Firmengründer, Großaktionär und Konzernchef Michael Dell hat eine insgesamt 24,4 Mrd. Dollar schwere Übernahme ausgehandelt, wie das Unternehmen mitteilte. Hauptpartner von Michael Dell ist der Finanzinvestor Silver Lake. Auch Software-Primus Microsoft beteiligt sich mit einem zwei Mrd. Dollar schweren Kredit an dem Geschäft. Auf den meisten PC läuft Microsofts Betriebssystem Windows. Die Anteilseigner und die Wettbewerbshüter müssen dem Geschäft noch zustimmen.
Pro Aktie sollen die Dell-Aktionäre 13,65 Dollar erhalten. Das ist ein satter Aufschlag von 25 Prozent auf den Kurs, zu dem die Dell-Aktie vor dem Aufkommen der ersten Buy-out-Gerüchte im vergangenen Monat herumdümpelte.
Unternehmensgründer Michael Dell, der rund 14 Prozent der Aktien des Computerkonzerns besitzt, und neben einem Aktienpaket auch einen bedeutenden Geldbetrag in die privatisierte Dell einbringen wird, soll den Konzern auch in Zukunft führen. Michael Dell hatte den Buy-Out ins Spiel gebracht, nachdem die Aktie des einstigen Vorzeigeunternehmens im vergangenen Jahr massiv abgestürzt war. Zwischen Februar und November 2012 fiel der Kurs um mehr als die Hälfte. Nach dem Auftauchen erster Buy-Out-Gerüchte Mitte Januar legte sie wieder kräftig zu.
Dell ist nach wie vor ein Gigant in der Branche - das Unternehmen ist der drittgrößte PC-Hersteller der Welt. Zu Hochzeiten war der Konzern 100 Mrd. Euro wert. Gegründet wurde das Unternehmen 1984 von Michael Dell, als dieser noch Student war. Dell baute den heutigen Weltkonzern aus seinem Studentenzimmer heraus auf, 1988 brachte er das Unternehmen an die Börse. 2007 kehrte er nach mehreren Jahren Pause an die Konzernspitze zurück, nachdem Dell die Führung im PC-Markt an Hewlett-Packard verlor. Zuletzt war auch noch die chinesische Lenovo vorbeigezogen.
Tablet-Trend verpasst
Seit einiger Zeit schon versucht Dell einen Neuanfang - als Anbieter von renditestarken Dienstleistungen und Computern für Unternehmenskunden. Als Vorbild dient der IT-Gigant IBM, der sein PC-Geschäft einst an Lenovo verkaufte, sich auf Großrechner und IT-Services verlegte und damit erfolgreich ist. Ein solcher Wandel braucht aber Zeit, und auch klassische Hardwarehersteller versuchen auf den Trend aufzuspringen. Für viele Privatkunden sind die Angebote der traditionellen PC-Hersteller ohnehin unattraktiv geworden. Tablets und Smartphones von Apple oder Samsung haben inzwischen deutlich an Popularität gewonnen, doch Dell verschlief diesen Trend.
Nach dem Abschied von der Wall Street kann Michael Dell den Konzern ohne Rücksicht auf die Befindlichkeiten der anderen Aktionäre radikaler umbauen. "Ich bin der Überzeugung, dass durch diese Transaktion ein neues, aufregendes Kapitel für Dell, unsere Kunden und Teammitglieder beginnen wird", erklärte Michael Dell. Der Umbau sei zwar schon angestoßen, doch brauche es noch mehr Zeit.
Schon 2010 hatte Michael Dell auf einer Investorenkonferenz erklärt, er habe erwogen, Dell von der Börse zu nehmen. Die Transformation von Dell sei "unvollständig", bedauerte er seinerzeit. Die Aussagen hatten bereits damals Spekulationen über eine Übernahme ausgelöst, allerdings überwogen an der Wall Street die Zweifel, ob ein Deal dieser Größe wegen des immensen Finanzbedarfs machbar wäre.
Der Abschied von der Börse könnte die letzte Chance von Michael Dell werden, sein Lebenswerk zu retten. Der einst weltgrößte PC-Hersteller verliert kontinuierlich an Boden. Im abgelaufenen Quartal schrumpfte dem Marktforscher Gartner zufolge Dells globaler Marktanteil binnen Jahresfrist um weitere zwei Prozentpunkte auf gut ein Zehntel. Der Nettogewinn brach im dritten Quartal um fast die Hälfte auf 475 Mio. Dollar ein. Zudem hat sich ein Schuldenberg von rund 4,5 Mrd. Dollar angehäuft.
Quelle: ntv.de, sla/AFP/DJ/rts